Im Bann Des Jaegers
solch perversen Spielchen holen! Er begeisterte sich dafür, menschliche Wesen als Versuchskaninchen und Schachfiguren zu missbrauchen. Da er in jungen Jahren nicht nur von seinen Eltern, sondern auch von anderen Kindern schikaniert worden war, die ihn nicht verstanden, hatte er das Bedürfnis entwickelt, allen zu beweisen, dass er klüger war. Mittlerweile brauchte er die Spiele ebenso sehr, wie er die Experimente brauchte. Für ihn schienen diese Spielchen das Einzige zu sein, was ihm wirklich Spaß machte.
»Ich dachte mir nur, wenn wir uns eine kleine Señorita holen und sie miteinander teilen, solange wir hier warten müssen, könnte es leichter für dich sein, Carlson, das ist alles«, sagte Fargo. »Sowie deine Frau hier das Kind geboren hat, wird Whitney es an sich bringen, und dann brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen, dass das Balg dieses Mistkerls frei herumläuft.«
»Es ist trotz allem auch ihr Kind«, hob Carlson hervor. »Frauen mögen es nicht, wenn man ihnen ihre Kinder wegnimmt. Wenn ich mich jetzt über sie hermache, könnte sie wenigstens das Kind behalten.«
Es überraschte Kane, dass Carlson mitfühlend genug war, um an Roses Gefühle zu denken. Er mochte zwar grob, brutal und selbstsüchtig sein, aber immerhin hatte er daran gedacht, was es heißen würde, Rose das Kind wegzunehmen.
Fargo nickte. »Ja, schon, aber denk nochmal darüber nach, Carlson. Wenn Whitney erst mal mit seinem Lieblingsprojekt beschäftigt ist, den Jungen zu seinem Supersoldaten zu machen, dann hast du eine Chance, dass er dich und Rose in Ruhe lässt, falls ihr gemeinsam ein weiteres Kind zeugt. Dein Kind wäre sicherer vor ihm.«
Carlson warf den nächsten Pfeil auf den Stapel, der immer höher wurde. »Daran hatte ich nicht gedacht. Und Whitney wird nicht lockerlassen, bevor er ein Kind für seine wahnsinnigen Doktorspiele hat.«
Beide Männer lachten derb.
»Vielleicht wäre es gar keine so schlechte Idee, wenn du losziehen und uns eine Frau besorgen würdest«, sagte Carlson. »Einer von uns muss hierbleiben und dafür sorgen, dass sie nicht einfach abhaut.«
»Vielleicht solltest du dir lieber mal eine Pause gönnen.« Fargo hob eine leere Flasche hoch. »Und bei der Gelegenheit auch gleich unsere Vorräte auffüllen.«
Carlson schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht tun, Fargo. Sie kann jetzt täglich dieses Baby bekommen. Ist dir denn nicht klar, dass sie allein dort drinnen ist? Was passiert, wenn die Wehen einsetzen? Sie könnte sterben. Ich rühre mich nicht vom Fleck.«
Es klang tatsächlich so, als machte sich Carlson Sorgen um Rose. Kane blickte finster, denn er wollte absolut keinen Bezug zwischen sich und diesem Mann herstellen. Es fiel ihm schwer, nicht daran zu denken, was passiert wäre, wenn er in dessen Schuhen gesteckt hätte. Wäre es ihm gelungen, sich in dem Wissen von Rose abzuwenden, dass sie mit einem anderen Mann zusammen war? Er hoffte es. Er hoffte, er war Manns genug, um ihr zu wünschen, dass sie glücklich wurde. Und er hoffte auch, wenn sie wirklich einen anderen wählte, würde er ihre Entscheidung akzeptieren. Bei diesem Gedanken hämmerte ihm das Herz in der Brust. Noch schlimmer war, dass alles Männliche in ihm gegen diese Vorstellung aufbegehrte. Wenn sonst nichts dabei herauskam, dann hatte er an diesem Abend wenigstens eine Lektion über die verheerenden Schäden erhalten, die Whitney anrichtete. Der Mann zerstörte Leben, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
Ist alles in Ordnung mit dir?
Roses Stimme klang sanft und zaghaft. Sie hatten sich darauf geeinigt, keine Telepathie einzusetzen, wenn Whitneys Soldaten in der Nähe waren. Die Männer könnten die Unruhe in den Kraftfeldern um sie herum wahrnehmen. Er musste große Verzweiflung ausgestrahlt haben, wenn sie trotz dieser Abmachung telepathisch Kontakt zu ihm aufnahm.
Er hielt seinen Blick auf die beiden Soldaten gerichtet, um den Grad ihrer Empfänglichkeit einzuschätzen. Fargo rieb sich die Augen, und Carlson zog die Stirn in Falten, doch keiner von beiden schien den geringsten Verdacht zu schöpfen. Kane war schon früher aufgefallen, dass keiner von beiden ausgeprägte übersinnliche Gaben besaß; jetzt sah er seinen Eindruck eindeutig bestätigt. Er fasste sich an die Stirn und verfluchte sich.
Whitney hatte Kane namentlich angefordert, weil er die außerordentlich starken übersinnlichen Gaben wollte, mit denen Kane geboren worden war. Zwar hatte Whitney seine Gaben verstärkt, aber bei den
Weitere Kostenlose Bücher