Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
Vom Netzwerk:
die See­len ge­raubt. Wil­len­los und aus­ge­höhlt wie fau­li­ge Baum­stäm­me fol­gen sie ih­ren Be­feh­len. Auch uns will sie zu ih­ren see­len­lo­sen Skla­ven ma­chen.« Er mach­te ei­ne Pau­se. Die Hor­jun ver­harr­ten stumm. Manch ei­ner be­müh­te sich of­fen­sicht­lich dar­um, sich die Angst nicht an­mer­ken zu las­sen.
    »Ihr wer­det schreck­li­che Din­ge se­hen«, fuhr Ba­dok fort.
    »Doch die Krie­ger aus dem Lan­de Run wer­den euch bei­ste­hen.«
    Er nick­te ei­ner Grup­pe von Er­lo­sche­nen zu, die in der Mit­te der Hal­le stan­den. Bleich vor Zorn krampf­te Ra­vin sei­ne Hand um das Schwert. Die Lü­ge trieb ihm Trä­nen der Wut in die Au­gen.
    »Nun«, er­griff Dio­len lei­se das Wort, »wer­den wir euch zei­gen, was die He­xe mit uns vor­hat. Mit eu­ren Müt­tern, Vä­tern, Schwes­tern, eu­ren Freun­den, Kin­dern und al­len, die euch lieb sind! Ei­ne die­ser un­glück­li­chen Krea­tu­ren ver­such­te aus Tjärg zu flie­hen – und bei­na­he wä­re es ihr ge­lun­gen. Aber der dunkle Arm der He­xe er­reich­te den Mann noch an den Gren­zen zu Ska­ris. Seht selbst!« Sei­ne Stim­me hat­te den Klang dump­fer Trau­er an­ge­nom­men. Er und Ba­dok tra­ten einen Schritt zu­rück und ga­ben den Blick frei auf einen Wär­ter, der einen Ge­fan­ge­nen her­ein­führ­te. Zu­min­dest wirk­te er auf den ers­ten Blick wie ein Ge­fan­ge­ner, doch als Ra­vin ge­nau hin­sah, er­kann­te er, dass der Wär­ter ihn le­dig­lich führ­te wie ein Tier an der Lei­ne. Wil­len­los folg­te der große Mann dem Wär­ter und blieb ste­hen, als er ihn mit der Hand an­hielt. Sein Mund stand of­fen, die Au­gen glotz­ten blick­los, Spei­chel troff ihm aus dem Mund, was er nicht zu be­mer­ken schi­en. Auch die­ser Mann kam Ra­vin be­kannt vor, doch war es si­cher nie­mand aus Tjärg. Sein Man­tel war zwar den in Tjärg ge­bräuch­li­chen Klei­dungs­stücken nach­emp­fun­den, aber of­fen­sicht­lich neu und bis­her un­ge­tra­gen.
    »Streck die Hand aus!«, sag­te der Wär­ter. Der Mann hob die Hand, als wür­de ein Un­sicht­ba­rer ne­ben ihm ste­hen und ihn be­we­gen.
    »Seht ihn euch an«, flüs­ter­te Dio­len. »Und stellt euch vor, ihr seht an sei­ner Stel­le eu­re Brü­der, eu­re Schwes­tern und El­tern.«
    Mur­meln er­hob sich im Saal. Ra­vin fühl­te, wie sich sei­ne Nacken­haa­re sträub­ten. Der Mann dreh­te den Kopf und blin­zel­te in die Run­de. Im­mer noch spie­gel­te sich kein Fun­ken Ver­stand in sei­nem Ge­sicht. End­lich er­kann­te Ra­vin ihn. Es war Kil­men, ei­ner der Krie­ger, die ihn und Dari­an an Jer­riks La­ger­feu­er be­grüßt hat­ten. Ra­vin biss sich in die Un­ter­lip­pe, bis er Blut schmeck­te. Er muss­te so schnell wie mög­lich das Ge­fäng­nis fin­den! Aber wie? Am Ein­gang stan­den zwei Hor­jun und glotz­ten mit ei­ner Mi­schung aus Grau­en und Fas­zi­na­ti­on den See­len­lo­sen an. Er muss­te war­ten, bis die neu­en Hor­jun den Raum wie­der ver­lie­ßen, und dann auf dem Rück­weg zu­rück­blei­ben.
    »Kämpft al­so, Hor­jun!«, rief Dio­len »Ihr wisst nun wo­für.«
    Sie ström­ten aus der Hal­le, froh, den An­blick des See­len­lo­sen hin­ter sich las­sen zu kön­nen. Ei­ne Hand leg­te sich auf Ra­vins Schul­ter. Vor Schreck schrie er un­will­kür­lich auf. Es war Ruk. Er war blass, of­fen­sicht­lich hat­te das, was er ge­se­hen hat­te, ihn eben­so mit­ge­nom­men wie die an­de­ren Hor­jun. Trotz­dem ver­such­te er sei­ne Angst zu über­spie­len.
    »He, Ga­lo Kopf­los! Wo willst du hin?«
    »Ruk«, flüs­ter­te Ra­vin. »Ver­ra­te mich nicht. Ich ge­he nicht mit in die Feu­er­ber­ge.«
    Bor kam auf sie zu, die Hor­jun be­gan­nen sich in For­ma­ti­on zu stel­len.
    Ruk blick­te sich um, dann zerr­te er Ra­vin ein paar Schrit­te wei­ter und drück­te ihn in ei­ne Ni­sche.
    »Ich ha­be dich be­ob­ach­tet, klei­ner Bru­der«, sag­te er lei­se. »Du ge­hörst nicht zu uns, nicht wahr?« Ra­vin blieb der Mund of­fen ste­hen. Woll­te Ruk ihn ver­ra­ten?
    »Nein«, sag­te Ruk, als hät­te er Ra­vins Ge­dan­ken er­ra­ten. »Ich ver­ra­te dich nicht. Aber wenn du flie­hen willst, musst du dich be­ei­len. Am bes­ten ist, du ver­schwin­dest durch den Dienst­bo­ten­gang. Er

Weitere Kostenlose Bücher