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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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haben?
    Archer legte den Kopf schräg, als würde er nachdenken. »Mmm … eine geschwungene Klinge. Irgendetwas extrem Scharfes.« Er ließ sich von Poole eine Pinzette reichen und zog vorsichtig die Haut im oberen Bereich eines Schnitts beiseite, wodurch nicht mehr zu erkennen war, als dass die Schnitte parallel zueinander lagen. Poole lauschte Archers Ausführungen zu gebannt, um das zu bemerken. »An einigen Stellen geht der Schnitt bis auf den Knochen. Eine einschneidige Klinge. Und groß.«
    Poole nickte. »Genau.«
    »Tja, das schränkt es ein bisschen ein«, meinte Archer ironisch.
    Poole stimmte ihm mit einem grimmigen Lächeln zu. »Ja, sehr. Messer gibt es in London so häufig wie Filzläuse bei … äh … Aber warum immer vier gleiche Schnitte, die alle gleich tief gingen, als hätte der Mistkerl vier Messer auf einmal benutzt?«
    Lane sah ziemlich teigig aus und schluckte ständig, zwang sich aber dazu, die Wunden in Augenschein zu nehmen. »Vielleicht irgendein Folterinstrument?«
    Ian beugte sich vor und tat so, als versuche er herauszufinden, was diese Wunden verursacht hatte, die so offensichtlich von einem ausgewachsenen Werwolf stammten. »Ich stimme Ihnen zu. Gut gemacht, Lane.« Er wappnete sich gegen den Schlag, als er wieder tief einatmete. Wolf. Krankheit. Er verharrte innerlich.
    Wieder stieg ihm dieser Duft nach Frühling, Süße und Dekadenz in die Nase. Köstlich. Es war Daisys Parfüm, wurde ihm plötzlich klar, und in seiner Brust verspürte er ein Zucken. Diese aufreizende Frau, die ihn zur Rede gestellt und gedemütigt zurückgelassen hatte. Verdammt, aber ihre Frechheit hatte ihn aufgerüttelt. Er dachte an fast nichts anderes mehr, und obwohl es ihn so aufgeregt hatte, wollte er sie unbedingt wiedersehen. Und sei es nur, um die schlaue, kleine Sirene bei einem Wortgefecht zu übertrumpfen.
    Alexis Trent hatte das gleiche Parfüm benutzt. Seltsam. Sie war eine Freundin von Daisy. Vielleicht hatten sie es miteinander geteilt?
    Er trat zurück. »Jetzt die andere Leiche, Poole. Das arme Mädchen.« Die Polizei hatte sie keine drei Tage vor dem Angriff, bei dem Daisy zugegen gewesen war, in einer dunklen Ecke gefunden. Dort hatte sie jemand wie Müll abgeladen. Laut Pooles Bericht hatte man nur aufgrund der schweren Verletzungen, die allen drei Opfern zugefügt worden waren, eine Verbindung zwischen ihnen hergestellt.
    Himmel!
Dieses arme Mädchen war vor drei Tagen gestorben. Vor
Tagen
, und keiner seiner Art hatte etwas unternommen, um den wahnsinnigen Werwolf aufzuhalten oder die Menschen von London zu beschützen, wie es eigentlich ihre Pflicht gewesen wäre. Wut stieg in ihm auf. The Ranulf, der verdammte König des Clan Ranulf, hatte eigentlich zu handeln und nicht untätig herumzusitzen. Sogar Ian, der dem Clan aus freien Stücken den Rücken gekehrt hatte, wusste das. Das Schlimme an der ganzen Sache war, dass Ian noch nicht einmal hingehen und fragen konnte. Er befand sich im Exil.
    »Eine Miss Mary Fenn aus Camden Town«, sagte Poole, sodass Ian seine Aufmerksamkeit wieder auf das richtete, was sich hier im Raum abspielte. »Es ist kaum zu fassen, aber sogar das Handtäschchen lag noch neben der Leiche. Offensichtlich hatte noch nicht einmal der abgebrühteste Dieb den Mut, sich ihr zu nähern.« Traurig schüttelte Poole den Kopf, doch dann zögerte er. »Sehen Sie hier … sie ist nicht …« Er blickte Lane an und der reagierte gereizt. »Nun ja, Inspektor, Sie lesen normalerweise nur die Berichte. Diese Männer hier sind den Anblick gewohnt, weil sie selbst schon seziert haben. Dieses arme Mädchen hier ist schon viel länger tot. Angesichts der Hitze der vergangenen Tage und der Ratten ist nicht mehr viel von ihr übrig. Der Grad der Verwesung ist ziemlich weit fortgeschritten.«
    »Woher wissen Sie dann, dass sie vergewaltigt worden ist?«, fragte Lane, dessen Stirn mit Schweißperlen bedeckt war.
    »Ich hab sie mit hochgezogenen Röcken gefunden.« Poole lief puterrot an. »Und gespreizten Beinen.«
    Lane nickte. »Natürlich. Das stand ja auch im Bericht, nicht wahr?« Er fasste sich an den Kopf, als machte er sich Vorwürfe, dass ihn seine Erinnerung im Stich gelassen hatte. Ian wusste, dass es die Leichenhalle, der Geist von Tod und Verwesung war, was ihm zu schaffen machte.
    Lane wirkte plötzlich erschöpft. »Die gleichen Wunden, würden Sie sagen?«
    »Ja, Sir. Wir müssen sie nicht weiter untersuchen.«
    Oh doch, das mussten sie auf jeden Fall. Ian musste ihren

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