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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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ih­nen ge­hört. Mach doch den Mund auf, stum­mer Berg­mensch! Wer hat es dir er zählt?«
    »Nie­mand«, stot­ter­te Ra­vin. »Ich ha­be ganz zu­fäl­lig …«
    »Ganz zu­fäl­lig ge­lauscht?« Ruk grins­te. »Warum nicht. An­geb­lich sind kei­ne Ge­fan­ge­nen aus dem be­sieg­ten Land da­bei. Sagt man. Aber ich glau­be ih­nen nicht.«
    Ra­vin starr­te düs­ter vor sich hin. Von fern hör­te er Schrit­te und nahm noch ein­mal sei­nen Mut zu­sam­men.
    »Wo ist die Ro­te Hal­le?«, frag­te er lei­se.
    Ruk blick­te sich um, dann als er si­cher war, beug­te er sich zu ihm. »Du bist gar nicht so dumm, wie du tust, Ga­lo, nicht wahr? Die Hal­le ist drei Trep­pen un­ter uns, sieh …«
    Er nahm sein Mes­ser und kratz­te den Grund­riss der Burg in die Stein­plat­te auf dem Bo­den.
    »Hier sind die Hal­len, siehst du? Zwei Hal­len auf je­der Ebe­ne. Wir sind ganz oben, zwei Trep­pen wei­ter un­ten sind die Ge­mä­cher für Gäs­te und die Hal­le, in der sich Ab­ge­sand­te oder Rei­sen­de zum Ge­spräch tref­fen. Dar­un­ter be­ginnt der wirk­lich präch­ti­ge Teil der Burg. Kein Ver­gleich zu die­sem Stall hier. Da ist die Ro­te Hal­le, ganz aus Mar­ju­la­holz ge­schnitzt. Die­se Bäu­me wach­sen dort, wo es wär­mer ist, am Meer. Ich ha­be noch nie einen Mar­ju­la­baum ge­se­hen, du? Na, egal. Das war frü­her die Hal­le der Ge­sän­ge. Heu­te sagt man, schmie­den Ba­dok und Dio­len dort ih­re Plä­ne.«
    »Und wei­ter un­ten?«
    Die ers­ten Rei­ter ka­men zu ih­ren La­gern. Auf je­der Bett­statt lag ein Stück Brot und et­was Tro­cken­fleisch. Ruk blick­te sich um, als woll­te er nicht er­tappt wer­den.
    »Un­ter der Ro­ten Hal­le?«, mur­mel­te er, wäh­rend er sei­ne Zeich­nung mit dem Stie­fel ver­wisch­te. »Da sind nur noch die Ge­fäng­nis­se.«
    Ra­vin schluck­te. Ruk zwin­ker­te ihm zu und ging zu sei­nem La­ger. Als er si­cher war, dass kei­ner sein ver­wein­tes Ge­sicht se­hen wür­de, nahm Ra­vin sei­nen Le­der­helm ab und leg­te sich auf sei­ne Schlaf­mat­te. Un­ge­duld zerr­te an sei­nem Her­zen und ließ es un­re­gel­mä­ßig und schnell schla­gen. Im Geis­te be­gann er einen Grund­riss der Burg zu zeich­nen. Er muss­te bis ganz nach un­ten ge­lan­gen. Was hat­te Bor ge­sagt: »In ei­ni­gen Ta­gen wer­det ihr un­se­rem Herrn ge­gen­über­tre­ten und schwö­ren.« Ver­mut­lich wür­de die Ze­re­mo­nie al­so in der Ro­ten Hal­le statt­fin­den. So konn­te er un­auf­fäl­lig die drei Trep­pen be­wäl­ti­gen. Un­ge­duld durch­puls­te ihn, doch er krall­te sei­ne Fin­ger in die Mat­te und zwang sich ru­hig zu sein.
    Er war über­zeugt nie wie­der schla­fen zu kön­nen, den­noch muss­te er ein­ge­schla­fen sein. Ei­ne schwar­ze Ge­stalt trat im Traum ne­ben Ra­vin in den Feu­er­schein und ging auf Jo­lon zu. Jo­lon streck­te die Hand nach ihr aus und lä­chel­te. Dä­mo­ni­sche Au­gen blick­ten aus dem Feu­er – und ir­gend­wo zwi­schen den Flam­men blitz­te Na­jas Lä­cheln auf. Ra­vin wand­te sich um und sah Lai­os. Ra­vin er­schi­en er viel jün­ger und we­ni­ger ge­beugt, als er ihn in Er­in­ne­rung hat­te. Mit der Hand griff er in den Nacht­him­mel und pflück­te den Si­chel­mond vom Him­mel. »Fang!«, rief er und warf den Mond Ra­vin zu. Er­schro­cken streck­te er die Hän­de aus um ihn zu fan­gen, doch ei­ne Spit­ze durch­bohr­te sei­ne Hand. Er schrie auf, nicht vor Schmerz, son­dern über­rascht vom An­blick des Blu­tes. Mit ihm schi­en sei­ne gan­ze Un­ge­duld wie Gift aus sei­nem Kör­per zu flie­ßen. Er wur­de ru­hig und schläf­rig. Jo­lon lä­chel­te ihm zu.
    Ra­vin er­wach­te von ei­ner tie­fen Ru­he er­füllt, we­ni­ge Au­gen­bli­cke, be­vor Bor in der Tür er­schi­en um die Hor­jun zu den Kamp­f­übun­gen zu ru­fen. Wie die an­de­ren Hor­jun warf er sich so­fort den schwar­zen Man­tel über und folg­te Bor zu den Reit­hal­len.
    Drei Ta­ge üb­ten sie un­er­müd­lich.
    »Gut, Ga­lo!«, rief Am­gar je­des Mal, wenn Ra­vin ein Kunst­stück, et­wa das Hän­gen un­ter dem Bauch sei­nes Pfer­des in vol­lem Ga­lopp, gut ge­meis­tert hat­te. Ra­vin schaff­te es, sich von den Pfer­de­stäl­len fern zu hal­ten. Mit et­was Ver­hand­lungs­ge­schick ge­lang

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