Im Bann Des Jaegers
schlang und sie eng an sich zog. »Ich weiß, Rose. Ich will nicht, dass du dich hier als Gefangene fühlst. Ich wusste nicht, dass du es so empfindest. Jaimie geht aus dem Haus, das stimmt, aber auf ihren Kopf ist keine Belohnung ausgesetzt.«
»Seit Wochen herrscht Ruhe. Das hat Jaimie gesagt«, hob Rose hervor. »Sie bekommt ständig all diese Informationen. Sie haben aufgehört, über mich zu reden.«
Die Anspannung zwischen ihnen war ihr verhasst. Kanes unbeschwertes Lächeln war verschwunden, und seine Finger gruben sich in ihre Hüfte, als wollte er sie mit allen Mitteln festhalten. Sie versuchte nicht, sich von ihm zu lösen, da sie befürchtete, dann würde er glauben, sie sei nicht glücklich. Doch das war sie. Sie liebte ihr Leben mit ihm, alles daran, aber sie musste den nächsten Schritt unternehmen und in die Welt hinausgehen. Wenn sie das nicht konnte, wie sollte Sebastian es dann jemals können?
Kane schüttelte wieder den Kopf. Rose legte ihre Handfläche auf seine Brust, auf sein heftig schlagendes Herz. Sie blickte zu ihm auf und wollte, dass er ihr in die Augen sah und erkannte, dass sie ihn über alles liebte. Hier ging es nicht um ihr gemeinsames Leben, sondern um grundlegende Bedürfnisse. Das Bedürfnis, sich durch eine Menschenmenge zu bewegen oder ein Geschäft zu betreten und ihre eigene Kleidung einzukaufen – Dinge, die sie nie hatte tun können. Sie wünschte sich diese Dinge für sich. Vielleicht war sie gierig, aber ihr war wichtig, dass er sie verstand.
»Du weißt, dass das Team mitgehen muss.«
»Sie können sich in unserer Nähe aufhalten, aber sie können nicht mit uns gehen«, verbesserte ihn Rose. »Wir sind gründlich ausgebildete Soldaten, Kane. Zivilisten werden uns nichts tun.«
»Sie sind die Schlimmsten, weil ihr es von ihnen nicht erwartet«, verbesserte Kane sie jetzt seinerseits. »Ich sollte bei dir sein, Rose, ganz in deiner Nähe. Schließlich ist es das erste Mal.«
Sie seufzte. »Wenn du das unbedingt brauchst, Kane.«
»Um Gottes willen, Kane«, zischte Javier. »Sie hat Rhianna an ihrer Seite. Was zum Teufel soll ihr passieren, wenn Rhee die ganze Zeit bei ihr ist?«
Rhianna war der Schock noch deutlicher anzusehen als allen anderen. Sie sah Javier blitzschnell ins Gesicht, doch seine Miene war unmöglich zu deuten. Er warf nicht einmal einen flüchtigen Blick auf sie.
»Daran habe ich nicht gedacht«, gab Kane zu. Er wirkte reumütig und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Tut mir leid, Rhee. Ich weiß, dass du auf sie aufpassen kannst.«
Rose unterdrückte den Drang, mit dem Fuß aufzustampfen. Rhianna hatte den Respekt der Männer offensichtlich im Einsatz erworben, sie dagegen nicht. »Es wird alles gutgehen, Kane. Wir drei können einiges austeilen, wenn es sein muss, und wenn Gideon und Ethan auf den Dächern sind, kann uns nichts passieren.«
»Ich werde auf der Straße sein. Lucas auch«, hob Javier hervor, und seine Stimme klang nicht mehr ganz so angespannt. »Lucas verschmilzt mit seiner Umgebung. Er ist ein Schatten, den keiner sieht.«
»So müssen wir leben, stimmt’s?«, sagte Rose.
»Wir sind es gewohnt«, sagte Jaimie. »So hat unser Leben ausgesehen, seit wir klein waren, Rose. Wir haben die meiste Zeit mehr oder weniger auf der Straße gelebt, und wir mussten aufeinander aufpassen. Nach einer Weile kommt einem das ganz normal vor.«
»Und richtig«, sagte Rhianna. Sie warf erneut einen schnellen Blick auf Javier und sah gleich wieder weg. »Alleinsein macht keinen Spaß, wenn man weiß, dass einem niemand den Rücken deckt. Dazu sind Familien da – dass man gegenseitig aufeinander aufpasst. Und wir sind eine Familie mit engem Zusammenhalt.«
Rose sah sich im Raum um und blickte in alle Gesichter. Dies waren nicht ihre Schwestern, die Frauen, mit denen sie aufgewachsen war, aber sie boten ihr ein Zuhause an. Ein echtes Zuhause. Sie stellte erstaunt fest, dass sie lächelte. »Ich glaube, ich kann mit dem Wissen leben, dass ich ständig von Menschen umgeben bin, die mir helfen wollen. Ich hoffe, ihr wisst, dass ich dasselbe für euch täte.«
Sie sah Kane fest in die Augen, als sie das sagte. Er beharrte darauf, sie als ein empfindliches Pflänzchen anzusehen, das Schutz brauchte.
Ich weiß es besser, Kleines. Es ist nur so, dass du meine Welt geworden bist. Wenn ein Mann nichts gehabt hat und die Frau findet, der sein Herz gehört, dann fällt es ihm verflucht schwer, sie nicht einzusperren, um sie vor jeder Gefahr zu
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