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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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ent­ge­gen. Zer­brech­lich und ver­lo­ren lag dar­auf die Scher­be mit dem La­ge­plan.
    Ro­he Hän­de pack­ten ihn, er spür­te einen Schlag wie einen Huf­tritt ge­gen sei­ne Brust, der ihm die Luft nahm, und hör­te Ge­läch­ter. Dann saus­te ei­ne Faust in sein Ge­sicht und sein Be­wusst­sein sprang in Stücke.
    Das Nächs­te, was er sche­men­haft wahr­nahm, war ei­ne Tür­schwel­le, die un­ter sei­ner Na­se auf­tauch­te. Ein har­ter Stoß traf ihn von hin­ten. Er stol­per­te dort­hin, wo er die Tür ver­mu­te­te, und stürz­te auf scharf­kan­ti­ges Stroh. Die Tür fiel ins Schloss und Ra­vins Kopf ver­sank in ei­nem Stru­del aus Schmerz und Dun­kel­heit. Vor den Flam­men des Schmer­zes tanz­te Na­ja und warf ihm ei­ne Kuss­hand zu. Un­sin­ni­ger­wei­se muss­te Ra­vin an ih­re Er­klä­rung den­ken, dass die Er­lo­sche­nen nie von der Ge­gen­wart spra­chen, son­dern im­mer nur von dem, was sein wür­de, oder dem, was ver­gan­gen war. In die­sem Fall hat­te der dunkle Krie­ger von der Zu­kunft ge­spro­chen, denn nun war Ra­vin wirk­lich der Ge­fan­ge­ne. Er stöhn­te.
    »Geht zu­rück! Lasst ihm doch Platz!«
    Stim­men um ihn her­um.
    »Er be­wegt sich!«
    Tat er das?
    »Sie ha­ben ihn ganz schön zu­ge­rich­tet.«
    Noch ei­ne Stim­me. Ruk?
    »Komm, brin­gen wir ihn hier rü­ber.«
    Er be­gann zu schwe­ben. Es schmerz­te.
    »Seht ihr nicht, dass ihr ihm weh­tut? Nimm die Hand weg!«
    »Ich woll­te ihm nur die Haa­re aus der Wun­de strei­chen.«
    Ei­ne Hand auf sei­ner Stirn. Und dann ganz nah an sei­nem Ohr:
    »Ra­vin! Wach auf, Ra­vin!«
    Müh­sam blin­zel­te er. Ein äl­te­rer, erns­ter Dari­an blick­te ihn an. Sein hel­les Haar war län­ger und sehr zer­zaust. Sein Ge­sicht war ha­ger ge­wor­den. Als er sah, dass Ra­vin ihn er­kann­te, ging ein strah­len­des Lä­cheln über sein Ge­sicht. Und plötz­lich dreh­te sich die Zeit rück­wärts und Ra­vin sah wie­der sei­nen Freund aus Gis­lans Burg vor sich.
    »Du lebst, Ra­vin!« Er­leich­te­rung schwang in Darians Stim­me. »Mein Traum hat al­so die Wahr­heit ge­spro­chen. Erst dach­te ich, sie hät­ten dich ge­tö­tet da­mals … auf der Lich­tung …« Er sprach nicht wei­ter. Ra­vin woll­te ant­wor­ten. Trotz der Schmer­zen war er so er­leich­tert, dass er hät­te wei­nen kön­nen, doch es kam nur ein Schwall Blut aus sei­nem Mund.
    »Ruh dich aus«, sag­te Dari­an mit be­leg­ter Stim­me. »Das Ein­zi­ge, von dem wir hier mehr als ge­nug ha­ben, ist Zeit.«
    Dari­an strich über sei­ne Stirn und er fiel in ei­ne traum­lo­se Ohn­macht.
    Als er er­wach­te, fühl­te er sich bes­ser. Es muss­te Nacht sein, denn die Jer­riks schlie­fen beim Schein ei­ner klei­nen, ma­gi­schen Flam­me, die ver­mut­lich Dari­an auf dem Weg zur Burg ge­fan­gen hat­te. Ra­vin er­kann­te Ladro, Mel Amie und ei­ni­ge der Men­schen, die da­mals um das Will­kom­mens­feu­er ge­ses­sen hat­ten. Jer­rik und Sel­la al­ler­dings konn­te er nir­gends ent­de­cken. Der Ge­fäng­nis­trakt glich ei­ner al­ten Waf­fen­kam­mer, ähn­lich der, in der Ra­vin als Hor­jun über­nach­tet hat­te. Es wa­ren meh­re­re Ge­wöl­be­kel­ler, ver­bun­den durch Tor­bo­gen aus Stei­nen, so dick und schwer wie Pfer­de­lei­ber.
    Dari­an half ihm sich auf­zu­set­zen.
    »Lass mal se­hen«, flüs­ter­te er und dreh­te Ra­vins Ge­sicht vor­sich­tig zum Licht. »Dei­ne Lip­pe sieht ent­zün­det aus. Hast du Schmer­zen?«
    Ra­vin ver­such­te ein schie­fes Lä­cheln.
    »Es geht«, er­wi­der­te er mit Mü­he. Sei­ne Zun­ge war ge­schwol­len. »Wo ist Ami­na?«
    Dari­an schüt­tel­te den Kopf.

»Hier ist sie nicht. Hast du sie ge­se­hen?«
    Ra­vin nick­te be­trübt.
    »Ich ver­mu­te, sie ha­ben sie noch vor mir ge­fan­gen ge­nom­men.«
    Die Ver­zweif­lung schlich auf lei­sen Pfo­ten her­an und setz­te zum Sprung an.
    »Das heißt, sie ist in der Burg?«
    Ra­vin nick­te.
    »Wir müs­sen so schnell wie mög­lich zu­rück nach Tjärg!«, flüs­ter­te er. »So schnell wie mög­lich!«
    Dari­an blick­te ihn er­staunt an. Ra­vin pack­te sei­nen Freund bei den Ar­men. »Dari­an! Dio­len und Ba­dok sind auf dem Weg, Tjärg zu über­fal­len – und zu ver­nich­ten! Sie ha­ben die­se dunklen Krie­ger

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