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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Staub­schwar­zes Haar fiel ihm wirr ins Ge­sicht. Ra­vin er­kann­te vol­ler Ent­set­zen, dass der Krie­ger sei­nen Blick such­te – und ihn fand. Er­lo­sche­ne Au­gen blick­ten in die sei­nen. Dun­kel und ge­furcht, wie ver­brannt war das Ge­sicht. Und da wa­ren Au­gen, de­ren Blick an Ra­vin zerr­te, als wür­den vie­le klei­ne Kral­len in sei­ne Brust grei­fen und an sei­ner See­le rei­ßen. Dann lös­te der Krie­ger sich auf. Zu Ne­bel wur­de er, in dem sche­men­haft nur noch die Au­gen leuch­te­ten. Schließ­lich er­lo­schen auch sie.
    »Ra­vin!«
    Er­schro­cken nahm er wahr, dass Ami­na nach ihm schrie. Va­ju tanz­te wie ver­rückt, um ei­nem Pferd aus­zu­wei­chen, das sich auf­bäum­te und mit den Vor­der­hu­fen ih­ren Hals auf­zu­schlit­zen ver­such­te. Ei­ne Klin­ge saus­te so dicht an Ra­vins Wan­ge vor­bei, dass er den kal­ten Luft­hauch spü­ren konn­te.
    »Du bist tot, Ra­vin!«, heul­te es ne­ben sei­nem Ohr. Ver­zwei­felt pa­rier­te er und blick­te in ein Paar ro­ter Au­gen.
    »Ra­vin!«, schrie Ami­nas Stim­me wie­der durch den Lärm. Doch er konn­te sich nicht ori­en­tie­ren. Der Krie­ger um­kreis­te ihn. Er wehr­te ein paar Hie­be mit sei­ner Schleu­der und sei­nem Schwert ab. Es ge­lang ihm, den Rei­ter aus dem Gleich­ge­wicht zu brin­gen. Doch sei­ne Oh­ren wa­ren voll von Ge­schrei. Darians Stim­me: »Ra­vin, hilf mir!«
    Ge­hetzt blick­te er sich um, doch konn­te er auch Dari­an nir­gends se­hen. In der Mas­se der Kämp­fen­den ent­deck­te er end­lich Ami­na. Sie dräng­te sich her­an und hielt ihm den Rücken frei.
    »Ra­vin!«, klag­te ein Hall­ge­spenst mit Ami­nas ster­ben­der Stim­me ne­ben ihm. In die­sem Mo­ment blick­te Ami­na ihn an und gab ihm ein Zei­chen.
    »He!«, rief sie und presch­te im Halb­rund da­von.
    »Ich st­er­be!«, hauch­te ih­re Stim­me dicht ne­ben Ra­vins Ohr.
    »Ra­vin!«, stöhn­te Dari­an. Als er sich um­blick­te, sah er meh­re­re ro­te Au­gen­paa­re von Hall­ge­spens­tern. Ami­na hat­te Recht ge­habt: Der Bann­kreis war ge­bro­chen. Doch zum ers­ten Mal hör­te Ra­vin Hall­ge­spens­ter, die nicht nur frem­de Wor­te wie­der­hol­ten, son­dern aus ei­ge­nem An­trieb Sät­ze spra­chen, mit der deut­li­chen Ab­sicht, die Kämp­fen­den zu ver­wir­ren.
    Der Rei­fer hat­te sein Gleich­ge­wicht wie­der­ge­fun­den und sporn­te sein Pferd an. Ra­vin schlug Va­ju mit der fla­chen Hand auf den Hals und sie brach mit wir­beln­den Hu­fen nach links aus und presch­te mit an­ge­leg­ten Oh­ren hin­ter Ami­nas Ban­ty her. Aus dem Au­gen­win­kel ent­deck­te er Jer­rik, der mit zwei Rei­tern kämpf­te. Von rechts schob sich ein Schat­ten in sein Blick­feld. Ra­vin duck­te sich, doch es war zu spät. Ein Schlag ge­gen sei­ne Schul­ter riss ihn von Va­jus Rücken.
    »Hil­fe!«, schrie ei­ne Stim­me ne­ben sei­nem Ohr, doch er wuss­te, das war nur ein Hall­ge­spenst. Er roll­te zur Sei­te und spür­te an der Er­schüt­te­rung des Bo­dens, noch be­vor er hin­schau­te, wie ei­ne Klin­ge ihn knapp ver­fehl­te und das Ei­sen sich in den Bo­den ne­ben ihn bohr­te. O nein!, schrie es in sei­nem Kopf. Das Ge­tö­se um ihn her­um wur­de lau­ter. Er hör­te das Ge­tram­pel von Hu­fen, töd­li­che Huf­ei­sen um­tanz­ten sei­nen Kopf, er sah die Bei­ne ei­nes Ban­tys und roll­te sich wei­ter aus dem Kampf­feld. Noch ein­mal saus­te die Klin­ge durch die Luft, dann hat­te Ami­na den Rei­ter zu­rück­ge­drängt. Das Schwert des Ba­dok fiel zu Bo­den.
    »Los!«, schrie sie ihm zu. »Nimm es!«
    Ra­vin rap­pel­te sich auf und woll­te nach dem Schwert grei­fen. Doch er stol­per­te über einen zu­sam­men­ge­kau­er­ten Kör­per und fiel. Zwei Au­gen starr­ten ihn ganz und gar wahn­sin­nig an. Sel­la saß völ­lig ver­stört auf dem Bo­den und hielt sich die Oh­ren zu.
    »Ich ver­blu­te!«, schrie Darians Stim­me ne­ben Ra­vin – er schüt­tel­te den Kopf und robb­te zu Sel­la. »Los, zu den Bäu­men, Sel­la!«
    Dann kam der Krie­ger.
    Ra­vin fühl­te ihn, be­vor er ihn sah. Er saß auf ei­nem rie­sen­haf­ten, stein­grau­en Pferd. Sein Man­tel war flie­ßen­des Sil­ber, so kalt wie sein Schwert, das er in der Hand hielt. Um ihn war es still, kein Hauch reg­te

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