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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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sind wir ta­ge­lang un­ter­wegs!«
    »Da­zu ha­ben wir kei­ne Zeit«, fuhr Mel Amie da­zwi­schen.
    Dari­an ließ sich von Don­dos Rücken glei­ten und schloss sei­ne Hand um die ma­gi­sche Flam­me. Als er sie wie­der öff­ne­te, zeich­ne­ten sich die ro­ten Li­ni­en wie fei­ne Adern auf sei­ner Hand­flä­che ab. Ami­na fuhr mit dem Zei­ge­fin­ger den Fluss ent­lang und tipp­te auf die Stel­le, an der sie sich be­fan­den.
    »Auf Skaard­jas Kar­te ist kein Be­cken ver­zeich­net. Aber es ist ein­deu­tig die Stel­le, an der wir ste­hen. Hier führ­te der Fluss ge­ra­de­aus. Und hier …« – ihr Fin­ger fuhr wei­ter zu ei­ner Stel­le un­ter­halb von Darians klei­nem Fin­ger – »… ist be­reits das Meer.«
    »Dann muss sich das Be­cken erst vor kur­z­em ge­bil­det ha­ben. Viel­leicht durch einen Stein­schlag, der be­wirkt hat, dass sich das Was­ser staut?«, schlug Ra­vin vor.
    »Dann hof­fe ich je­den­falls, dass das Was­ser nicht so tief ist, wie es aus­sieht«, sag­te Mel Amie.
    »Es hilft nichts, wir müs­sen hin­über«, stell­te Dari­an fest und be­gann da­mit, Don­do ab­zu­sat­teln. »Für un­se­re Sät­tel, Waf­fen und Vor­rä­te brau­chen wir ein Floß.« Ra­vin sah, dass Mel Amie bleich ge­wor­den war. Und auch Ladro stieg nur zö­gernd vom Pferd. Ami­na und er tausch­ten einen kur­z­en Blick und nick­ten sich dann kaum merk­lich zu.
     
    D
    ari­an und Ra­vin hat­ten Busch­holz auf­ge­schich­tet. Mel Amie schlepp­te ein Stück Treib­holz her­an, an des­sen Un­ter­sei­te sich be­reits Al­gen fest­ge­setzt hat­ten. Aber es schwamm, was Mel Amie zu­min­dest ein we­nig zu be­ru­hi­gen schi­en.
    Mit ih­ren Schwer­tern hack­ten sie Zwei­ge von den Busch­stäm­men und ban­den sie mit Sat­tel­rie­men an­ein­an­der. Doch als sie pro­be­hal­ber die Sät­tel auf das Floß leg­ten und es vom Ufer in tiefe­res Was­ser zo­gen, schwapp­ten die Wel­len über den Rand und das Floß droh­te un­ter­zu­ge­hen.
    »Wir brau­chen mehr Holz«, sag­te Ladro.
    Froh, von dem dunklen Fluss­be­cken weg­zu­kom­men, ging er mit Mel Amie und Ami­na ein Stück des Weges zu­rück um noch mehr Holz zu sam­meln.
    Dari­an und Ra­vin lös­ten die Rie­men und ver­such­ten die dün­nen Stäm­me noch fes­ter zu­sam­men­zu­bin­den. Die Son­ne stand be­reits so hoch, dass sie Ra­vin im Nacken brann­te. Der Kies roch feucht und heiß und knirsch­te un­ter sei­nen Soh­len. Sie ar­bei­te­ten ver­bis­sen und schweig­sam. Ein­mal rich­te­te Ra­vin sich auf, trat ans Ufer und spritz­te sich zur Küh­lung ein we­nig Was­ser ins Ge­sicht. Ein Plät­schern rechts von ihm ließ ihn her­um­fah­ren. Ge­ra­de noch sah er, wie ein klei­ner Stru­del ei­ne Arm­län­ge von ihm sich in Se­kun­den­schnel­le glät­te­te. Ein flüch­ti­ges Glit­zern husch­te un­ter der Was­sero­ber­flä­che ent­lang, dann spie­gel­ten sich wie­der die Wöl­ken im Was­ser. Plötz­lich er­tön­te das Plat­schen hin­ter ihm. Mit klop­fen­dem Her­zen has­te­te Ra­vin zu­rück ans Ufer und blick­te sich um. Dari­an knie­te im feuch­ten Kies und zurr­te einen wei­te­ren Gurt fest. Er sah kaum auf, als in ei­nem Schwall Was­ser ein schlan­gen­glei­cher, schup­pi­ger Leib aus dem Was­ser schoss und sich ei­dech­sen­schnell auf einen der Ufer­fel­sen hin­auf­zog. Ra­vin mach­te einen Satz rück­wärts, stol­per­te und schürf­te sich die Hand­flä­chen an den Kie­seln auf.
    Grün­li­che Fischau­gen blick­ten erst ihn an und dann das Floß.
    »Du woll­test doch einen Naj se­hen, Ra­vin«, sag­te Dari­an. »Er ist neu­gie­ri­ger als sein großer Bru­der, dem wir vor ei­ni­gen Ta­gen be­geg­net sind. Be­ach­te ihn ein­fach nicht.«
    Ra­vin stand und staun­te. Der Naj saß auf dem Fel­sen, Was­ser­trop­fen ran­nen von sei­nen Schup­pen. In der Son­ne fun­kel­ten sie wie ein Kleid aus Edel­stei­nen. Der Kör­per des Naj war lang und zart­glied­rig, sei­ne Hän­de mit den dün­nen, wei­ßen Fin­gern la­gen wie durch­sich­ti­ge Was­ser­pflan­zen auf dem rau­en Fels. Das Ge­sicht war men­schen­ähn­lich, doch die fle­cki­ge Zeich­nung der Schup­pen und die trans­pa­ren­ten Häut­chen, die Kinn und Wan­gen mit der Brust ver­ban­den, sa­hen ir­ri­tie­rend fremd

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