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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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aus. Ra­vin stell­te sich vor, wie sie sich un­ter Was­ser bläh­ten und in wel­li­gen Be­we­gun­gen das Na­j­ge­sicht um­schweb­ten. In der Son­ne je­doch wirk­te der Naj fal­tig und sehr ver­letz­lich.
    Ra­vin zwang sich mit sei­ner Ar­beit fort­zu­fah­ren und griff nach zwei di­cke­ren Zwei­gen. So ar­bei­te­ten sie un­ter den in­ter­es­sier­ten Bli­cken des Naj schwei­gend wei­ter. Ab und zu schau­te Ra­vin ver­stoh­len zu ihm hin­über und sah die sil­ber­wei­ßen Au­gen mit der kreis­run­den Pu­pil­le stets auf sich ge­rich­tet.
    »Glaubst du, er wird noch lan­ge da sein?«, flüs­ter­te er Dari­an zu. Dari­an zuck­te die Schul­tern.
    »Es ist schon er­staun­lich ge­nug, dass er sich über­haupt so lan­ge bli­cken lässt«, flüs­ter­te er zu­rück. »Mich macht er ner­vös. Naj ha­ben nur Un­sinn im Kopf.«
    »Der Fluss hört euch«, sag­te der Naj plötz­lich.
    Sei­ne Stim­me klang wie das Rau­schen des Was­sers, ton­los und doch deut­lich. Al­ler­dings sprach er ein we­nig be­müht, wie ein Rei­sen­der, der sich die Spra­che ei­nes frem­den Lan­des an­ge­eig­net hat. Dari­an und Ra­vin blick­ten ihn ver­blüfft an.
    »Dass eu­ers­glei­chen mit uns spricht, ist er­staun­lich«, be­merk­te Dari­an und beug­te sich wie­der über das Floß.
    »Ja, ich stau­ne selbst«, gab der Naj zu­rück und glucks­te. Ra­vin nahm an, dass die­ses Ge­räusch ein La­chen dar­stell­te.
    »Eu­re Wor­te klin­gen schlim­mer als das Gur­geln von Wels­schwei­nen.«
    »Vie­len Dank«, er­wi­der­te Dari­an un­ge­rührt.
    Ei­ne Wei­le ar­bei­te­ten sie wei­ter.
    »Magst du Was­ser­schne­cken?«, wand­te sich der Naj an Dari­an und be­trach­te­te da­bei in­ter­es­siert sei­ne fin­ger­na­gel­lo­sen Hän­de. »Ich mag Was­ser­schne­cken. Die blau­en schme­cken bes­ser als die durch­sich­ti­gen.«
    »Ach ja?«, frag­te Dari­an, dem das Ge­plap­per des Naj all­mäh­lich auf die Ner­ven ging.
    »Ja«, plau­der­te der Naj wei­ter. »Wo­bei ihr die blau­en nicht es­sen soll­tet – die sind gif­tig für euch.«
    »Wir wer­den uns be­herr­schen.«
    Ra­vin lä­chel­te und zog einen wei­te­ren Gurt fest. Ein Span fuhr ihm in die Hand, ruck­ar­tig zog er die Hand zu­rück. Schmerz poch­te in sei­nem Fin­ger.
    Mit­leid­los be­trach­te­te der Naj, wie er die Wun­de im Fluss­was­ser aus­drück­te.
    »Tut weh?«, frag­te er. Ra­vin lä­chel­te ver­zerrt und nick­te. Der Naj nick­te eben­falls und spritz­te sich Was­ser auf sei­ne aus­trock­nen­de Haut. Es sah aus, als wür­de er sich Luft zu­fä­cheln.
    »Was ist? Schwimmst du mit mir?«, frag­te er.
    Ra­vin blick­te über­rascht auf.
    »Mit dir schwim­men?«
    »Ich will dir et­was zei­gen.«
    Dari­an und Ra­vin wech­sel­ten einen kur­z­en Blick.
    »Nein, dan­ke«, sag­te Ra­vin.
    Der Naj zupf­te an sei­nem Kinn­häut­chen.
    »Scha­de. Sehr scha­de für euch Wels­schwei­ne­gurg­ler.«
    »Kein Grund, gleich aus­fal­lend zu wer­den«, sag­te Dari­an.
    »Ich bin nicht aus­fal­lend«, be­rich­tig­te der Naj höf­lich, aber sehr be­stimmt. »Doch ihr macht einen Feh­ler. Aus Dumm­heit oder aus Trotz.«
    »Es sind schon ei­ni­ge ganz zu­fäl­lig er­trun­ken, als sie mit euch schwim­men gin­gen«, gab Dari­an zu be­den­ken.
    Der Naj glucks­te wie­der.
    »Wie lan­ge kannst du die Luft an­hal­ten?«
    »Nicht lan­ge ge­nug für dich.«
    »Ihr schwimmt al­so nicht mit mir?«
    »Nein«, fauch­te Dari­an und mach­te sich wei­ter an dem Floß zu schaf­fen.
    »Gut.«
    Der Naj war of­fen­sicht­lich tief ge­kränkt, doch er tat gleich­gül­tig.
    »Dann macht wei­ter mit die­sem Ding.«
    An­mu­tig schlän­gel­te er sich mit ei­nem ein­zi­gen Flos­sen­schlag ins Was­ser und mus­ter­te das Floß.
    »Da­mit kommt ihr so­wie­so nicht weit!«
    Er tauch­te in ei­nem klei­nen Stru­del un­ter und war fort.
    »Was woll­te er uns zei­gen?«, frag­te Ra­vin, der im­mer noch auf die Stel­le starr­te, an der der Naj ver­schwun­den war.
    »Was schon! Ir­gend­wel­che hüb­schen Wei­den vol­ler Was­ser­schne­cken – mög­lichst tief un­ten auf dem Grund des Flus­ses. Und mit dem Luft­ho­len ver­schät­zen sie sich je­des Mal, glau­be mir.«
    Ge­gen Abend kehr­ten Ami­na und die an­de­ren mit

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