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Im Bann des Highlanders

Im Bann des Highlanders

Titel: Im Bann des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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eine große Hand auf ihren Mund legte.

9. Kapitel
    Starr vor Entsetzen wartete Joan ab, was passierte. Es handelte sich offensichtlich um eine männliche Hand, die sich auf ihren Mund presste und ihr somit fast die Luft zum Atmen nahm. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken – hatte sie der nächste Wegelagerer erwischt, um sie zu vergewaltigen oder zu töten?
    Erst als die Schritte der Dragoner in der Ferne verhallten, lockerte sich der Griff.
    Vor ihr stand der schönste Mann, den sie jemals gesehen hatte. Er war groß, breitschultrig und glatt rasiert, seine gepflegten langen Haare waren dunkel, fast schwarz und die hellen blauen Augen betrachteten Joan mit einer Mischung aus Neugierde und Skepsis.
    Auch er trug eine Art Kilt, allerdings sauber und aus einem fein gewebten karierten Stoff, an einem Ledergürtel baumelte am Unterbauch eine Felltasche. Sein weites, schneeweißes Hemd leuchtete in der eintretenden Dämmerung.
    Endlich hatte Joan ihre widersprüchlichen Gefühle wieder unter Kontrolle. Sie holte tief Luft: »Was fällt Ihnen ein, mir den Mund zuzuhalten?«
    Der Mann hob erstaunt die Augenbrauen. »Ihr seid Engländerin, wer hätte das gedacht?« Seine Stimme klang männlich und zugleich weich, sein Englisch war gut, doch der schottische Akzent unverkennbar. »Wer seid Ihr und was habt Ihr hier zu suchen?«
    »Ich ...« Joan stockte. Was sollte sie sagen? Dass sie vermutete, aus einer anderen Zeit zu stammen? Sie zog es vor, ihr Geheimnis für sich zu behalten und verschränkte mit herausfordernder Miene die Arme. »Ich heiße Joan und komme aus London.«
    »Soso, aus London.« Der Mann trat näher, er roch leicht nach Wald und Heu, nach Seife und Tabak ... und nach einem Hauch von Moschus. »Weshalb habt Ihr euch vor euren eigenen Landsleuten versteckt? Als Engländerin habt Ihr doch nichts zu befürchten. Als ich Euch hier so kauern sah, dachte ich, Ihr wärt Schottin, denn dann hättet Ihr wenigstens einen guten Grund, Euch vor den Sasannach zu verbergen.«
    Ohne auf seinen Einwand zu reagieren, fragte Joan: »Und wer sind Sie ... seid Ihr?«
    Er deutete eine Verbeugung an. »Mein Name ist Ewan MacLaughlin of Glenbharr – mein Vater ist Laird Dòmhnall.« Die letzten Worte sprach er mit Nachdruck, als müsse Joan wissen, um wen es sich handelte.
    »Aha.« Sie nickte verstehend, dabei begriff sie überhaupt nichts mehr. Wenn sie wirklich in einer anderen Zeit gelandet war, musste es auch einen Weg zurück ins Jahr 2005 geben. Sie wandte sich zum Gehen ab. »Es war nett, Euch kennen gelernt zu haben, ich wünsche Euch einen schönen Abend.«
    Sie quiekte vor Schreck auf, als sie sich am Handgelenk gepackt fühlte, das noch immer wund von den groben Fesseln war.
    »Nicht so eilig, junge Lady.« Ewans Miene hatte einen harten Zug angenommen. »Ich kann Euch nicht einfach laufen lassen, das müsst Ihr verstehen.«
    »Nein, das verstehe ich überhaupt nicht.« Sie versuchte die Hand abzuschütteln, doch der Mann gab nicht nach. »Ich habe Euch nichts getan!«
    »Das nicht, aber Ihr befindet Euch auf dem Gebiet meiner Familie und wollt mir nicht verraten, was Ihr hier treibt. Das macht Euch verdächtig. Mein Vater soll entscheiden, was mit Euch geschehen soll.«
    Als Joan keine Anstalten machte, freiwillig zu folgen, nahm er sie einfach beim Handgelenk und zog sie sanft, aber bestimmt mit sich fort. Seit ihrer Erfahrung mit den zerlumpten Männern war ihr klar, dass jeglicher Widerstand zwecklos war.
    »Eine Frau sollte niemals alleine durch den Wald streifen«, sagte Ewan mit mahnendem Unterton. »Wie kann man nur so leichtsinnig sein, wo doch alle Welt weiß, dass es dort nur von Plünderern und Wegelagerern wimmelt.«
    Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte Joan über diese Worte lachen können.
    »Erst gestern haben einige dieser Burschen versucht, von einer unserer Weiden oben in den Bergen Vieh zu stehlen«, fuhr der Mann fast belustigt fort. »Die dummen Kerle ahnten wohl nicht, dass wir unsere Herden immer bewachen. Die Clansmänner folgten den Dieben, bis sie die Rinder versteckt hatten und sich wieder auf den Weg hinunter in den Wald machten. Ganz in der Nähe gingen sie dann zum Angriff über und knüpften das Gesindel auf.«
    »Ich habe sie baumeln sehen«, erwiderte Joan tonlos. »Geht man hier immer so streng mit Dieben um?«
    Ewan blieb abrupt stehen und musterte sein schönes Gegenüber verblüfft. »Ihr scheint mit den Gesetzen der Highlands nicht besonders gut

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