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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Um­ar­mung schwar­ze, wi­der­spens­ti­ge Lo­cken an sei­ner Wan­ge. Vor Freu­de hät­te er am liebs­ten ge­weint. Ami­na zog ihn in einen Sei­ten­gang, wo sie un­ge­stört wa­ren. Ra­vin spür­te ih­re kräf­ti­gen, war­men Fin­ger in sei­ner Hand – und die Mond­ma­le, aber dies­mal hat­te kei­ne Angst vor ih­nen.
    »Wie lan­ge bist du schon in der Burg?«, frag­te sie.
    Ra­vin schil­der­te ihr so knapp wie mög­lich sei­nen Weg durch das Fels­ge­stein und sei­ne Be­geg­nung mit der Feu­ernym­phe. Von ih­rem Kuss er­zähl­te er nichts, son­dern be­schrieb die Ta­ge, die er als Hor­jun ver­bracht hat­te. Was er ihr ver­schwieg, war der An­blick des see­len­lo­sen Kil­men. So­fort schäm­te er sich für die­se Feig­heit, doch be­ru­hig­te er sich da­mit, dass er es ihr in Ru­he er­klä­ren wür­de, wenn Zeit wä­re.
    Ami­na hat­te ihm ernst zu­ge­hört.
    »Sie wol­len al­so Tjärg über­fal­len«, sag­te sie. Kei­ne Re­gung war aus ih­rer Stim­me zu hö­ren.
    Ra­vin schluck­te und nick­te.
    »Und zwar sehr bald. Ich muss Dari­an fin­den. Wir müs­sen so schnell wie mög­lich zu­rück!«
    »Aber warum will Ba­dok das tun?« Ih­re Stim­me zit­ter­te.
    »Wenn ich das wüss­te, Ami­na. Und du? Wie bist du hier­her ge­kom­men?«
    Sie lä­chel­te ab­we­send.
    »Auf dem Steil­weg über den Pass. Ich bin noch zwei Ta­ge ge­rit­ten. Dann träum­te ich von ei­nem Mäd­chen. Sie heißt Kja­la und ist ein Kü­chen­mäd­chen. Ih­re Ge­stalt hast du eben be­wun­dern kön­nen. Nun, es war nicht schwer, ihr so lan­ge zu fol­gen, bis ich ih­re Ge­stalt träu­men und an­neh­men konn­te. Kja­la ahnt nicht, dass sie in der Burg zwei­fach exis­tiert. Ich ha­be her­aus­ge­fun­den, wo sich die an­de­ren be­fin­den müs­sen.«
    »Im Ge­fäng­nis, ir­gend­wo am En­de der Gän­ge hier?«
    »Ja, du weißt es auch?«
    Aus sei­nem Le­der­beu­tel hol­te er einen spit­zen Ei­sen­span, den er aus der Waf­fen­kam­mer der Hor­jun mit­ge­nom­men hat­te, nahm ei­ne grö­ße­re Ton­scher­be vom Gang und be­gann dar­auf einen La­ge­plan zu rit­zen.
    »Hier sind wir«, er­klär­te er und zog drei Li­ni­en. »Das sind die Sei­ten­gän­ge. In ei­nem da­von be­fin­det sich das Ge­fäng­nis.«
    »Ge­nau«, be­stä­tig­te Ami­na. »Ver­mut­lich ist es der drit­te Gang. Wir müs­sen die Wa­chen be­täu­ben. Ich war auf dem Weg, noch ei­ni­ge Din­ge da­für zu be­sor­gen.«
    »Gut, ho­len wir sie ge­mein­sam.«
    Sie schüt­tel­te den Kopf.
    »Das geht nicht. Ich … das heißt, Kja­la macht einen Bo­ten­gang. Es wür­de auf­fal­len, wenn ich plötz­lich einen Be­glei­ter hät­te. Spä­tes­tens mor­gen wer­den sie dich su­chen, und wenn du willst, dass man glaubt, du seist ge­flo­hen, bleibst du bes­ser dort, wo du nicht auf­fällst.«
    »Was ist, wenn Kja­la und du euch be­geg­net?«
    Ami­na lach­te lei­se.
    »Das ist un­mög­lich. Kja­la schläft einen sehr tie­fen Schlaf, wenn ihr zwei­tes Ich Er­kun­dun­gen ein­holt.«
    Ra­vin hat­te das Ge­fühl, er soll­te nicht wei­ter nach­fra­gen.
    »Kei­ne Sor­ge, Ra­vin. War­te auf mich. Heu­te Nacht bin ich wie­der hier. Ich zei­ge dir, wo ei­ne klei­ne Kam­mer ist, die als La­ger­raum für Le­der und Stof­fe dient. Dort wird dich nie­mand su­chen.«
    Wie­der leg­te sie die Hand über sei­ne Au­gen, und als sie sie fort­nahm, stand vor ihm die­ses frem­de, schö­ne Mäd­chen mit dem Sil­ber­haar. Er folg­te ihr zu dem Raum und schlüpf­te in die Dun­kel­heit der fens­ter­lo­sen Kam­mer.
    »Bis spä­ter«, flüs­ter­te Ami­na und schenk­te ihm Kja­las Lä­cheln.
     
    Er muss­te tat­säch­lich in die Welt der Träu­me ge­blickt ha­ben, denn er glaub­te Lai­os’ be­sorg­tes Ge­sicht zu se­hen, be­vor ihm klar wur­de, dass er mit dem Rücken am kal­ten Stein lehn­te. Fa­ckel­schein tanz­te hin­ter sei­nen Li­dern.
    »Bist du der Ge­fan­ge­ne?«, frag­te ei­ne Stim­me, die aus Rauch und Re­gen zu be­ste­hen schi­en.
    Ra­vin öff­ne­te die Au­gen und blick­te in das Ge­sicht ei­nes Er­lo­sche­nen. Ne­ben ihm stan­den der Ker­ker­wäch­ter Gramol und ein rie­sen­haf­ter Ge­hil­fe. Die­ser lä­chel­te Ra­vin schä­big an und streck­te ihm ei­ne schau­fel­ar­ti­ge Hand

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