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Im Bann Des Jaegers

Im Bann Des Jaegers

Titel: Im Bann Des Jaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Würde, indem er sie gezwungen hatte, an seinem Zuchtprogramm teilzunehmen, und damit all die Jahre harter Arbeit und strenger Disziplin überflüssig gemacht hatte. Er behandelte sie so, als zählte nur ihr Körper, nicht ihre übersinnlichen Gaben oder ihr ausgiebiges Training. Sie war intelligent und konnte so gut kämpfen wie die männlichen Schattengänger, doch eine solche Karriere hatte ihr Whitney versagt. Es war absoluter Wahnsinn, an jemanden zu glauben. Und doch glaubte sie an Kane.
    Kane ließ sie auf dem Bett zurück und nahm die leeren Suppenschalen mit. Es fiel ihm schwer fortzugehen, aber er jagte ihr Angst ein, und das war das Letzte, was er wollte. Sie war in anderen Umständen und hatte schon genug Stress. Er konnte seine eigenen Wunden und die seiner Kameraden nähen. Es war sogar schon ein- oder zweimal vorgekommen, dass er sich selbst eine Kugel entfernt hatte, aber das mit dem Baby brachte ihn restlos durcheinander. Er hatte nicht den leisesten Schimmer, was in dieser speziellen Situation zu tun war.
    In der Tür blieb er stehen und warf einen Blick zurück auf sie. Sie erschien ihm so klein, so verloren, so allein. »In ein paar Minuten komme ich wieder und decke dich ordentlich zu.«
    Das entlockte ihr ein schwaches Lächeln. »Ich bin keine Dreijährige.«
    »Ich weiß. Ich tue es nicht für dich.« Er drehte sich um und ging.
    Sie hätte jedem Mann das Herz gebrochen. Einen Moment lang wünschte er, er wäre der Typ Held, den die Frauen sich erträumten, der weiße Ritter, der zu ihrer Rettung kam, doch er war ein Mann, der sich in Gegenwart von Frauen unbeholfen fühlte, und ihm waren bereits einige Schnitzer unterlaufen. Er wusch das wenige Geschirr und ging wieder in die Speisekammer, um sich die Grundausstattung einer Hebamme mal anzusehen – nur für alle Fälle.
    Er war ein Mann, der gern auf Notfälle vorbereitet war. Babys zu bekommen fiel unter diese Kategorie. Neben der Grundausstattung, die sie für die Geburt zusammengestellt und sorgfältig verpackt hatte, lagen etliche Bücher, und da es ihm widerstrebte, den versiegelten Plastikbehälter zu öffnen und sich den Inhalt anzusehen, stöberte er in den Büchern herum. Die Titel sagten ihm viel über Rose. Sie neigte zu gründlicher Planung.
    Ein Buch hatte natürliche Geburten zum Thema, in einem anderen ging es um die Ernährung schwangerer Frauen. Beide Bücher waren schon viele Male gelesen worden. Die Seiten waren abgegriffen und hatten Eselsohren. Ein anderes Buch über Kindererziehung zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Er blätterte es durch und stellte fest, dass viele Absätze angestrichen waren. Es gab auch Randnotizen, die Rose selbst reingeschrieben hatte, darunter zahlreiche Vermerke, andere Bücher zu diversen Themen aufzutreiben. Wie Kane konnte auch Rose einen Mann mit bloßen Händen töten, ohne mit der Wimper zu zucken, aber ein Baby zu wickeln lag ebenso weit außerhalb ihres Erfahrungsbereichs wie seines.
    Er schloss langsam das Buch, und in dem Moment wurde es ihm schlagartig klar: Die Geburt ihres Kindes musste ihr mindestens so große Angst einjagen wie ihm. Sie war auf dem Gebiet genauso unerfahren wie er. Dass sie eine Frau war, hieß noch lange nicht, dass sie irgendetwas von diesen Dingen verstand. Sie hatte nie Eltern gehabt, deren Vorbild sie nacheifern konnte. Sie hatten beide nicht die geringste Vorstellung davon, was auf sie zukam, aber Rose bemühte sich wenigstens, etwas zu lernen. Sie war entschlossen, ihrem Kind die Chance im Leben zu geben, die sie selbst nie gehabt hatte: in einer liebevollen häuslichen Umgebung aufzuwachsen.
    Kane war auf der Straße aufgewachsen. Er wusste auch nicht mehr über Kindererziehung als Rose, aber er hatte eine Ersatzfamilie gehabt. Sein gesamtes Team setzte sich aus Mitgliedern dieser Familie zusammen, jeder Einzelne von ihnen ein Schattengänger, und alle sehr loyal. Dieselbe Loyalität würde sich auch auf Rose und sein Kind erstrecken.
    Sein Kind. Er ließ sich auf einen Stuhl sinken, da ihn diese Vorstellung im ersten Moment überwältigte. Er hatte monatelang nach Rose gesucht, weil er sich nach ihr verzehrte, aber darüber, was es heißen würde, wenn sie tatsächlich schwanger war, hatte er sich nicht allzu viele Gedanken gemacht. Sein Kind. Ihr gemeinsames Kind. Sie hatten neues Leben erschaffen. Beide hatten sie DNA , die nicht durch und durch menschlich war, und beide besaßen sie übersinnliche Gaben. Was würde das für ihr Kind bedeuten? Rose

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