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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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ge­ru­fen, aus dem Lan­de Run. In den nächs­ten Ta­gen mar­schie­ren sie mit ih­nen und den Hor­jun zu Gis­lans Burg.«
    Selbst im Dun­keln konn­te er se­hen, wie das Blut aus Darians Ge­sicht wich.
    »In un­ser Tjärg?«
    Er schluck­te und sah Ra­vin aus rie­si­gen Au­gen an, die vor Ent­set­zen zu lo­dern schie­nen. Ra­vin nick­te nie­der­ge­schla­gen und er­zähl­te flüs­ternd von sei­ner Rei­se, von sei­nen Ta­gen als Hor­jun, von Va­ju und Don­do und sei­ner Flucht aus dem Saal der Ge­sän­ge. Ganz be­son­ders aus­führ­lich er­zähl­te er von Dio­lens Re­de und dem trau­ri­gen En­de von Kil­men. Er muss­te sei­ne Trä­nen müh­sam hin­un­ter­schlu­cken, als er sich an Kil­mens lee­res Ge­sicht er­in­ner­te.
    »See­len­lo­se!«, zisch­te Dari­an ver­ächt­lich. »Dio­len und Ba­dok sind die See­len­fres­ser! Sie ha­ben auch Jer­rik ge­holt, gleich am zwei­ten Tag. Es scheint einen zwei­ten Ge­fäng­nis­raum zu ge­ben. Sel­la ist dort.«
    Er ver­stumm­te. Ra­vin leg­te ihm die Hand auf die Schul­ter. Sie sa­hen sich an, Trau­er im Blick und die gan­ze fla­ckern­de Un­ge­wiss­heit.
    »Ich bin so froh, dass du am Le­ben bist, Ra­vin!«
    »Und ich auch – dass ich dich ge­fun­den ha­be!«
     
    W
    ir ha­ben be­reits al­les ver­sucht, aber die Tür ist durch einen Zau­ber ge­bun­den«, flüs­ter­te Ladro. Für den Fall, dass sie über­wacht wur­den, stan­den im­mer ei­ni­ge in der Nä­he der Tür und lausch­ten auf die Schrit­te der Wär­ter. Ra­vins An­we­sen­heit schi­en den Jer­riks wie­der Hoff­nung zu ge­ben, selbst Dari­an zeig­te ei­ne Spur sei­nes al­ten Hu­mors. Auf die Fra­ge von Mel Amie, warum er das Tor nicht mit ei­nem Ge­gen­zau­ber öff­nen kön­ne, grins­te er und mein­te: »Ich, Dari­an, der Ta­len­tier­te?«
    Ra­vin ge­fiel die­ser Scherz sei­nes Freun­des nicht.
    Nachts ver­such­te Ra­vin den Traum­fal­ter zu ru­fen. Er woll­te die Kö­ni­gin war­nen, doch der Fal­ter kam nicht. Statt­des­sen zo­gen im­mer und im­mer wie­der Schre­ckens­bil­der ei­ner rauch­ge­schwärz­ten Burg an ihm vor­bei.
    Dari­an er­wach­te, als sei­en die­se Bil­der bis in sei­nen Schlaf ge­drun­gen.
    »Möch­test du, dass ich einen Schlaf­zau­ber spre­che?«, flüs­ter­te er.
    Ra­vin schüt­tel­te den Kopf, Trä­nen ran­nen ihm über die Wan­gen. Dari­an leg­te den Arm um sei­ne Schul­ter.
    Sie lehn­ten im­mer noch Schul­ter an Schul­ter, als sich Hor­juns­tie­fel der Tür nä­her­ten. Die Tür flog auf. Die ma­gi­sche Flam­me fla­cker­te und ver­losch. Licht fiel in das Ge­fäng­nis. Ein Schat­ten wur­de in das Licht ge­sto­ßen und so­fort von der Dun­kel­heit ver­schluckt. Einen Wim­pern­schlag spä­ter hör­ten sie das dump­fe Ge­räusch ei­nes fal­len­den Kör­pers. Das Licht sprang zu­rück und die Tür fiel ins Schloss.
    Darians Fin­ger­schnip­pen er­tön­te in der Stil­le, schon kam die klei­ne Flam­me wie­der aus ih­rem Ver­steck. Ein schwa­cher Licht­schein fiel auf den Kör­per. Er be­weg­te sich nicht. Im fla­ckern­den Schein dräng­ten sich die Ge­sich­ter des La­gers zu­sam­men. Ra­vin ließ sich auf die Knie sin­ken. In der Dun­kel­heit er­kann­te er nur ein Ge­wirr von lan­gen Haa­ren. Im Stil­len sprach er ei­ne Bit­te an Elis und al­le Geis­ter des Wal­des, dann dreh­te er die Ge­stalt be­hut­sam auf den Rücken.
    »Ar­ni­na!«, rief Mel Amie.
    Das Licht der Flam­me fiel auf Ami­nas Ge­sicht. Trä­nen der Wut stie­gen Ra­vin in die Au­gen.
    »Seht euch das an!«, schrie er. »Seht euch das nur an!«
    Dari­an schwieg. Mel Amie strich Ami­na das Haar aus dem Ge­sicht. An ih­rer Schlä­fe klaff­te ei­ne tie­fe Wun­de. Ih­re Hän­de wa­ren zu Fäus­ten ge­ballt und ge­fes­selt. Sie be­weg­te sich im­mer noch nicht, doch sie at­me­te, wenn auch sehr flach. Be­hut­sam lös­ten sie die Fes­seln, zo­gen ih­re Män­tel aus und bet­te­ten sie dar­auf. Ra­vin und Ladro drück­ten die Wun­drän­der zu­sam­men, bis die Blu­tung zum Still­stand kam, und ver­ban­den die Wun­de mit Strei­fen, die sie aus den Män­teln ge­ris­sen hat­ten. Nie­mand sprach ein Wort.
    Als Ami­na ge­gen Mor­gen end­lich zu Be­wusst­sein kam, konn­te sie sich kaum be­we­gen. Sie blin­zel­te

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