Im Bann Des Jaegers
zu hauchen, und ging raus, um die Dinge zu holen, die sie brauchen würden. Er besaß keinerlei medizinische Kenntnisse, aber das hier war eine dieser Situationen, in denen man handeln musste, weil es um Leben und Tod ging. Das Baby kam, und jetzt war es seine Sache, dafür zu sorgen, dass Rose die Geburt überstand.
Als sie ihn mit ihren erstaunlichen dunklen Augen ansah und ihm sagte, sie glaubte an ihn, war es restlos um ihn geschehen. Er musste die Dinge in die Hand nehmen und es hinkriegen, dass es für sie beide, für sie und ihn, so wenig traumatisch wurde wie nur irgend möglich. Er bereitete rasch das Zimmer vor und holte nicht nur die sterilisierten Instrumente, die für eine Geburt erforderlich waren, sondern auch Handtücher und Decken. Er kochte Wasser, um es für alle Fälle zu sterilisieren, und dann machte er sich daran, einen kleinen Brutkasten zu basteln.
Rose hatte zwei weitere starke Wehen, während er den primitiven kleinen Brutkasten baute, in Wirklichkeit nichts weiter als eine Kiste mit einer Decke, mit der er die Seiten und den Boden auspolsterte, und weichem Licht, um die Temperatur konstant zu halten.
Danach lief Rose den größten Teil der Nacht mit ihm durchs Haus und blieb nur stehen, um zu atmen, wenn die Wehen kamen. Sie kamen immer häufiger und waren von längerer Dauer. Kane begann wirklich darauf zu achten, wie lange jede einzelne Wehe dauerte. Anfangs sagte er nicht viel, sondern schlang nur seine Finger um ihre Wade und atmete gemeinsam mit ihr, doch mit der Zeit ermüdete sie, und die Wehen erreichten einen Punkt, an dem sie nicht mehr stehen konnte.
Er half ihr aufs Bett. Dort hatten sie eines der zwei Laken mit gummierter Unterseite ausgebreitet, die sie vorsorglich angeschafft hatte. Er brachte sie in eine Stellung, in der sie halb saß und halb lag, wobei er versuchte, die Zeichnungen in dem Buch zu imitieren. Ihr Atem veränderte sich spürbar, und nach zwei Wehen, die fast direkt aufeinanderfolgten und offensichtlich sehr stark waren, blickte sie mit verängstigten, weit aufgerissenen Augen zu ihm auf.
»Ich weiß nicht, ob ich das noch länger aushalte, Kane.«
Er wusste, dass sie sich dieses Eingeständnisses schämte. Rose hatte bisher stoische Ruhe bewahrt, und dafür war er dankbar, doch jetzt stand sie am Rande der Panik.
Kane unterdrückte seine eigene Nervosität und strich ihr das feuchte Haar aus dem Gesicht. »Denk daran, was in dem Buch steht, Liebes. Du musst in der Übergangsphase sein. Das ist die schwierigste Phase, aber sie wird nicht lange dauern. Du musst deine Atmung ändern, damit du dich ihnen gewachsen fühlst, den … äh … «
» Wehen «, fauchte sie ihn an. »Sag es. Wehen . Das ist kein unanständiges Wort.«
Eindeutig die Übergangsphase. In dem Buch wurde erwähnt, in diesem ganz speziellen Stadium könnte eine Frau mit dem Gedanken spielen, ihrem Mann etwas anzutun. Er hätte das Bett nach Waffen absuchen sollen. Er nickte und zwang sich, das Wort auszusprechen. »Wehen. Natürlich. Mir war das Wort einen Moment lang entfallen.«
»Entschuldige.« Sie atmete aus, riss die Augen weit auf und hielt sie auf ihn gerichtet.
Diesmal ergriff er die Initiative und atmete in so kurzen, heftigen Stößen wie beim Pressen. Sie passte ihren Atem seinem an, ohne auch nur einmal den Blick von ihm abzuwenden. Sowie die Wehe vorüber war, wischte er ihr das Gesicht mit einem kühlen Waschlappen ab. »Du machst das prima, Rose. Jetzt ist es bald so weit.« Er hoffte nur, dass er keinen Blödsinn redete und mit seinen bloßen Vermutungen richtiglag. Er sandte ein stummes Stoßgebet zum Himmel, obwohl er im Allgemeinen nicht allzu oft betete, aber gewiss oft genug, um nicht gänzlich ungehört zu bleiben.
Sie schrie kein einziges Mal, und sie verfluchte ihn auch nicht. Sie atmete gemeinsam mit ihm und sah ihm fest in die Augen, bis er manchmal glaubte, in der Intimität des Augenblicks zu ertrinken. Ihm war nicht klar gewesen, wie unglaublich intim etwas anderes als Sex mit einer Frau in Wahrheit sein konnte, aber er fühlte sich ihr tatsächlich näher als jemals zuvor. Er konnte sich nicht vorstellen, diese gemeinsam durchlebten Momente jemals zu vergessen, und er wusste, dass er die Erinnerung an das Vertrauen, das sie ineinander setzten, immer wie einen Schatz hüten würde, ganz gleich, wie es hinterher weiterging. Er hatte geglaubt, es würde eine entsetzliche Qual werden, doch wenn es auch noch so schlimm war, so hatte es doch etwas
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