Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
Vom Netzwerk:
mit sich und be­leg­te Fa­ran mit ei­nem Fluch: So­bald er sei­nen Wald ver­lie­ße, wür­de er al­tern und ster­ben. Elis dach­te nach. Wenn er den Wald nicht ver­las­sen konn­te, wür­de sie zu ihm kom­men und Ka­lan­jen für im­mer ver­las­sen. Sie schick­te ih­re Nach­richt an Fa­ran. Wenn Abends­tern und Son­ne ge­mein­sam am Him­mel stün­den, soll­te er am Wald­rand auf sie war­ten. Ka­lan­jen war wü­tend, als Elis ihr von ih­rem Ent­schluss er­zähl­te, bei Fa­ran zu blei­ben.
    »Nie­mals!«, rief sie und schleu­der­te ei­ni­ge große Fel­sen ins Tal. Mit sol­cher Wucht roll­ten sie auf den Wald zu, dass Elis fürch­te­te, sie wür­den den Wald über­rol­len und Fa­ran tö­ten. Und ge­nau das hat­te Ka­lan­jen ja auch im Sinn. »Nun lauf«, sag­te die Shan­jaar zu ih­rer Toch­ter. »Wenn du schnel­ler bist als die Fel­sen, ge­hört Fa­ran dir!«
    Und Elis lief, dass ihr lan­ges sil­ber­wei­ßes Haar hin­ter ihr her­flog. Sie rann­te, so schnell sie konn­te, um die Fel­sen zu über­ho­len, die auf ih­rem Weg ins Tal al­les mit sich ris­sen, was sich ih­nen in den Weg stell­te. Doch er­kann­te sie bald, dass sie zu lang­sam war. Elis war ver­zwei­felt – un­ten am Wald­rand sah sie Fa­ran ste­hen. Er hob ihr die Hän­de ent­ge­gen wie zum letz­ten Gruß. Elis spür­te, wie die Er­schöp­fung an ih­ren Bei­nen zerr­te. Doch sie gab nicht auf! Der An­blick von Fa­rans Ge­stalt am Wald­rand ver­lieh ihr neue Kräf­te, fast hol­te sie einen der Fels­bro­cken ein – da stol­per­te sie und fiel auf den Stein­bo­den. Und da, als ihr Haar den Stein be­rühr­te, ver­wan­del­te Elis sich in einen schnel­len Ge­birgs­bach. Bei­na­he hat­ten die ers­ten Fel­sen den Wald er­reicht, da floss das sil­ber­hel­le Was­ser vor den Fel­sen in den Wald – und je­der der Fel­sen ver­wan­del­te sich in ein Ban­ty­pferd! Flink und wen­dig, oh­ne lang­sa­mer zu wer­den ström­ten sie ins Un­ter­holz und wi­chen ge­schickt den Bäu­men aus. Seit­dem le­ben die Ban­tys im Wald. ›Bant‹ heißt in der Berg­s­pra­che ›Fels‹. Und Elis und Fa­ran, sagt man, le­ben noch heu­te hier. Ih­re Kin­der sind die Naj, die im Fluss le­ben, wie ih­re Mut­ter es ger­ne tat. Elis wacht über den Schlaf al­ler, de­ren Wohn­statt der Wald ist.«
    Ra­vin lach­te. Sein Herz war plötz­lich frei und leicht, wie schon seit vie­len Mon­den nicht mehr.
    »Ei­ne schö­ne Ge­schich­te. Und ein schö­nes Hoch­zeits­ge­schenk, das die Bergs­han­jaar ih­rer Toch­ter mach­te!«
    Ami­na sah ihn über­rascht an.
    »Du meinst, es war ein Hoch­zeits­ge­schenk?«
    »Na­tür­lich! Ka­lan­jen hat die Lie­be von Elis auf die Pro­be ge­stellt.«
    Ami­na zog die Brau­en hoch.
    »Nun ja, dann wür­de auch der Mar­ju­la­brauch ei­ne neue Be­deu­tung be­kom­men.«
    »Was ist das für ein Brauch?«
    »Wenn man ver­liebt ist, schenkt man sei­ner Elis oder sei­nem Fa­ran ein aus Mar­ju­la­holz ge­schnitz­tes Ban­ty. Es sym­bo­li­siert die tie­fe Ver­bin­dung.«
    Ra­vin schau­te ins Feu­er. Sie schwie­gen. Er be­merk­te, dass ihr Blick auf ihm ruh­te.
    »Und du, Ra­vin va La­gar?«, frag­te sie. »Hast du dei­ne Elis schon ge­fun­den?«
    Ih­re Au­gen blitz­ten. Ra­vin wur­de rot und griff zu ei­nem Stück Tro­cken­fleisch. Er dach­te dar­an, wie ver­traut Ami­na und Ladro mit­ein­an­der um­gin­gen und wie sie sich an­lä­chel­ten, und fühl­te un­er­klär­li­cher­wei­se einen klei­nen Stich in der Brust.
    »Bei uns …«, ant­wor­te­te er aus­wei­chend, »… schenkt man sich einen blau­en Ta­ma­ras, einen Glücks­stein aus dem See.«
    Ami­na frag­te nicht wei­ter. Als er sie ver­stoh­len an­sah, sto­cher­te sie im Feu­er. Ihr Ge­sicht war wie­der ernst.
    »Ent­schul­di­ge«, sag­te sie. »Ich woll­te nicht neu­gie­rig sein.«
    Er biss sich auf die Lip­pen und schalt sich da­für, dass er so un­ge­schickt rea­giert hat­te.
    »Nein …. ich mein­te nur …«, stot­ter­te er.
    Doch dann schwie­gen sie bei­de und blick­ten ins Feu­er.
    Ra­vin muss­te im Sit­zen ein­ge­nickt sein, denn wäh­rend er nach­denk­lich in die Glut starr­te, schi­en es ihm plötz­lich, als be­rühr­te ein hei­ßer Luft­zug sei­ne Stirn. Der Fal­ter streif­te über sei­ne

Weitere Kostenlose Bücher