Im Bann des Fluchträgers
führt zum Garten … und zwar hier.«
Zu Ravins Verblüffung schob er eine schmale Tür auf.
»Zieh deinen Mantel aus und gib mir dein Schwert und deinen Helm. Und deine Stiefel. Wenn sie dich morgen vermissen, bist du schon über alle Berge.« Ruk grinste. »Du versteckst dich in dieser Nische, bis wir weg sind. Am Ende des Ganges findest du eine Abzweigung, die vor einer Steinwand endet. Die Wand ist mit einem alten Zauber belegt, der sie zu einem Tor macht. Schließ die Augen, wenn du vor ihr stehst, und schreite einfach durch sie hindurch. Sie wird dich nach draußen führen.«
Ravin blickte ihn mit offenem Mund an.
»Grüß mir dein kleines Dorf in den Bergen, Galo Klugermann!«
Ravin schlüpfte aus seinen Kleidern und gab sie Ruk, der sie unter seinem Mantel verbarg.
»Ruk«, flüsterte Ravin, ehe er sich in die Nische zurückzog. »Wie hast du erkannt …«
Ruk grinste breit.
»Dein Gürtel, Galo. Die Rille, die die Schnalle ins Leder gegraben hatte, zeigt, dass der Gürtel einem viel kräftigeren Mann gehört. Und das Schwert, das du dir ausgesucht hast – ist das Schwert eines Linkshänders.«
V
iele tausend Herzschläge später war Ravin wieder unterwegs. Er trug noch seinen Gürtel und das Untergewand. Seinen Mantel mit den Brandmalen hatte er über den Arm gelegt. Er wünschte sich, er hätte Ruks Rat befolgen und durch das Tor einfach ins Freie entkommen können, doch zuerst musste er das Gefängnis finden. An einer Treppe, die nach unten führte, blieb er stehen, strich sich das Haar aus dem Gesicht und sah sich um. Entschlossen setzte er den Fuß auf die Treppe und ging hinunter, immer weiter, bis ihm beinahe schwindlig wurde. Er kam in einen Gang, in dem die Wände kein grob behauener Fels, sondern poliert waren und samten in einem magischen Licht schimmerten, das von überall und nirgendwo leuchtete.
Als er um eine Ecke bog, erstarrte er vor Schreck – ein Horjun und ein älterer Mann in einem hellen Gewand kamen auf ihn zu. Der Mann musterte interessiert Ravins Lippe und seine bloßen Füße, dann glitt sein Blick achtlos weiter. Natürlich, noch vermisste ihn niemand. Hier unten war er nichts weiter als … ein Bediensteter? Ravin senkte den Kopf, wie er es bei den Dienern in Gislans Burg beobachtet hatte, und ging zügig weiter. Der Gang endete an einem kleinen belebten Platz. Nur einen Moment zögerte er, bevor er sich seinen Weg durch die Menge von Burgbewohnern bahnte. Offensichtlich befand er sich in einer Art Schänke. An den runden Tischen wurde ein säuerlich riechendes Gebräu ausgeschenkt. Kaum einer beachtete Ravin, als er sich vorsichtig zwischen den Trinkenden hindurchschob und hier und da ein paar Gesprächsfetzen aufschnappte.
Ein dicker Mann mit blutunterlaufenen Augen und bekleidet mit einer Jacke aus einem feuerroten Fell zog Ravins Aufmerksamkeit auf sich. An seinem Arm baumelte ein Schlüssel, der aus Holz geschnitzt und mit hellem Haar umwickelt war. Ravin kannte solche Schlüssel. Jolon hatte ihm erklärt, es sei Najhaar, das einen Schlosszauber bewirke. Türen aus Holz konnte man mit der Berührung eines solchen Schlüssels fester verschließen als zwei Eisenstücke, die aneinander geschmiedet waren. Ravin sank das Herz. Was, wenn Darian und die anderen hinter Türen saßen, die auf diese Art verschlossen waren?
»Auf dass wir leben ohne Kvirinns Fluch!«, prostete der Schlüsselwächter einem anderen Mann zu.
»Ein Leben mit Nagsiks Segen!«, antwortete dieser.
Sie nahmen einen langen Schluck Wein.
»Kann diese Schwarzmäntel nicht mehr sehen«, sagte der zweite Mann und spuckte aus. »Ich verstehe ja nicht viel vom Krieg und von Hexen, aber als ich draußen war, haben wir unsere Kriege ohne sie geführt.«
»Badok wird wissen, was er tut. Die Hexe ist stark,
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