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Im Bann des Highlanders

Im Bann des Highlanders

Titel: Im Bann des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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ihr Glas. »Solange ich lebe, werde ich dich nie vergessen.«
    Ted verzog in komischer Verzweiflung das Gesicht. »Wie tröstlich. Willst du mir nicht wenigstens deine neue Adresse geben?«
    Was würde er wohl denken, wenn sie ihm als neuen Wohnort Glenbharr Castle nannte? Eine Ruine, in der seit Jahrhunderten niemand mehr lebte.
    »Das geht nicht, ich habe noch keine neue Adresse«, wich sie ungeschickt aus. »Ich weiß noch nicht, wo ich wohnen werde.«
    Es entsprach zwar den Tatsachen, doch für Ted war das eindeutig eine Ausrede und als sie sich später ein letztes Mal umarmten, bat er sie, sich wenigstens ab und an zu melden, was Joan schließlich halbherzig versprach.
    Sie hatte sich einen bestimmten Termin gesetzt für ihre Reise nach Schottland, eine Woche blieb ihr noch in London, um von der Stadt und ihrer Wohnung Abschied zu nehmen. Fast ihre gesamte Garderobe hatte sie dem Roten Kreuz gestiftet, denn sie wollte nur die Kleidung aus dem achtzehnten Jahrhundert mit auf die Zeitreise nehmen.
    Der Wagen war verkauft, auch diesen Erlös sollte ihre Mutter erhalten. Die wenigen persönlichen Dinge, die Joan wichtig waren, wie etwa Fotos ihres Vaters Paul Harris, ein Goldkettchen, das sie von einer Patin zur Taufe bekommen hatte oder das Freundschaftsalbum aus Kindertagen, befanden sich in einer bemalten Blechdose. Ihre Mutter sollte sie auf dem Dachboden aufbewahren, neben Großmutter Fionas Unterlagen, die den Stein ins Rollen gebracht hatten.
    Bei ihrem letzten Spaziergang durch London löste Joan ihr Konto auf und ließ sich einen Scheck aushändigen. Zusammen mit dem Geld von Einrichtung und Auto war eine ansehnliche Summe zusammengekommen, die es ihrer Mutter ermöglichen würde, nicht nur ihrem altersschwachen Häuschen neues Leben einzuhauchen, sondern auch eine schöne Hochzeitsreise zu machen.
    Zufrieden steckte Joan den Scheck in die Tasche, verließ ein letztes Mal ihre Hausbank und schlenderte ohne Eile durch die Straßen. Es war einer jener schönen Spätherbsttage, an denen die Sonne noch einmal all ihre wärmende Kraft einsetzte, jedoch nachts der Boden mit leichtem Frost bedeckt war.
    Wie mochte London wohl um 1731 ausgesehen haben?, fragte sich Joan. Würde sie die Stadt noch einmal sehen, in einer anderen Zeit? Der Buckingham Palace war im Jahre 1705 erbaut worden.
    Plötzlich stockte Joan vor einem Antiquitätengeschäft und starrte auf eine in Schweinsleder gebundene Ausgabe von Shakespeares King Lear. Der Einband war durch das Alter verbogen und rissig, die Seiten vergilbt und wellig – doch es schien dieselbe Ausgabe zu sein, die Màiri besessen und die sie Joan geliehen hatte.
    Ohne lange nachzudenken, betrat sie den Laden und bat den Inhaber, ein verhutzeltes Männchen unbestimmten Alters, sich das dicke Buch näher ansehen zu dürfen.
    »Sie haben einen guten Geschmack, Madam«, sagte der Mann und wieselte zur Schaufensterauslage. »Dieses Buch hat einer adeligen Familie gehört, es steht sogar eine Widmung darin.«
    Auch in Màiris Ausgabe trug auf der ersten Seite einen Eintrag, in dunkler Tinte und verschnörkelten Buchstaben geschrieben, hatte Joan das Gälische nicht entziffern können.
    Mit zittrigen Händen nahm sie das Buch an sich, blätterte darin und stieß dabei auf die Widmung, die von einem Sir Joseph an seine allerliebste, reizende Nichte Charlotte zur Volljährigkeit im Jahr 1723 stammte.
    Unwillkürlich atmete Joan auf, die Angst, Màiris Buch in Händen zu halten, zweihundertvierundsiebzig Jahre nach der ersten Berührung, war unbegründet. Es stammte nur ungefähr aus derselben Zeit. Laird Dòmhnall und seine Familie waren nicht adelig, das hatte Màiri einmal erwähnt, sondern lediglich Großgrundbesitzer, Gutsherren.
    »Möchten Sie das Buch haben?«, meldete sich der Antiquitätenhändler wieder zu Wort. »Ich mache Ihnen einen fairen Preis, sagen wir ...«
    »Nicht nötig.« Joan legte das Buch vorsichtig auf den Verkaufstresen zurück. »Ich habe keine Verwendung dafür.«
    »Oh, das ist ein großer Fehler, solch eine gut erhaltene Ausgabe werden Sie nicht mehr finden.«
    Joan setzte ein liebenswürdiges Lächeln auf, bevor sie den Laden verließ: »Sicher, aber ich hatte bereits eine viel besser erhaltene Ausgabe in Händen.«
    Als sie wieder auf der Straße stand, holte sie tief Luft. Der Schreck, unverhofft auf ein Relikt zu stoßen, dass sie in einer anderen Zeit bereits berührt hatte, saß ihr noch immer in den Knochen, und nach kurzem Nachdenken machte

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