Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)
wandte sich schon zum Gehen, drehte sich dann aber rasch um. »Ja, Taithar, was ist?«
Bring die Pferde hierher, hörte Sonja ihn sagen.
»Ja, mache ich. Bis gleich!« Sie verwandelte sich in einen Wolf und jagte davon. Das Rennen schien ihr Spaß zu machen; sie hüpfte und sprang, bis sie außer Sicht war. Nacht f rost legte sich hin, und Sonja kuschelte sich an seinen Hals, schob die silberne Mähne ein wenig zurück und wollte gerade die Augen zumachen, als sie sah, wie Darian Elri nachschaute. Er lächelte, wie versunken, und dann schien er zu erschrecken, bemerkte Sonjas Blick, wurde rot und wandte sich hastig ab.
Sieh an. Darian war also verliebt!
Es tat ihr beinahe ein bisschen leid – sie hatte eigentlich gehofft, dass sich Darian und Melanie zusammentun würden. Es hatte doch so gut angefangen, als Darian in ihre Welt gekommen war! Aber dann dachte sie nach und merkte, dass es doch keine gute Idee war. Darian war ein Prinz, der zukünftige König von Parva. Und sie konnte sich Melanie beim besten Willen nicht als Königin vorstellen – schließlich wollte sie Reitlehrerin werden. Elri passte viel besser zu ihm, auch wenn sie nur eine heimatlose Nomadin war …
Was denke ich hier eigentlich?, fragte sie sich. Elri kann ihn nicht mal leiden! Sie findet Könige und so total überflüssig!
Darian, Lorin und Melanie setzten sich neben Nachtfrost und wärmten sich an seinem Bauch. Sluh hielt Abstand, rollte sich zu einer pelzigen Kugel zusammen und fing an zu schnarchen. Sonja schloss die Augen, aber der Steinboden war zu hart und zu kalt, um zu schlafen. So döste sie nur vor sich hin, bis sie Hufschlag hörte, der wie der Klang von Hämmern durch den Tunnel hallte. Wenig später kam Elri zurück. Sie hatte wieder ihre Menschenform angenommen und führte Nalar am Zügel. Beyash und die beiden Ponys trotteten hinter ihr her.
»Nalar!« Rasch stand Darian auf und lief zu seinem Pferd. »Ich dachte schon, ich sehe dich nie wieder!« Nalar wie h erte leise, stupste ihn an und schien sich genauso zu freuen. Melanie hastete zu Beyash hin und streichelte ihn. Er schien sich in dem Tunnel nicht wohlzufühlen und bewegte unruhig die Ohren. Die Ponys standen ruhig da, offenbar machte ihnen die Dunkelheit und Enge nichts aus.
»Laut«, murrte eine quäkende Stimme aus der braunen Pelzkugel heraus, aber sie beachteten sie nicht. Elri zog das Gepäck vom Rücken der Ponys und verteilte Decken. Im Nu war es sehr eng im Gang, aber auch sehr gemütlich. Lorin führte die Pferde wieder ein Stück weit weg, und diesmal ging Nachtfrost mit ihnen. Die Kinder kuschelten sich in ihre Decken und waren im Nu eingeschlafen.
Als Sonja aufwachte, brauchte sie einen Moment, um sich zu orientieren. Etwas hatte sich verändert, aber sie konnte nicht sagen, was es war. Sie hob den Kopf und sah sich um. Die anderen schliefen noch friedlich neben ihr, Nachtfrost und die Pferde hatten sich ebenfalls ruhig hingelegt und schliefen oder schienen zu dösen. Sluh schnarchte.
Dann fiel es ihr auf. Die Fackel flackerte nicht mehr. Sie brannte zwar noch, aber mit einer steten, ruhigen Flamme, fast wie ein Streichholz. Der Luftzug, der vorher durch sämtliche Gänge des Berges gestrichen war, hatte aufgehört. Die Luft war still, ruhig und warm. Sonja legte sich wieder gemütlich hin. Zum ersten Mal seit Tagen fühlte sie sich warm, glücklich und behaglich, auch wenn sie sich lieber ein paar Fenster gewünscht hätte. Oder ein Zelt. Ein Zelt auf einer Sommerwiese, das musste schön sein … wieso hatte der Luftzug eigentlich aufgehört? Dafür musste doch irgendwer irgendwo eine Tür zugemacht haben, oder? Aber sie hatte nirgends in diesem Berg Türen gesehen. Komisch.
S ie zog die Decke bis zum Kinn, drehte sich auf die Seite und lauschte. Zuhören, hatte Sluh gesagt. Wenn er nicht gelogen hatte, war der Troll irgendwo hier … überall. Hatte sie nicht einmal im Religionsunterricht von einem Mann gehört, der von einem Wal verschluckt und später wieder ausgespuckt worden war? Bestimmt hatte er sich genauso seltsam gefühlt. Wenn sie genau hinhörte, konnte sie in ganz weiter Ferne etwas wie ein leises Rumpeln hören … toll. Hätte sie doch nur nicht an den Religionsunterricht gedacht! Jetzt hatte sie das deutliche Gefühl, im Magen eines riesenhaften Steinmonsters zu liegen. Mit solchen Gedanken konnte sie nicht schlafen.
Sie setzte sich auf und merkte, dass Lorin ebenfalls wach war. Mit offenen Augen lag er auf dem Rücken und schaute
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