Im Bann des Maya-Kalenders
könne. Wobei beide Varianten für sie verhängnisvoll sind: Im ersten Fall erniedrigt sie sich
sinnlos, der zweite Fall wäre gleichbedeutend mit einer Todsünde, wie die Autorin schreibt: »Ich würde ›schweres Karma‹ auf mich laden, dessen Aufarbeitung vielleicht Tausende von Jahren beanspruchen würde – so lehrte man uns.« Den Absolutheitsanspruch des Lectoriums in Frage zu stellen sei die einzige Sünde, für die es keine Vergebung gebe.
Rosenkreuzer: Zeit der Erlösung lief im Jahr 2001 ab
Obwohl der Personenkult bei den Rosenkreuzern nicht so ausgeprägt wie bei anderen Geistesschulen ist – die Verehrung des Gründers Jan van Rijckenborgh sowie der Großmeisterin Catharose de Petri hält sich in Grenzen –, weisen Absolutheitsanspruch und apokalyptische Ideen sektenhafte Züge auf. Inge Schneider schreibt, die Menschheit habe nach Ansicht der Rosenkreuzer nur noch bis zum Jahr 2001 die Chance gehabt, sich dem rettenden Prinzip des Lectoriums anzuschließen. Womit auch diese Mysterienschüler zu den falschen Propheten gezählt werden müssen.
In der Geistesschule ist von der Rückkehr in das Land der Verheißung die Rede, die durch eine Transfiguration und die Heilsvermittlung durch die Universelle Bruderschaft der Rosenkreuzer erreicht werden kann. Das Lectorium versteht diese »Rückkehr« nicht im biblischen Sinn der Apokalypse, doch versteckt sich dahinter auch eine Endzeitvision. Die Rosenkreuzer gehen wie die meisten Mysterienschulen von einem Neubeginn aus, der ein Ende der menschlichen Existenz in der gegenwärtigen Form bedeutet.
Krishnamurti stürzt die Theosophische Gesellschaft in eine Krise
Die Theosophische Gesellschaft beruft sich auf Maitreya, der laut der Gründerin Helena-Petrowna Blavatsky (1831–1891) der letzte Messias sein soll. Annie Besant (1847–1933), Präsidentin der Theosophischen Gesellschaft, erkannte 1895 im Inder Jiddu Krishnamurti den neuen Heilsbringer. Krishnamurti wurde in Adyar, dem Zentrum der Theosophischen Gesellschaft, erzogen und beeindruckte seine spirituellen Meister durch seine Ausstrahlung und das Engagement in mystischen Belangen. Bereits als 16-jähriger wurde er von Besant zum kommenden »Weltenlehrer« auserkoren.
Der Rummel, den die Theosophen und Esoteriker um ihn veranstalteten, missfiel Krishnamurti mit der Zeit. Der Personenkult fördere nach seiner Meinung Abhängigkeiten, die schlecht zu seinem Anspruch passten, sich von irdischen Bindungen zu lösen. Er weigerte sich, die Rolle des neuen Weltenlehrers zu übernehmen. Krishnamurti löste den Orden 1929 auf und stürzte die Theosophische Gesellschaft in eine Krise, von der sie sich nie mehr ganz erholte. Der Meister demonstrierte den Anhängern, dass sie ihn als Projektionsfläche für ihre eigenen übersinnlichen Bedürfnisse benutzten und offenbar nicht fähig seien, den Weg zum höheren Selbst ohne ihren spirituellen Führer zu finden. Der Mystiker sagte seinen Schülern, es gebe keinen Pfad, der zur einzigen Wahrheit führe, weil die Weisheit etwas Lebendiges sei. Keine Religion und kein Lehrer könne die Suchenden zur wahren Erkenntnis führen, denn die Wahrheit liege in jedem Einzelnen.
Krishnamurti entzog sich seinen Jüngern und richtete sich eine Klause in der Schweiz ein. Sein Rückzug schmälerte seine Popularität aber kaum. Bald pilgerten Tausende aus aller Welt an seine Wohnstätte und lauschten seinen Weisheiten. Später wies er die Besucher ein zweites Mal ab, weil er die hohen Erwartungen der spirituellen Sucher nicht länger erfüllen wollte.
Der Theosophischen Gesellschaft war zwar nur ein kurzer Erfolg beschieden, die okkulte Heilslehre von Helena-Petrowna Blavatsky trat aber einen beachtlichen Siegeszug an. Ihre Ideen vom esoterisch interpretierten Karma, der Wiedergeburt, den kosmischen Gesetzen, der höheren geistigen Hierarchie, der astralen Energie und der mystischen Selbsterlösung finden sich in den meisten esoterischen Lehren und New-Age-Gruppen wieder.
Christus-Inkarnation bei der Findhorn-Bewegung
Einen ausgeprägten apokalyptischen Aspekt zeigt auch die Findhorn-Bewegung, die von Peter und Eileen Caddy in der Findhornbucht bei Inverness (Schottland) gegründet wurde und eine wichtige Rolle in der New-Age-Szene spielt. Eileen Caddy soll »Durchgaben« (medial vermittelte Mitteilungen) eines höheren Wesens erhalten haben, das ihr den Auftrag gab, ein spirituelles Zentrum aufzubauen. Findhorn entwickelte sich rasch zu einer Pilgerstätte, die ein
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