Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)
Philipp wollte sich gerade abwenden, als sein Blick von einem Funkeln gefangen wurde. Er schaute noch einmal hin, und dann stapfte er zu der Stelle, wo das Wesen gelegen hatte.
Abrupt blieb er stehen.
»Das gibt’s nicht«, sagte er tonlos. »Das kann nicht sein.«
Vor seinen Füßen lag, zwischen ein paar schwarzgrauen Federn im zerwühlten Schnee, das Wolfskopfamulett.
Ben war gerade dabei, den Fuchshengst Santana aus dem Stall zu führen, als Philipp auf den Hof zurückkehrte. San t ana warf den Kopf hoch, scheute vor jeder Schneeflocke, rollte mit den Augen und riss Ben fast den Strick aus der Hand. Der schwarzhäutige Stallknecht war offenbar aus tiefstem Schlaf hochgeschreckt worden. Er steckte in einem blauweiß gestreiften Schlafanzug, hatte Gummistiefel und einen abgenutzten alten Mantel darübergezogen, und seine Haare standen nach allen Seiten ab. Beruhigend sprach er auf Santana ein, aber als er Philipp in den blutigen Fetzen seines Pullovers sah, riss er die Augen auf und fluchte. Santana scheute wieder. Ben legte ihm die Hand auf den Nasenrücken. Der Hengst schnaubte, legte die Ohren zurück und tänzelte auf der Stelle.
»Das Feuer?«, fragte Ben knapp.
»Aus«, gab Philipp ebenso knapp zurück. Ihm war übel vor Schmerzen, und er hatte Mühe, sich aufrecht zu halten.
»Geh ins Haus«, befahl Ben und vergaß die förmliche Anrede. »Leg dich aufs Sofa. Ich bringe den Spinner hier wieder rein und kümmere mich dann um dich.«
Philipp nickte nur und wankte ins Haus. Wie er zum Sofa kam, wusste er nicht genau; auf einmal stand er im Wohnzimmer, das so weiß und elegant eingerichtet war. Himmel, Asarié wird wütend sein, dachte er und kippte auf das Sofa.
Möglicherweise verlor er für kurze Zeit das Bewusstsein. Als er wieder etwas von seiner Umgebung wahrnahm, steckte Ben gerade den letzten Verbandsstreifen fest, den er ihm um die Brust gewickelt hatte. Philipp schielte an sich herunter; sein ganzer Oberkörper war fest bandagiert. »Das wird meinen Eltern nicht gefallen«, bemerkte er matt.
»Ihr Pech«, sagte Ben mitleidslos. »Vielleicht erzählst du m ir mal, was in drei Teufels Namen da hinter dem Stall los war.«
»Ein brennendes Fass«, sagte Philipp. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Seine Brust tat weh, und er war müde. »Eins von diesen Vogelmonstern war da und hat mich angegriffen.«
Bens Augen wurden ganz schmal. »Die Quan waren da?«
»Heißen sie so? Ja. Irgendwo ist noch einer, aber ich habe ihn nicht gesehen. Aber –« Er brach ab und hielt Ben das hin, was er im Schnee gefunden hatte.
Ben starrte das Amulett an und wurde fahl unter der schwarzen Haut. »Woher hast du das?« Seine Stimme klang plötzlich rau und tonlos.
»Es lag im Schnee. Das Monster hat es verloren, schätze ich.«
»Philipp«, sagte Ben. Er schien Schwierigkeiten mit den Worten zu haben, brach ab und setzte wieder neu an. »Philipp, wieso kannst du es anfassen?«
Philipp blinzelte verwirrt. Er konnte irgendwie nicht klar denken; es dauerte einen Moment, bis er die Frage begriff. Und auch dann wusste er keine Antwort. »Ich habe nicht darüber nachgedacht. Ich habe es einfach aufgehoben.«
»Genau wie Sonja, als sie es fand.«
»Ich muss es ihr zurückgeben.« Philipp versuchte sich aufzurichten, aber Ben fasste nach seiner Schulter und drückte ihn wieder zurück. »Lassen Sie mich los! Meine Schwester reitet in irgendeiner fremden Welt herum und sucht dieses Teil! Ich muss es ihr zurückgeben! Oder jemand anderes – wo ist Asarié?«
»Nicht hier.« Ben sah aus, als ob er in rasender Eile nachdachte. »Und du gehörst in ein Krankenhaus, mein Freund.«
» Ich kapiere das nicht«, sagte Philipp. Allmählich setzte sein Denkvermögen wieder ein. »Warum waren die Biester hier? Warum sind sie nicht längst wieder in eurer Welt? Warum lungern sie hier herum – mit dem Amulett? Ben, hier stimmt doch etwas nicht!«
»Was meinst du damit?«, fragte Ben, ohne ihn anzusehen, während er einen Rest Verbandsstoff aufwickelte.
»Keine Ahnung«, sagte Philipp ehrlich. »Aber Sie wissen doch wahrscheinlich mehr als ich. Woher wissen Sie, wie die Biester heißen? Was wollen sie? Hier ist doch irgendwas oberfaul!«
Ben wich seinem Blick aus. »Ich kann dir nichts sagen.«
»Hören Sie mal, meine kleine Schwester wird wahrscheinlich gerade von Monstern gejagt, während sie dieses Amulett sucht! Sie müssen mir sagen, was Sie wissen!«
»Ich weiß nur eins«, sagte Ben, noch immer ohne ihn
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