Im Bann des Highlanders
reden.«
Joan ergriff ihre Hand. »Du musst einen Weg finden, um mich aus der Burg zu schleusen und mich dann zu dieser Grube führen. Sie ist der einzige Weg in mein Jahrhundert – wenn es überhaupt ein Zurück gibt. Vielleicht bleibe ich für immer in der Vergangenheit gefangen.«
Mitfühlend war Màiris Blick auf Joan gerichtet, als sie erwiderte: »Ich habe versprochen, mir darüber Gedanken zu machen, aber bisher ist mir nichts eingefallen. Du bist mir in all den Wochen eine gute Freundin geworden und ich würde dich sehr vermissen, wenn du fort wärst, aber ich darf nicht egoistisch sein. Du gehörst nicht hierher, sondern in deine Zeit mit diesen eigenartigen Erfindungen, die mir so fremd sind.«
Erleichtert schloss Joan für einen Moment die Augen; Màiri hatte endlich begriffen, dass sie nicht hierher gehörte, dass sie in dieser Zeit niemals glücklich werden konnte, selbst wenn sie in Freiheit leben würde.
»Aber was ist, wenn sich Ceanas Grab doch nicht als Zeittunnel entpuppt, über den es ein Zurück gibt und du für Immer hierher berufen bist?«, sprach Màiri gleich darauf auch Joans geheime Zweifel laut aus. »Wenn das wirklich so wäre, muss Ceanas Seele dich aus einem ganz bestimmten Grund hierher gelockt haben, und möglicherweise kann sie auch deine Rückkehr verhindern.«
Nachdenklich nickte Joan, als sie antwortete »Ich muss es trotzdem versuchen.«
Joan blickte ihr tief in die Augen. »Ich bitte dich noch einmal, deinen Bruder aus der Sache herauszuhalten.« Sie musste wieder an das erotische Intermezzo denken, das kurz zuvor stattgefunden hatte, und Schamesröte schoss ihr ins Gesicht.
Màiri versicherte ihr zum wiederholten Mal, keiner Menschenseele etwas zu verraten, bevor sie zu Bett ging und schloss feierlich mit den Worten: »Wir beide teilen unsere größten Geheimnisse. Wenn die Zeitreise gelingt, werde nicht nur ich dich wirklich vermissen, sondern auch ...« Sie winkte ab. »Ach, lassen wir das, es ist nicht so wichtig, Seonag.« Dabei lächelte sie wehmütig.
Als Joan später allein war, gestand sie sich ein, dass Màiri ihr auch fehlen würde.
Beim Öffnen des Mieders fiel Joan die rote Blume entgegen, inzwischen ließ sie den Kopf hängen, doch Joan entschloss sich, Ewans winzige Geste der Aufmerksamkeit aufzubewahren. Sie verbarg sie in ihrer Rocktasche.
In den folgenden Tagen mied Ewan eine Begegnung mit der Gefangenen, und das fiel sogar Màiri auf. Vermutlich war ihm der kurze Moment der intimen Vertraulichkeit ebenso peinlich wie Joan, und er wusste nicht, wie er ihr gegenübertreten sollte. Wenn sie an Ewans Zärtlichkeit dachte, schwankten ihre Empfindungen zwischen Erregung und Schamgefühl. Stets versuchte sie diese Gedanken zu verdrängen, und wenn sie mit Màiri zusammen war, gelang es ihr auch teilweise. Aber sowie sie wieder allein war, glaubte sie die heißen Lippen des Highlanders auf ihrer Haut zu spüren.
Als Ewan sich dann wieder sehen ließ, geschah dies im Beisein seiner Schwester; er vermied es, Joan anzusehen, tat aber ansonsten, als wäre nichts geschehen. Und doch spürte Joan, dass auch ihn ihre Begegnung vor dem Kamin nicht kalt gelassen hatte.
Màiri schien nach wie vor ahnungslos zu sein, sie scherzte mit ihrem Bruder, und er ging lässig darauf ein.
»Meine Söhne hängen sehr an Ewan«, wandte sie sich an Joan. »Sie sind sein großes Vorbild und wollen einmal genauso werden wie er.« Sie seufzte verhalten und fuhr dann traurig fort: »Eigentlich sollte Tèarlach ihr Vorbild sein, aber sie sehen ihn so selten, dass sie sich direkt ein wenig vor ihm fürchten.«
»Bevor der Winter anbricht, wird dein Mann wieder hier sein«, gab Ewan ernst zu bedenken, dabei schielte er unauffällig zu Joan. »Dir ist hoffentlich klar, dass deine Kammer dann geräumt sein muss.«
»Aye.« Seine Schwester sog scharf die Luft ein, bevor sie weitersprach. »Aber ich werde versuchen, bis dahin ein neues Versteck für Seonag zu finden.«
Joan ärgerte sich, dass von ihr gesprochen wurde, als wäre sie gar nicht anwesend, unterdrückte jedoch jeglichen Protest.
»Und dann?« Ewan verschränkte die Arme und lehnte sich weit zurück. »Wir sollten Vater endlich erzählen, wen du hier beherbergst.«
Joans Kopf fuhr in die Höhe, und mit zusammengekniffenen Augen bemerkte sie scharf: »Ihr könnt es wohl kaum erwarten, mich im Kerker zu wissen, nicht wahr? Oder habt Ihr Euch inzwischen Gedanken darüber gemacht, mir endlich die Freiheit zu schenken?«
Sein
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