Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)
aber der rannte vor mir weg, weil … nun ja. Er hatte Angst vor mir. Ich war ja schuld an seinem Sturz, und ich war eine Wölfin, und es half auch nichts, dass ich mich zurückverwandelte. Es hat lange gedauert, bis er mich an sich heranließ. Danach haben wir einen Weg aus der Schlucht gesucht, und Nachtfrost sagte mir, dass Nalar und die anderen weggelaufen waren. Also ging ich sie suchen und brachte sie zurück. Dann führte Nachtfrost uns zu einem Teich. Wir hatten gerade etwas getrunken und wollten weiter, als diese Schattenkatze aus dem Wasser auftauchte und Sonja hinter sich herzog.« Sie lächelte Sonja an. »Was für ein Anblick!«
»Wo ist die Schattenkatze eigentlich abgeblieben?«, fragte Melanie. »Ich hätte sie gerne gesehen!«
»Sie lief weg, nachdem sie die Gnomwachen tüchtig erschreckt hatte«, sagte Elri. »Ich bin wirklich nicht traurig, dass sie weg ist – aber ich bin froh, dass sie da war!«
»Ich auch«, sagte Sonja. »Ohne sie wäre ich nicht durch den Tunnel gekommen.« Und sie erzählte ihre Geschichte – nicht nur ihre Flucht aus der Grube, sondern auch ihre Begegnung mit Veleria, von der Elri und Melanie noch nichts wussten. Es schien Ewigkeiten zurückzuliegen, wie ein vergangener Traum, aber sie wusste, dass sie dieses Erlebnis nie vergessen würde.
»Und der Spürer sagte … er sagte, Veleria sei tot.« Unsicher schaute sie Elri, Lorin und Darian an. »Glaubt ihr, dass das stimmt?«
»Ich denke schon«, sagte Elri. »Aber was heißt schon tot in einer Welt voller lebendiger Geister?«
L orin nickte. »Wir haben sie nicht verloren, wenn du das meinst, Sonja. Sie hat es dir ja versprochen: sie wird genau dort sein, wenn du sie brauchst.«
»Aber wie kann ich denn wieder zu ihr kommen?«
»Ich glaub’s nicht.« Darian seufzte tief. »Da reitet dieses Mädchen auf einem heiligen Einhorn von einer Welt zur anderen und fragt, wie sie ins Alte Land kommen kann! Sonja, du bist ein hoffnungsloser Fall.« Sonja wurde rot, und alle lachten.
Darian und Lorin hatten nicht viel zu erzählen. Sie hatten in ihrem Kerker gesessen und darauf gewartet, dass etwas passierte. Und Melanie hatte in ihrem Fiebertraum fast überhaupt nichts mitbekommen.
Und nachdem sie das gesagt hatte und alle Geschichten erzählt waren, ging ein leichter Ruck durch den versiegelten Tunnel. Die Bewegung der Tunneldecke stoppte.
Sie waren angekommen.
D
ie Zerbrochene Stadt
Hastig sammelten sie die Decken, Wasserflaschen, Messer, Umhänge und alles andere auf, das sie während der Reise einfach irgendwo hingeworfen hatten. Elri und Lorin bepackten die Pferde, während Melanie Beyash und Nalar am Zügel hielt. Sluh hockte mitten im Tunnel und wippte erwartungsvoll auf den Zehenspitzen, Darian stand einfach nur da und starrte die Wand an, und Sonja zupfte nicht vorhandene Kletten aus Nachtfrosts Mähne. Was wartete da draußen auf sie? Hatte der Troll sie wirklich nach Lyecenthe gebracht? Und wo waren die Quan? Zum ersten Mal überhaupt fragte sie sich, wie sie zwei Vogelgeister in einer Stadt denn nur finden sollte – falls Ben die Wahrheit gesagt hatte und die Quan wirklich hier waren. Selbst zu Hause hätte sie keine Ahnung gehabt, wo sie suchen sollte, und ihre Stadt war nun wirklich nicht groß.
Sie hörten ein tiefes, lautes Rumpeln und hielten den Atem an, als ein Stück der Tunnelwand einfach wegzuschmelzen begann. Helles Tageslicht und kalter Wind drangen ein. »Steigt auf«, sagte Darian hastig. »Vielleicht müssen wir sofort abhauen.«
»Glaubst du, da sind Feinde?«, fragte Sonja erschrocken.
»Glaubst du, die Quan streuen Blumen zur Begrüßung aus?«, fragte er zurück.
Ganz unrecht hatte er nicht. Sonja griff in Nachtfrosts Mähne und schwang sich hoch – und erst als sie oben saß, m erkte sie, dass Nachtfrost ihr diesmal nicht geholfen hatte. Sie hatte es geschafft! Strahlend beugte sie sich vor und streichelte seinen schwarzen Hals. Über diese Leistung freute sie sich mehr als über alles andere, was sie in den letzten Tagen fertiggebracht hatte.
Geht doch , war Nachtfrosts trockener Kommentar dazu, und dann, etwas weniger trocken: Gut gemacht .
Auch die anderen saßen auf. Melanie hatte einige Mühe, Beyash zu zügeln, der am liebsten über den hüfthohen Rest der Tunnelwand hinweg nach draußen gesprungen wäre, um aus dem stickigen, engen Raum herauszukommen. Nalar sah genauso konzentriert und kampfbereit aus wie Darian. Die Ponys schnaubten und drängten sich aneinander, und alle
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