Im Bann Des Jaegers
das nicht. Angenommen, etwas wäre inkompatibel. Was ist, wenn Rose rhesus-negativ wäre und Sie es beide nicht bemerkt haben? Sie hatte keine Form von Schwangerenvorsorge. Es gibt Untersuchungen, die vorgenommen werden müssen. Für die Sicherheit des Kindes. Für seine Gesundheit.«
»Sebastian ist gesund, Doc. Wir danken Ihnen für Ihre Sorge, aber wir kümmern uns selbst um ihn.«
Rose lehnte sich an die geschlossene Schlafzimmertür und sackte vor Erleichterung fast in sich zusammen. Danke.
Kane hielt seinen Blick weiterhin auf den Arzt gerichtet. Er ist unser Sohn. Wenn du bei Eric kein gutes Gefühl hast, werden wir einen Arzt finden, der dir geheuer ist. Ich kenne jemanden, von dem ich glaube, dass du ihn mögen wirst.
»Woher wissen Sie, ob ich Schwangerenvorsorge hatte oder nicht? Sie haben mich nicht einmal danach gefragt.«
Kane war verblüfft über die offene Feindseligkeit in Roses Stimme. Eric war beunruhigend, das musste er zugeben. Er verstand sich nicht besonders gut auf den Umgang mit Kranken; er war Chirurg und Forscher, kein Hausarzt, aber er hatte das Leben vieler Schattengänger gerettet.
Er hat mir das Leben gerettet , rief er Rose möglichst behutsam ins Gedächtnis. Er tat erst gar nicht so, als verstünde er Frauen und deren Empfindlichkeiten.
Ach ja? Rose blieb stur stehen, wo sie stand, die Arme vor der Brust verschränkt. Sie bewachte die Tür und beäugte Eric, als sei er der Feind.
Kane warf ihr einen warnenden Blick zu und hielt ihr seine Hand hin. Sie zögerte, doch ihr Gesichtsausdruck wurde weicher, und sie kam an seine Seite und nahm seine Hand. Seine Finger schlossen sich um ihre, und er zog sie auf den Stuhl neben sich. Ist etwas passiert, während ich bewusstlos war?
»Ich glaube, wir haben einen schlechten Start gehabt«, sagte Eric und beugte sich zu Rose vor. »Ich bin nicht immer der umgänglichste Mensch. Man hat mir schon oft gesagt, ich sollte etwas weniger schroff auf andere zugehen. Ich arbeite daran.«
Seine Worte klangen steif, und er tat Kane fast ein wenig leid. Eric war ein intelligenter Mann – ein anerkanntes Genie auf seinem Gebiet, wenn man den Ärzteblättern glauben durfte – , aber er dachte wie die meisten Forscher eingleisig und zielgerichtet. Für einen so stolzen Mann musste es schwierig sein, mit Schattengängern zu arbeiten, Männern, die ihm physisch und psychisch überlegen waren, aber nicht seinen scharfen, klaren Verstand besaßen. Kane wusste auch, dass es ihm extrem peinlich sein musste, sich für irgendetwas entschuldigen zu müssen.
Ich habe ihn dabei ertappt, dass er versucht hat, Sebastians Blut zu stehlen, nachdem ich es ihm verboten hatte.
Rose reckte ihr Kinn in die Luft. »Ich habe Probleme damit, anderen zu vertrauen. Daher trifft uns vermutlich beide ein Teil der Schuld.«
In ihrer Stimme schwang kein Groll mit. Kane fühlte Stolz auf sie in sich aufkeimen, und ihm wurde innerlich warm. Rose hatte keine Probleme damit, jemandem auf halbem Wege entgegenzukommen, und es klang so, als meinte sie es ehrlich, doch nach dem, was sie ihm enthüllt hatte, wusste er, dass sie Eric nicht ohne ständige Überwachung in die Nähe ihres Sohnes lassen würde. Er zog ihre Hand an seinen Mund und knabberte daran.
Bist du seit neuestem oral fixiert?
Er warf ihr einen verblüfften Blick zu. Sie neckte ihn in Gesellschaft anderer. Das gab ihm ein Gefühl von … Intimität. Er grinste sie an und biss auf ihren Finger. Ja.
Jaimie kam mit dem Kaffee zurück und reichte erst ihm eine Tasse und dann Eric. »Ich habe Tee für dich gekocht, Rose. Er schien dir lieber zu sein als Kaffee.«
Rose nickte. »Danke.«
Jaimie kehrte mit den zwei Tassen Tee zurück. »Ich habe Milch reingetan, weil ich gesehen habe, dass du das letzte Mal Milch genommen hast, aber wenn es nicht genug ist … «
»Das ist gut so.«
Rose blickte lächelnd zu ihr auf, und Kane konnte erkennen, dass es echt war. Er fühlte, wie sich sein Magen entspannte. Ihm war bis zu dem Moment gar nicht klar gewesen, wie angespannt er war. Er wollte, dass Rose glücklich war, und er wollte, dass sie seine Familie mochte und akzeptierte.
Eric trank einen Schluck von seinem Kaffee, als Jaimie sich auf einen Stuhl setzte. »Wo ist Mack?«
Jaimie zuckte die Achseln. »Er ist fort und tut, was er eben so tut«, antwortete sie mit einem reizenden Lächeln.
Kane zog die Stirn in Falten und ließ seinen Blick zwischen ihr und Rose hin und her wandern. Es war eindeutig etwas passiert,
Weitere Kostenlose Bücher