Im Bann des Highlanders
feiern?«
»Aber nein, nur im allerkleinsten Kreis. Ich dachte an ein feines Essen mit einem guten Glas Wein. Du wirst doch auch kommen, oder?«
Joan hatte ihrer Mutter verschwiegen, dass ihr der Elan und der Arbeitseifer abhanden gekommen waren und wollte dies immer noch nicht zugeben. Daher erklärte sie lässig, dass sie sich ihre Arbeit so einteilen würde, dass sie ein paar freie Tage hätte, um nach Southampton zu fahren.
Ihre Mutter freute sich ganz offen. »Allmählich wirst du wohl vernünftig und erkennst, dass der Job nicht alles im Leben ist.«
Für Joan hatte er überhaupt keinen Wert mehr, einmal davon abgesehen, dass er das nötige Geld einbrachte, um sich zu ernähren und ein Dach über dem Kopf zu haben. Nach dem Versprechen, auf jeden Fall zur Verlobung zu erscheinen, legte Joan nachdenklich auf.
Ginge sie zurück zu Ewan, würde sie zwar ihre Mutter nie wiedersehen, aber sie konnte so jetzt sicher sein, sie gut versorgt zurückgelassen zu haben. Simon meinte es offensichtlich ernst und würde Marion heiraten, sodass sie nicht ganz alleine dastand, wenn ihre Tochter auf Nimmerwiedersehen verschwand.
Marion Harris wirkte noch strahlender als bei Joans letztem Besuch. Ihre weiblichen Rundungen hatte sie in ein neues, figurbetontes Kleid aus feiner lilafarbener Wolle gehüllt, das sie elegant und gleichzeitig unglaublich jung erscheinen ließ.
»Ich bin so froh, dass du dabei bist, wenn Simon mir heute Abend den Verlobungsring ansteckt«, sagte sie, während sie ihre Tochter zur Begrüßung umarmte. »Er wird bald hier sein, und ich bin aufgeregt wie ein junges Mädchen.«
Joan grinste. »Du siehst auch aus wie ein junges Mädchen.«
Gemeinsam gingen sie ins Haus, währenddessen erzählte Marion begeistert, dass Simon, bevor er ganz zu ihr zog, das kleine Häuschen instand setzen wollte.
Mit abgewandtem Gesicht hörte Joan zu, ihre Mutter sollte nicht die Tränen in ihren Augen sehen. Konnte sie einfach verschwinden, ohne sich zu verabschieden? Sicher, sie hatte Simon, aber dennoch war sie ihre Tochter und ihr Glück würde vor Sorge um das einzige Kind stark getrübt sein. Das konnte und wollte Joan nicht.
Also blieb nur die Wahl, ihr die Wahrheit zu sagen, wenn es soweit war. Aber würde sie es verstehen? Würde sie ihr glauben, wenn sie erzählte, sie habe für einige Wochen – oder Stunden – in einer anderen Zeit gelebt und sei dort ihrer großen Liebe begegnet?
»Du siehst immer noch ziemlich abgekämpft aus«, bemerkte Marion beiläufig, als sie in der Küche den Braten wendete. »Als läge dein letzter Urlaub schon Jahre zurück. Warum bist du nicht in den Süden geflogen, dort hättest du dich bestimmt besser erholt als bei dem feuchten englischen Wetter.«
Joan betrachtete angestrengt ihre Hände. Jetzt war die Gelegenheit, ihrer Mutter von der Zeitreise zu erzählen.
»Du erinnerst dich, dass ich letztens nach Großmutters Nachlass fragte?«
»Allerdings«, erwiderte sie mit gerunzelter Stirn, wischte sich die Hände an einem Küchentuch ab und setzte sich zu Joan an den Tisch. »Wie kommst du gerade jetzt darauf?«
»Na ja, es hat sich etwas so Unglaubliches daraus entwickelt, dass es mir anfangs selbst wie ein Traum erschien.«
Aufmerksam betrachtete Marion ihre Tochter, die sich verlegen wand, bevor sie weitersprach.
»Du hast mir vor einiger Zeit einmal gesagt, dass auch ich einen Mann treffen werde, für den es sich lohnt, alles aufzugeben und ein neues Leben zu beginnen.«
Versonnen nickte Marion, doch bevor sie eine gezielte Frage stellen konnte, kündigte lautes Motorengeräusch Simons Ankunft an.
Marion sprang flink auf, um ihm die Tür zu öffnen. »Wir reden später, ja?«
»Sicher.« Joan ließ sich die Enttäuschung nicht anmerken. Die Gelegenheit, mit ihrer Mutter ernsthaft unter vier Augen zu reden, war ungenutzt verstrichen. Ob Joan noch einmal den Mut aufbringen würde, mit ihr über ihren Highlander aus dem achtzehnten Jahrhundert zu sprechen, bezweifelte sie.
Schlecht gelaunt fuhr Joan am Sonntag Nachmittag zurück nach London. Das ganze Wochenende war sie keinen Augenblick mit ihrer Mutter alleine gewesen, und obwohl Joan Simon sehr mochte, hatte seine Anwesenheit sie doch gestört. Den engen Kontakt zu ihrer Mutter konnte sie so nicht pflegen und der Gedanke, sie nie wieder sehen zu können, verursachte dadurch einen unangenehmen Druck in der Magengegend.
Wankelmütig geworden, wog Joan kritisch das Für und Wider einer weiteren Zeitreise ab. Sie
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