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Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Titel: Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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her, bis sie vor dem Spürer stand. Er sah noch vornehmer aus als bei ihrer letzten Begegnung. Hemd und Hose schienen aus schwarzem Samt zu bestehen und schimmerten im Schein der Flammen. Über dem Hemd trug er ein goldbesticktes schwarzes Wams mit einem aufgestickten Wappen, auf dem ein grauer Lindwurm zu sehen war, und einen schwarzen Ledergürtel mit vielen Verzierungen. Sein Schwert steckte in einer Scheide, die mit Juwelen besetzt war. Dazu das gut aussehende Gesicht und die glänzenden blonden Haare … Gundar von Keban sah wirklich beinahe aus wie ein Märchenkönig. Nur eben nicht ganz. Seine Augen waren grau, farblos, kalt und tot wie Stein. Wie schon früher wurde ihr übel, als sein Blick sie traf, und jetzt wusste sie auch, woran das lag: Sie sah nicht den Menschen Gundar von Keban, sondern den Dämon in seinem Inneren.
    »Verschwindet«, befahl er den Gnomen. Sie zischten ihn an, zogen sich jedoch zurück und verschwanden in der Dunkelheit, aber Sonja spürte, dass sie in der Nähe blieben.
    Seltsam, sie hatte gar keine Angst mehr. Sie war nur noch traurig und wütend darüber, dass es nirgendwo etwas Schönes geben konnte, ohne dass irgendwelche Leute es vergifteten, verdarben und zerstörten. Das Bild des zauberischen Landes, in dem sie Veleria begegnet war, stand ihr n och deutlich vor den Augen. Und dort waren die Gnome keine Feinde der Menschen gewesen, keine verzerrten, hasserfüllten Monster, sondern freundliche Naturgeister … »Kinder der Erde«, dachte sie plötzlich, ohne zu wissen, woher dieser Name kam. Aber er fühlte sich richtig an. Und alles, was aus ihnen geworden war, war falsch. Sie spürte den Hass, der von ihnen ausging, fast körperlich. Und sie spürte noch etwas: Das Gefühl richtete sich nicht gegen sie.
    Ohne zu überlegen, sagte sie: »Die Gnome können Sie auch nicht leiden.«
    Der Spürer verzog das Gesicht zu einer Grimasse und beugte sich leicht vor. »Und weißt du was? Darauf kommt es nicht an. Wichtig ist nur, dass sie tun, was ich ihnen befehle. So wie alle in diesem verfluchten Land.«
    »Wieso verflucht?«, fragte sie erstaunt. »Es ist doch auch Ihr Zuhause, oder?«
    Er stieß ein hässliches Zischen aus. »Wie wenig du weißt. Nein, Parva ist nicht mein … ›Zuhause‹.« Er spie das Wort hervor wie etwas mit ekelhaftem Geschmack. »Ich komme aus einem Land im Norden. Keban war eine der größten Städte meines Landes, bevor der Nebel kam und alles zerstörte.«
    »Oh«, sagte Sonja erschrocken. »Das wusste ich nicht. Es … tut mir leid.« Es fühlte sich seltsam an, diesem Mann gegenüber plötzlich Mitgefühl zu empfinden. Immerhin hatte er versucht, sie und alle ihre Freunde umzubringen! Hastig fuhr sie fort: »Aber warum haben Sie sich mit den Nebeldämonen verbündet, wenn die doch Ihre Stadt zerstört haben?«
    »Du verstehst nichts von Macht«, sagte er verächtlich. »Wenn man einer überlegenen Macht gegenübersteht, g ibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder man geht unter oder man passt sich an. Das habe ich getan. Und das solltest du auch tun.«
    Das kam unerwartet. »Ich?«
    »Du.« Er stieß ein hohles, humorloses Lachen aus. »Du hast doch nicht im Ernst geglaubt, du, deine dummen kleinen Freunde und diese törichte Wolfsfrau Veleria hättet mir etwas entgegenzusetzen? Das Wolfskopfamulett ist nichts als der armselige Versuch, eine vergessene, längst tote Legende wiederzuerwecken. Dafür hat die alte Hexe dich als ihr Werkzeug missbraucht.«
    »Was denn für eine Legende?«, fragte Sonja verblüfft.
    »Ah. Nicht einmal das hat sie dir gesagt. Aber sie ist sowieso gescheitert. Ich habe sie umgebracht. Und das werde ich mit jedem tun, der sich mir in den Weg stellt.«
    Sonja fühlte sich, als hätte er ihr einen Schlag auf den Kopf versetzt. »Umgebracht?«, stammelte sie entsetzt. »Aber –«
    »Diese alte Närrin ist in meine Festung eingedrungen, um Ghadan und Aletheia zu befreien. Dafür hat sie bekommen, was sie verdiente. Ich habe sie abschießen lassen, und sie ist in die Schlucht gestürzt.«
    »Aber –« Vor ihrem inneren Auge tauchte die kleine Lichtung auf. Das alte Haus, heil, friedlich und unversehrt, wie in einer anderen Zeit. Veleria, die sagte: Ich werde hier sein, wenn du mich brauchst.
    Jetzt erst begriff sie, was die Wolfsfrau damit gemeint hatte.
    Aber der Spürer ließ ihr keine Zeit zum Weinen oder Nachdenken. »Genug geredet. Gib mir das Amulett, verschwinde mit deinem verfluchten Einhorn und sieh zu, dass du mir nie

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