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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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es ihm, ein Pferd aus ei­nem an­de­ren Stall zu be­kom­men, der weit von der Stel­le ent­fernt war, wo Va­ju und Don­do sich be­fan­den. Es stimm­te ihn trau­rig, wenn er sich vor­stell­te, wie die Pfer­de auf Hil­fe war­te­ten, ge­fan­gen von ei­nem Zau­ber, der so mäch­tig war, dass er so­gar flie­ßen­des Was­ser zu hal­ten ver­moch­te.
    Abends saß er mit mü­den Kno­chen mit Ruk zu­sam­men und lern­te vie­le Din­ge über die Burg.
    Ei­nes Mor­gens weck­te Bor die Hor­jun be­son­ders früh. Ih­nen wur­de be­foh­len, ih­re Aus­rüs­tung in Ord­nung zu brin­gen und Bor in die Hal­le der Ge­sän­ge zu fol­gen.
    Die Hor­jun be­tra­ten schwei­gend den Raum und lie­ßen ehr­fürch­tig ih­re Bli­cke über das po­lier­te Holz wan­dern. Die­sem Saal sah man nicht an, dass er mit­ten in den Fel­sen ge­hau­en war. Al­les, Wän­de, De­cke und ein Teil des Bo­dens, war mit Mar­ju­la­holz ge­tä­felt, das im Feu­er­schein röt­lich und warm leuch­te­te. In­tar­si­en aus Perl­mutt zeig­ten Sze­nen aus dem Wald- und Dor­fle­ben und hö­fi­sche Fes­te, die Ra­vin nur aus Mär­chen kann­te. Der Fa­ckel­schein ließ die Ecken des Raum­es düs­ter fla­ckern – und wie­der, wie so oft, glaub­te Ra­vin Na­jas Ge­sicht in ei­ner Fa­ckel­flam­me auf­leuch­ten zu se­hen. Et­wa hun­dert Hor­jun dräng­ten sich in­zwi­schen im Raum, schar­ren­de Stie­fel er­füll­ten die Hal­le mit dem schar­fen Kli­cken von Ei­sen auf Stein. Die Wän­de war­fen das Echo zu­rück. Als Ra­vin die Stim­me von Bor ver­nahm, die in die­sem Raum laut und un­ge­wohnt me­lo­disch klang, wur­de ihm klar, warum man die­sen Raum die Hal­le der Ge­sän­ge nann­te.
    Das Schar­ren ver­stumm­te, als Dio­len den Raum be­trat.
    Ra­vin er­kann­te ihn, noch be­vor er in sein Ge­sicht ge­schaut hat­te. Er war groß und be­weg­te sich mit An­mut. Man hät­te ihn für einen der jun­gen Hor­jun hal­ten kön­nen, für einen Shan­jaar, viel­leicht auch für einen Ge­sand­ten. Die küh­le Ru­he, die ihn um­gab, strahl­te Macht und Stolz aus. Der ge­mes­se­ne Gang war so leicht, dass sein Sil­ber­man­tel sich kaum bausch­te. Schau­dernd er­in­ner­te sich Ra­vin an das Ge­sicht des Rei­ters auf der Lich­tung. In die­ser Hal­le er­schi­en er Ra­vin we­ni­ger dä­mo­nisch. Dio­len wand­te sich um. Die ge­schwun­ge­nen Lip­pen hät­ten zu ei­nem Sän­ger ge­passt, aber das Lä­cheln, zu dem sich Dio­lens Mund für ei­ne kur­z­en Mo­ment ver­zog, war nicht freund­lich. Da war es wie­der, das Ge­sicht, das Sel­la in den Wahn­sinn ge­trie­ben hat­te. Und die­se sanf­te und kral­len­be­wehr­te Stim­me rief die Er­in­ne­rung an den Kampf wie­der wach. Ra­vin riss sei­nen Blick von Dio­len los und starr­te auf sei­ne Stie­fel­spit­zen. Ihm war übel, für einen Mo­ment glaub­te er den Staub zwi­schen sei­nen Zäh­nen zu schme­cken, wie da­mals als er Sel­la zu Bo­den ge­drückt hat­te. So re­al hol­te ihn die Er­in­ne­rung wie­der ein, dass er bei­na­he den Mann an Dio­lens Sei­te über­se­hen hät­te, der mit ihm den Raum be­tre­ten hat­te. Jer­rik!
    Doch schon im nächs­ten Mo­ment er­kann­te er, dass es ei­ne Täu­schung war. Der Mann war klei­ner und drah­ti­ger als Jer­rik, er hat­te bu­schi­ge Au­gen­brau­en und schnee­wei­ßes Haar. Es muss­te Ba­dok sein. Nun er­hob er bei­de Ar­me zum Hor­jun-Gruß – und auch die­se Ges­te er­in­ner­te an die Art, wie Jer­rik einen ge­wich­ti­gen Satz un­ter­strich. Ra­vin war ir­ri­tiert.
    »Hor­jun!«, sprach er. Sei­ne Stim­me klang ver­hal­ten, aber so deut­lich, dass man sie in je­dem Win­kel des Raum­es hö­ren konn­te.
    »In den ver­gan­ge­nen Ta­gen habt ihr viel ge­lernt. Doch noch lan­ge nicht ge­nug für die schreck­li­che und schwe­re Auf­ga­be, die euch er­war­tet: ein Krieg, den zu­vor noch kein Mensch füh­ren muss­te, ge­gen einen Geg­ner, so ge­fähr­lich, wie ihn un­se­re Se­her sich nicht grau­sa­mer aus­ma­len könn­ten. Mor­gen wer­det ihr in die Feu­er­ber­ge ge­hen und eu­ren Schwur leis­ten. In we­ni­gen Ta­gen zie­hen wir in das be­sieg­te Land. Denn die Herr­sche­rin die­ses Lan­des will Ska­ris zer­stö­ren. Ih­ren Un­ter­ta­nen hat sie be­reits

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