Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
Vom Netzwerk:
Lyall holte stockend Luft. »Himmel, er flehte mich förmlich an. Ich konnte es ihm nicht abschlagen. Ich liebte ihn wie einen Sohn.«
    »Er war mein Sohn! Nicht deiner!«
    In Lyalls angriffslustigem Blick flammte Wut auf. »Er hätte meiner sein sollen!«
    Ians Herz setzte einen Schlag aus. »Du hast Una doch nie auch nur eines Blickes gewürdigt.«
    »Una war mir völlig egal!« Lyall warf die Arme in die Luft. »Ich habe nie eine Frau gefunden, die mir Nachwuchs schenken konnte. Du ja! Du, der Lieblingssohn, der den Thron noch nicht einmal wollte, der zuließ, dass ein Unfähiger ihn bestieg. Du, der du Maccon umgebracht hättest, hättest du es gewusst.«
    »Ich hätte versucht, ihm zu helfen! Ich hätte ihn nicht leiden lassen.«
    »Du hättest ihn fertiggemacht.«
    »Wo ist er?«, brüllte Ian.
    Lyalls Finger umschlossen das Schwert, als würde es ihm Schutz geben. »Du solltest glauben, Conall sei an allem Schuld. Doch was würdest du tun, nachdem du ihn umgebracht hattest?« Er schüttelte den Kopf. »Ich konnte nicht zulassen, dass du dich von einem Menschen ablenken lässt. Deshalb habe ich Maccon zum Spielen rausgelassen.«
    Daisy
. Mit einem Satz stürzte Ian sich auf Lyall. Sie krachten zu Boden, und der dunkle Himmel und das Gras verschwammen. Lyall mochte zwar immer nur die rechte Hand des Anführers gewesen sein, doch er war stark und ein geborener Kämpfer. Lyalls Körper veränderte sich und wurde größer, wobei sein Wolf so weit in den Vordergrund trat, dass seine menschliche Gestalt kaum mehr zu erkennen war. Scharfe Zähne bohrten sich in Ians Arm und trafen den Knochen. Mit einem lauten Schrei versetzte Ian Lyall einen Schlag gegen die Schläfe … einmal, zweimal. Lyalls Kopf wölbte sich nach innen, als der Schädelknochen brach, und er ließ von Ians Arm ab.
    »Nein«, brüllte Lyall. »Ich werde nicht sterben wegen eines weiteren verdammten Ranulf!«
    Vor Ians Augen verwandelte Lyall sich in einen ausgewachsenen Werwolf. Fell kitzelte seine Nase, der Geruch des wilden Tieres machte ihm das Atmen schwer. Und dann wurde Ian nach hinten gestoßen. Die weit überlegene Kraft des Wolfs ließ ihn durch die Luft fliegen.
Zur Hölle!
Der Mann hatte sich mit der Leichtigkeit eines Atemzugs verwandelt. Er hatte seinen Wolf herausgelassen. Ian konnte es kaum fassen, während sein Wolf heulte, um auch freigelassen zu werden.
    Lass mich raus. Lass mich doch einfach raus!
    Krallen rissen Ians Schulter auf, als er sich im letzten Moment wegrollte. Erneut holte Lyall aus, und seine Krallen hätten Ian beinahe den Garaus gemacht.
    Knurrend trat er nach Lyalls Schnauze. Der Werwolf geriet noch nicht einmal ins Wanken. In seiner jetzigen Gestalt war er einfach zu stark. Mit aller Macht stürzte Ian sich auf ihn, riss ihn zu Boden und drückte ihm den Brustkorb ein. Lyall drehte sich, seine Hinterbeine fanden Ians ungeschützten Bauch und stießen zu. Der Schmerz ließ ein Feuerwerk an Farben hinter Ians Lidern aufblitzen. Blut sammelte sich in seinem Mund. Er erhaschte einen Blick auf den Mond und dachte an den Tod und an Daisy. Alles wurde langsamer … seine Atemzüge, der Schlag seines Herzens.
    Bei ihr hast du auch versagt, MacRanulf. Sie wird es wissen, wenn sie stirbt
. Lyalls Gedanken waren in seinem Kopf und hallten so deutlich wie Totengeläut in seinen Ohren.
    Daisy
.
    Lyall war stärker. Doch der Wille eines Anführers war größer als jede Kraft. Dieser hinterhältige Mistkerl würde Ian nichts mehr nehmen. Mit der Schnelligkeit eines Buschbrands nahm diese Überzeugung von ihm Besitz. Ohne noch einmal nachzudenken, stürmte er, getrieben von machtvollem Verlangen, nach vorn. Kraft und Energie, wie er sie noch nie erlebt hatte, strömten durch seinen Körper, sodass er den Schmerz, der ihn durchbohrte, gar nicht mehr wahrnahm. Im nächsten Atemzug stand er auf vier Beinen, und Lyall wich angstvoll zurück.
    Frei. Frei.
    Sein Wolf war ein Ruf in seinem Geiste. Nein, nicht mehr sein Geist, sondern der des Wolfs. Er selbst war gefangen und nicht mehr in der Lage, seine Glieder zu bewegen. Panik stieg in ihm auf.
    Ruhig. Ganz ruhig
.
    Seltsamerweise besänftigte ihn der Wolf. Der Wolf wusste, was zu tun war.
Daisy. Rette sie. Töte Lyall
. Das waren ganz einfache Dinge. Der Wolf würde sich um ihn kümmern. Er würde ihn schützen. Knurrend machte er einen Satz nach vorne und stürzte sich auf Lyalls Hals. Seine Zähne bohrten sich durch das Fell in die empfindliche Kehle des anderen Werwolfs und

Weitere Kostenlose Bücher