Im Bann Des Jaegers
ihn Mühe kostete, sie nicht in seine Arme zu ziehen. Sie sah erschöpft aus und hatte getrocknetes Blut auf den Armen und Kratzer auf einer Gesichtshälfte, ein Zeichen ihrer Tapferkeit, denn anstelle ihres eigenen Kopfes hatte sie ihr Kind geschützt. Das versetzte ihn sofort wieder in rasende Wut.
»Wer zum Teufel springt im achten Monat einer Schwangerschaft aus einem fahrenden Wagen?«, fuhr er sie an.
»Jemand, der nicht erschossen werden will.« In der Dunkelheit sprühten ihre Augen äußerst interessante Funken. »Und wenn du dir den einen Wächter vorgenommen hättest, bevor er den Schuss aus seiner Waffe abgeben konnte, hätten wir vielleicht gar nicht springen müssen.«
»Vielleicht hätte ich mich rechtzeitig um ihn kümmern können, wenn du dich nicht eingemischt hättest.« Er musste selbst zugeben, dass diese Ausrede ziemlich lahm und kindisch war. Es war ihr gelungen, sich als sehr hilfreich zu erweisen, aber darum ging es nicht, verdammt nochmal! Sie hätte sich niemals hochschwanger ins Gefecht stürzen dürfen. »Viel Verstand scheinst du nicht gerade zu haben.«
Wenn die glühenden Funken in ihren Augen Brennstoff gefunden hätten, wäre er in Schwierigkeiten gewesen. So, wie die Dinge standen, streckte er einen Arm aus und nahm ihr vorsichtshalber die Waffe aus der Hand.
»Die einzige Dummheit, die ich bisher begangen habe, war, dich als Partner zu wählen. Ich bin müde, und ich will duschen. Geh mir aus dem Weg.«
»Nicht, bevor ich seinen Panikraum und seinen Fluchttunnel untersucht habe.«
Sie verstummte. Ihre Zunge kam hervor, um ihre Unterlippe zu berühren, und lenkte seine Aufmerksamkeit auf den Schwung ihrer vollen Lippen. »Den Panikraum?« Sie strich sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ihre Hand zitterte. Sie hielt sie hinter ihren Rücken.
Ihr war ganz offensichtlich die Bedeutung dessen klargeworden, was er gesagt hatte. »Es gibt keinen Panikraum.«
»Und warum nicht? Weil er es dir gesagt hätte?« Verdammt nochmal, würde sie ihm glauben oder einem verlogenen alten Mann, der seine eigenen Ziele verfolgt hatte? Kane hatte nichts anderes im Sinn, als sie zu beschützen … Na ja, schon gut, das war eine verfluchte Lüge. Das war keineswegs alles, was er von ihr wollte, doch seine Absichten waren ehrenwert. Verdammt nochmal, vielleicht waren sie doch nicht so ehrenwert. Sie machte ihn völlig konfus. Wie zum Teufel kam eine Frau dazu, die Dinge zu tun, die sie tat?
»Oh, Kane.« Ihre Stimme bebte. Sie sah aus, als sackte sie vor seinen Augen in sich zusammen. Sie ließ sich auf den Sessel sinken, presste eine Hand auf ihren dicken Bauch und atmete mehrfach langsam und tief durch.
»Es gibt keinen Grund zu hyperventilieren«, sagte er so sanft wie möglich. »Wir kriegen das schon hin. Ich nehme mir jetzt den Panikraum vor. Nimm deine Waffe, und schieß nicht auf mich.«
Sie lächelte ihn matt an, als sich ihre Finger um den Kolben der Waffe schlossen. »Ein verlockender Gedanke«, murmelte sie, und ihr Gesichtsausdruck war kläglich und besorgt zugleich, »aber ich werde es mir verkneifen.«
Dieses kleine Lächeln ließ sein Herz höher schlagen. Bevor er es verhindern konnte, berührte er mit sanften Fingern ihr Gesicht. Sie schreckte nicht vor ihm zurück. Ihre Haut war so zart wie die Blütenblätter einer Rose. Mit dem Handrücken strich er über ihr seidiges Haar. Augenblicklich erfüllte die Erinnerung an ihren Körper unter seinem Körper sein gesamtes Denken. Er reagierte, wurde steif und prall und lechzte nach ihr. Er ignorierte die heftigen Forderungen seines Körpers nach Kräften und strich mit der Daumenkuppe über ihren Wangenknochen, fuhr die schönen Züge ihres zart geschnittenen Gesichts nach und war eigenartig dankbar dafür, dass sie stillhielt und sich nicht gegen seine Erkundung wehrte. Er musste sie einfach anfassen, und vielleicht verstand sie, dass er gar keine andere Wahl hatte.
»Bleib, wo du bist, Rose.« Er bemühte sich um einen sanften Tonfall. Sie sah wirklich erschöpft aus, und der Marsch durch die Wüste hatte ihr Durchhaltevermögen offensichtlich auf eine harte Probe gestellt. Es sei denn … Er blickte finster. »Hast du dich verletzt, als du aus dem Wagen gesprungen bist?«
»Jetzt geh schon und sieh dich in diesem Raum um.«
»Und im Tunnel. Er muss einen Fluchtweg gehabt haben, der hier herausführt. Ein Mann wie Diego Jimenez hätte immer dafür gesorgt, dass ihm niemand eine Falle stellen kann.«
Sie presste ihre
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