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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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mach­te. Die Schmer­zen in sei­nem Bein wur­den schlim­mer. In­zwi­schen hum­pel­te er stark, doch er nahm sich zu­sam­men und Ami­na sprach ihn nicht dar­auf an. Sie ras­te­ten kaum, schlie­fen un­ru­hig und nur kurz, be­vor sie wie­der auf­bra­chen. Sein Schlaf war traum­los und von Schmerz über­schat­tet.
    Sie sam­mel­ten Ja­lafrüch­te und aßen das Tro­cken­fleisch, das sie im ver­wüs­te­ten La­ger ge­fun­den hat­ten. Dann setz­te ein küh­ler Früh­som­mer­re­gen ein. Gras und Blu­men be­gan­nen rasch die Spu­ren zu über­wu­chern. Am sechs­ten Tag wur­de es so kalt, dass sie be­schlos­sen, al­ler Vor­sicht zum Trotz, ein Feu­er zu ma­chen. Ami­na hat­te einen ver­deck­ten La­ger­platz aus­ge­wählt und sich dar­an ver­sucht, einen ma­gi­schen Schutz­kreis zu zie­hen.
    »Ich hof­fe, sie las­sen uns zu­min­dest für ei­ne kur­ze Rast in Ru­he!«, flüs­ter­te sie, als sie sich an­schick­te das Feu­er zu ent­fa­chen. Er­schöpft kau­er­ten sie sich dicht an die Flam­men und wärm­ten sich.
    »Was meinst du, wo­hin rei­ten sie?«, frag­te Ra­vin und muss­te nie­sen.
    »Jer­rik hat oft er­zählt, dass Ba­dok im Lan­des­in­ne­ren ei­ne Burg be­sitzt. Ei­ne Fes­tung aus Stein, die selbst ein Blitz nicht spal­ten kann. Ich weiß nicht, ob es wahr ist. Aber sie rei­ten di­rekt auf den Ta­sos-Pass zu. Und das wä­re die rich­ti­ge Rich­tung.«
    »Lan­ge wer­den ih­re Spu­ren nicht mehr sicht­bar sein. Oh­ne Pfer­de sind wir ein­fach zu lang­sam!«
    Ami­na schwieg.
    »Gibt es in den Wäl­dern hier kei­ne Ban­tys?«, fuhr Ra­vin fort.
    Ami­na blick­te ihn über­rascht an.
    »Ra­vin va La­gar – da sitzt du mit ei­ner schlim­men Ver­wun­dung, durch­nässt und oh­ne Hoff­nung an die­sem küm­mer­li­chen Feu­er und klagst nicht, son­dern fragst nach Ban­tys!« Sie lä­chel­te und zum ers­ten Mal sah Ra­vin kei­nen Spott in ih­rem Ge­sicht.
    »Na­tür­lich gibt es Ban­tys hier. Aber es wür­de uns viel Zeit kos­ten, auch nur ei­nes da­von zu fan­gen und zu zäh­men.«
    »Einen Ver­such wä­re es wert! So wild und ge­fähr­lich sa­hen eu­re nicht aus.«
    »Na­tür­lich nicht. Aber weißt du, wie wild sie wa­ren, be­vor wir sie ge­zähmt ha­ben? Es dau­ert vie­le Mon­de, bis ein Ban­ty über­haupt einen Rei­ter auf sei­nem Rücken dul­det. Und dann läuft es noch lan­ge nicht in die Rich­tung, in die du es lei­ten willst. Sie wir­ken harm­los, aber sie sind al­les an­de­re als das. Hat dir Ladro nicht er­zählt, wo­her die Ban­tys kom­men?«
    Er schüt­tel­te den Kopf, fas­zi­niert von der Leb­haf­tig­keit, die Ami­na plötz­lich an den Tag leg­te. Ein paar Fun­ken knis­ter­ten in den schwar­zen Nacht­him­mel. Plötz­lich wur­de Ra­vin warm. Ami­na lach­te und be­gann:
    »Man sagt, in ei­ner Zeit, als die Hall­ge­spens­ter noch Men­schen wa­ren, da leb­te im Berg Ska­ris­kal ei­ne sehr al­te Bergs­han­jaar. Sie hat­te viel Gu­tes ge­tan, doch sie war alt ge­wor­den und mü­de und auch bit­ter. Nie­mals ging sie in den Wald hin­un­ter, sie lieb­te al­lein den Stein. Die­se Shan­jaar hieß Ka­lan­jen und hat­te ei­ne Toch­ter, Elis. Elis war schö­ner und lich­ter als ei­ne Ber­gnym­phe, sie hat­te sil­ber­wei­ßes Haar, das ihr bis hin­un­ter zu den Fes­seln fiel, und Au­gen aus hell­blau­em Berg­kris­tall. Man sagt, Ka­lan­jen ha­be sie in ei­nem Berg­see ge­fun­den. Sie trieb auf dem Was­ser­spie­gel wie ein tro­ckenes Stück Holz und Ka­lan­jen schwamm hin­aus, hol­te sich das Was­ser­kind und zog es auf. Elis lieb­te die Ber­ge, doch noch mehr lieb­te sie die Bä­che und Seen. Ei­nes Ta­ges folg­te sie dem Ge­birgs­bach ein Stück ins Tal und ging aus Neu­gier wei­ter, bis sie zum Wald kam. Das küh­le Grün ge­fiel ihr sehr viel bes­ser als die nack­ten Fel­sen, zwi­schen de­nen sie leb­te, al­so ging sie wei­ter und wei­ter – und traf auf einen schla­fen­den Wald­men­schen. Schön war er, hoch ge­wach­sen wie sie, sein Haar war rot wie das Holz des Mar­ju­la­bau­mes. Sein Na­me war Fa­ran. Als er die Au­gen auf­schlug, blick­te er in Elis’ la­chen­des Ge­sicht und ver­lieb­te sich so­fort in sie. Lan­ge Zeit leb­ten sie im Wald. Doch schließ­lich ent­deck­te Ka­lan­jen sie, nahm Elis

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