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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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Geht bis in die Bauchhöhle, als wäre weiche Butter zerschnitten worden.«
    Himmel, der Geruch des Todes. Ians Innereien bäumten sich auf, und das Frühstück drohte ihm hochzukommen. Er zwang sich dazu, das Widerliche an der ganzen Sache auszublenden und sich nur auf den Körper zu konzentrieren, sodass er plötzlich noch etwas anderes wahrnahm. Von der Haut des Leichnams ging der Hauch eines Parfüms aus. Denselben Duft hatte Ian auch am Schauplatz des Verbrechens gerochen. Er verweilte einen Moment bei diesem Duft und genoss dessen Süße und wie er seinen Wolf dazu brachte, sich zu entspannen. Dann setzte er seine Untersuchung fort. Da. Da war er … der Geruch nach Krankheit und Wolf.
    Poole beugte sich auch über den Leichnam und Ian schreckte zusammen. »Achten Sie auf die Tiefe des Schnitts an der Luftröhre. Er hat eine Kerbe am fünften Halswirbel hinterlassen. Das Opfer ist innerhalb weniger Minuten verblutet.«
    Archer und Lane nickten, wobei Letzterer immer noch ziemlich spitz um die Nase wirkte. Ian konnte ihm keinerlei Vorwurf daraus machen. »Das ist noch Neuland für Sie, was, Lane?«, fragte Ian ihn.
    Der Mann sah auf. »Ach, ich hab schon meinen gerechten Anteil an so etwas gehabt.« Um Lanes Mund zuckte es. »Aber zugegebenermaßen fühlt es sich jedes Mal wie das erste Mal an.«
    Poole lachte. »Das können Sie aber nicht bei allen sagen, oder?«
    »Stimmt genau, Poole«, brummte Lane trocken.
    Ian richtete sich auf. »Die andere Leiche, wenn Sie so freundlich wären, Poole.«
    Poole verzog missmutig das Gesicht. Er hätte gern einen längeren Vortrag gehalten, zuckte dann aber die Achseln. »Das macht wohl keinen Unterschied, da beide auf dieselbe Weise ums Leben gekommen sind.« Er kräuselte die Nase. »Zumindest bei diesen beiden Opfern ist das der Fall.«
    Lane drehte den Kopf mit einem Ruck zu Poole herum. »Und beim anderen Opfer?«
    »Da … kommt noch was hinzu. Ich fürchte, sie wurde vergewaltigt.«
    Die Männer senkten einen Moment lang die Köpfe, dann trat Ian zum nächsten Leichnam … dem der Witwe Alexis Trent.
Bring es einfach hinter dich. Denk nicht nach
. »Sehen wir uns dieses Opfer an.«
    Poole zog das Tuch zurück, und einer der Männer fluchte. Die arme Frau war genauso zugerichtet worden wie der Mann, aber ihr einst schönes Gesicht sah zu ihnen auf, als würde sie stumm um Gerechtigkeit flehen. »Nicht viel anders, wie ich schon sagte. Ihr Körper weist die gleichen Schnittspuren auf.« Er warf das Tuch zur Seite. »Das Seltsame daran ist, dass ich eigentlich dazu neigen würde, es für einen Angriff durch ein Tier zu halten, wäre da nicht die Größe und Präzision der Schnittwunden. Denn bei einem Tier wären die Wunden eher aufgerissen.«
    Lane hob interessiert den Kopf. »Ein Tier, sagen Sie? Das müsste dann aber schon ein ziemlich großes sein, um einen Menschen so zuzurichten.«
    »Deshalb habe ich meine Meinung ja auch eingeschränkt«, erwiderte Poole nicht sonderlich erregt. »Etwas Größeres als ein Hund strolcht nicht durch die Stadt. Und das hier ist nicht das Werk eines gewöhnlichen Hundes.«
    Archer wirkte weiter teilnahmslos, doch Ian wusste, dass er in Habachtstellung gegangen war. »Man sollte doch meinen, die Bevölkerung von London würde es mitbekommen, wenn so ein großes Raubtier durch die Straßen zieht«, ergänzte Archer und beugte sich dann vor, um sich die Verletzungen genauer anzusehen. »Und Poole hat recht. Von einem Tier zugefügte Wunden sind eher Risse und sehen nicht wie saubere Schnitte aus.«
    Das musste Ian dem Mann lassen: Er war ein Meister der Ablenkung. Als Winston verwirrt blinzelte, erklärte Ian: »Reißwunden haben ausgefranste Ränder, wenn zum Beispiel ein Tier jemanden mit seinen Krallen verletzt. Hier haben wir es dagegen mit sauberen, geraden Schnitten zu tun, die mit einem Messer oder einem Schwert zugefügt worden sind.« Oder den rasiermesserscharfen Klauen eines Werwolfs oder Lykaners. Was allerdings die Zähne eines Werwolfs betraf, hätten die bestimmt Reißwunden hinterlassen. Ian wunderte sich über das Fehlen von Bisswunden. An den Organen oder in der Bauchhöhle konnte er ebenfalls keine entdecken. Hatte das, was immer das Opfer zur Strecke gebracht hatte, seine Beute nicht fressen wollen? Seltsam. Wenn dieses Wesen nicht getötet hatte, um zu fressen, warum dann?
    Ihm fiel als Möglichkeit nur ein, dass der Werwolf den Körper gewittert hatte. Aber warum? Was an Mrs Trent könnte die Bestie so angezogen

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