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Im Bann des Highlanders

Im Bann des Highlanders

Titel: Im Bann des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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eine andere Erklärung gab es nicht.
    Allmählich begannen sich zwei Fragen in Joans Hirn zu formen, die sie halblaut aussprach: »Wieso bin ich hier?« und »Wie kann ich fliehen, um in meine Zeit zurückzukehren?«
    Sie wusste nicht, wie lange sie reglos auf dem fauligen Stroh gelegen und gegrübelt hatte, als sie plötzlich das knarrende Geräusch einer sich öffnenden Tür vernahm. Eine weiche, weibliche Stimme sagte etwas, worauf sich Schritte näherten.
    Joan konnte im Dämmerlicht einen Schatten erkennen, und als sich gleich darauf die Zellentür öffnete, richtete sie sich auf. Sie konnte die Silhouette einer weiblichen Person ausmachen, die sich neugierig näherte. Der männliche Bewacher blieb an der Tür stehen.
    Instinktiv presste sich Joan noch dichter in die Ecke, sodass die spitzen Mauersteine in ihren Rücken stachen. Die Frau trat näher, und nun konnte Joan auch das Gesicht erkennen; es war hübsch und ebenmäßig, über dem dunklen Haar trug sie eine weiße Spitzenhaube.
    Dicht vor Joan blieb sie stehen und rief dem Mann draußen etwas zu, worauf dieser die Pechfackel von der Wand nahm und in die Zelle brachte. Die Angst vor dem Ungewissen war inzwischen so groß für Joan, dass sie wie gelähmt dasaß und die Frau wortlos anstarrte. Als der Schein der Fackel ihr Gesicht traf, kniff Joan automatisch die Augen zu.
    Die Frau hingegen sah mit schreckgeweiteten Augen zu der am Boden kauernden Gefangenen, und als diese schließlich den Blick erwiderte, schrie die Frau entsetzt auf, ließ den Napf, den sie in den Händen hielt fallen und rannte davon. Der Mann folgte ihr, verriegelte die Zellentür, und kurz darauf herrschte wieder völlige Stille.
    Minutenlang starrte Joan auf das vergitterte Viereck in der Tür, durch das nun wieder schummriges, flackerndes Licht fiel. Ganz allmählich begann es Joan zu dämmern, dass das Entsetzen der jungen Frau, des Lairds und der dicklichen Frau im Burghof mit ihrem Aussehen zu tun haben musste.
    Noch während sich Joan weiter den Kopf darüber zerbrach, hörte sie, wie erneut erst die äußere Tür geöffnet wurde und dann ihre Zellentür. Wieder stand die hübsche, zierliche Frau im Türrahmen, diesmal trug sie eine Kerze in der einen und eine dampfende Schüssel in der anderen Hand.
    Dicht vor Joan blieb sie stehen und rief dem wartenden Clansmann etwas zu, woraufhin der sich zögernd zurückzog. Sie leuchtete Joan mitten in das schmutzige Gesicht, dann atmete sie erleichtert auf und sagte weich: »Verzeiht mir, dass ich mich eben so töricht verhalten habe und fortgelaufen bin. Ich bin Màiri MacLaughlin, mein Vater ist der Laird of Glenbharr. Als ich hörte, wer unsere Gefangene sein soll, wurde ich neugierig und bot an, Euch mit einer Mahlzeit zu versorgen.« Ihr Englisch war klar und deutlich, der schottische Akzent jedoch genauso ausgeprägt wie bei Ewan.
    Sie raffte ihre Röcke, hockte sich auf den nackten Boden und reichte Joan zögernd die Schüssel. »Ihr seht sehr hungrig aus, sicherlich habt Ihr schon lange nichts mehr gegessen.«
    Wortlos nickte Joan, ergriff die warme Schüssel und nahm mit der anderen Hand den Holzlöffel entgegen. Der Inhalt schien eine Art Brei zu sein, der nicht unangenehm roch.
    »Das ist Hafergrütze«, klärte Màiri sie auf. »Etwas anderes darf ich unseren Gefangenen leider nicht bringen, aber so übel ist sie nicht.« Dabei lächelte sie sanft.
    Schon nach dem ersten Löffel stellte Joan fest, dass die Tochter des Laird nicht gelogen hatte. Der Brei war pappig, aber etwas gewürzt und machte satt.
    Während Joan still ihr Essen hinunterschlang, ließ Màiri sie nicht aus den Augen .
    Noch hatte Joan kein Wort mit der Anderen gewechselt, doch als sie satt war, fragte sie mit dünner Stimme: »Warum seid Ihr eben davon gelaufen?«
    Màiri zögerte einen Moment:»Beim Abendessen war Eure Gefangennahme das ausschließliche Gesprächsthema, mein Vater ist noch immer völlig aufgebracht, weil er der Meinung ist, Ihr seid eine Hexe, die bereits vor achtundzwanzig Jahren gestorben ist.«
    Joan wollte etwas entgegnen, doch kein Laut entrang sich ihrer Kehle.
    »Als ich Euch eben gesehen habe, dachte ich im ersten Augenblick ebenfalls, dass es sich um diese Hexe handelte. Ihr habt dasselbe flammende, rote Haar wie sie – aber auf den zweiten Blick habe ich erkannt, dass Ihr es nicht sein könnt. Eure Gesichtszüge sind anders, feiner, und außerdem erwähnte mein Bruder beim Essen, dass Ihr Engländerin seid und somit nichts mit

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