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Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Titel: Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)
Autoren: Astrid Vollenbruch
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des Reitens ausmachte, doch recht nahe. Die Pferde waren munter und ausgeruht, suchten sich sorgfältig ihren Weg auf dem Geröll, hatten aber zwischendurch auch nichts gegen ein kleines Wettrennen oder einen Sprung über umgestürzte Felsbrocken. Beim Wettrennen hatte niemand eine Chance gegen Nachtfrost, aber Wurzel und Schatten, die beiden Ponys, sprangen mit derselben Begeisterung wie ihre größeren Verwandten über jedes Hindernis.
    Baumstämme, über die sie springen konnten, gab es leider nicht. Die Berge waren kahle, grasbewachsene Felsbuckel unter dem Schnee, und je höher die fünf Reiter kamen, desto weiter konnten sie über das Land schauen. Nach Osten hin gab es nur noch höhere Berge, aber im Westen unter ihnen sahen sie den dunklen Wald der Tesca und jenseits davon die endlose verschneite Steppe. Graue Wolkenberge zogen über den Himmel. Manchmal rissen sie auf, und dann strömte Sonnenlicht nach unten und ließ Schnee und Wald aufleuchten.
    Eine tiefe Stille lag über dem Land, und es fühlte sich an, a ls gäbe es außer ihnen, den Pferden und dem Einhorn keine lebenden Wesen auf der Welt.
    Gegen Mittag rasteten sie an einem Hang, im Windschatten eines riesigen Felsblockes. Sie teilten sich die Vorräte, die Asarié ihnen mitgegeben hatte: belegte Brote mit Käse, zwei Flaschen Orangensaft und ein paar Äpfel. Elri und Lorin, die noch nie Brot gegessen hatten, betrachteten die braunen Scheiben misstrauisch und bissen nur zögernd hinein; dann jedoch erhellten sich ihre Mienen, und sie aßen alles auf. Auch die Äpfel schmeckten ihnen, aber nachdem sie den Orangensaft probiert hatten, lehnten sie ihn als »viel zu sauer« angewidert ab und hielten sich lieber an den Kelg in Lorins Lederflasche.
    Stirnrunzelnd betrachte Darian Asariés Tasche und die Überreste ihrer Vorräte.
    »Woran denkst du?«, fragte Elri.
    »An die Nebelbrücke«, sagte er. »Wenn wir Taschen und Vorräte von einer Welt in die andere mitnehmen können … ich frage mich, ob es auch mit Waffen oder anderen Gegenständen geht.«
    »Waffen?« Sonja und Melanie wechselten einen entsetzten Blick. Gewehre und Handgranaten in dieser Welt? »Was denn für Waffen?«
    »Mein Messer konnte ich mitnehmen«, sagte er ganz ruhig und strich sich eine widerspenstige blonde Strähne aus der Stirn. »Und ich glaube, in eurer Welt gibt es Waffen, die viel mehr ausrichten können als ein Messer.«
    »Aber das darfst du nicht!«, rief Sonja. »Du kannst nicht einfach irgendwelche Waffen herbringen!«
    »Warum eigentlich nicht?«, fragte Elri hart. »Unser Volk kämpft da unten in der Ebene um sein Leben, falls ihr es nicht mitbekommen habt. Und auf der anderen Seite der B erge sieht es wahrscheinlich noch schlimmer aus. Wenn wir keinen Weg finden, den Spürer und die Dämonen aufzuhalten, sind wir alle verloren. Warum sollen wir dann nicht auf bessere Waffen zurückgreifen, wenn ihr welche habt? Ich dachte, ihr wolltet uns helfen?«
    Sonja fand keine Worte. Hilfe suchend schaute sie Melanie an, aber die Freundin war genauso sprachlos. Was konnte man zu so einem Argument sagen? Aber dann schnaubte Nachtfrost, und sie schaute zu ihm hin. Er hatte den Kopf gehoben und betrachtete die fünf Kinder, als ob er ihnen aufmerksam zuhörte. Wahrscheinlich tat er es auch; sie wusste inzwischen, dass er ganz genau auf das achtete, was sie sagten, auch wenn er sich nur selten einmischte. Und plötzlich wusste sie, was sie sagen musste.
    »Ihr habt Nachtfrost«, sagte sie. »Ihr habt mir selbst gesagt, dass er ein Bote eurer Göttin ist. Wenn sie Waffen haben wollte, hätte sie ihn nicht zu mir und Melanie geschickt, sondern irgendwo anders hin – zu unserer Regierung oder so. Jedenfalls zu Leuten, die kämpfen können und etwas von Waffen verstehen. Ich glaube, sie will unsere Waffen gar nicht. Wir müssen einen anderen Weg finden.«
    Lorin nickte anerkennend und lächelte. Elri zögerte. So kriegerisch sie auch war, dieses Argument schien ihr doch einzuleuchten. »Na schön«, sagte sie endlich. »Wenn du das so siehst … vielleicht hast du recht.« Sie schaute zu Nachtfrost hin und sprach weiter, ohne die anderen anzusehen. »Aber ich habe Angst. Da unten in der Steppe – für euch sind das nur irgendwelche Nomaden. Aber für uns sind es unsere Freunde und Verwandten …« Sie brach ab und biss sich auf die Lippe.
    »Wir finden einen Weg«, sagte Melanie. »Du wirst schon sehen!«
    E lri antwortete nicht.
    Bedrückt ritten sie weiter. Sonja und Melanie
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