Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)
für immer, und riesige Abgründe rissen auf und füllten sich mit Feuer und Nebel. Und beim Versuch, seine Stadt zu retten, stürzte der Wolfsgott in die Tiefe, und seine Stadt fiel mit ihm.
Ihr seid die Erben des Ewigen Bundes, die Kinder des Wolfsgottes. Das hier war eure Heimat. Und ihr habt alles vergessen, habt euch in den Wald zurückgezogen, um dort wie Tiere zu leben.«
E lri sah wie betäubt aus. »Das wusste ich nicht«, murmelte sie.
»Ich auch nicht.« Verwirrt schaute Lorin die Brückenwächterin an. »Wie hast du es herausgefunden?«
»Das habe ich immer gewusst«, sagte Asarié und verzog ein wenig die Lippen. »Wenn man bei zwei tausendjährigen Tanten aufwächst, schnappt man so einiges auf.«
»Tanten?« Melanie starrte sie entgeistert an. »Diese widerlichen Hexen im Pilzwald waren deine Tanten?«
»Das sind sie noch immer«, erwiderte Asarié gelassen.
»Ich hatte mich schon gefragt, warum du ihnen so ähnlich siehst«, sagte Darian langsam. »Warum bist du hier, Asarié?«
»Warum wohl?«, gab sie ungeduldig zurück. »Aus demselben Grund wie ihr. Ich will das Amulett holen.«
»Ich dachte, wir sollten das tun?«
Sie lachte kurz und kalt auf. »Nein, kleiner Prinz. Ihr solltet nur den Spürer von mir ablenken, während ich mit dem Amulett die Magie der Zerbrochenen Stadt wecke. Leider hat das nicht ganz so geklappt, wie ich es mir vorgestellt hatte.«
Jetzt trat Nachtfrost einen Schritt auf sie zu. Seine Ohren lagen flach an, und er hatte die Lippen über den Zähnen zurückgezogen. So wütend hatte Sonja ihn bisher nur einmal gesehen – und jetzt begriff sie auch, was der Grund für seine Wut war. Es war Asarié selbst. Irgendetwas war schrecklich falsch.
Asarié trat hastig einen Schritt zurück. »Bleib weg von mir, Nachtfrost«, warnte sie. »Dir mag es genügen, ein ergebener Sklave zu sein – mir nicht!«
»Ich versteh überhaupt nichts mehr«, sagte Melanie. »Wo sind denn die Quan? Ich dachte –«
» Oh, sie sind schon hier«, antwortete Asarié. »Seht euch nur um.«
Erschrocken schauten sie zu den Ruinen hin. Und tatsächlich: wie aus dem Nichts waren die Quan aufgetaucht. Mindestens vierzig oder fünfzig von ihnen hockten auf den Mauerresten, den Turmruinen, in Fenstern und Türen. Allerdings waren sie so weit entfernt, dass ihr Gestank nicht bis zu den Kindern drang.
»Ja, sie sind hier«, wiederholte Asarié. »Aber sie haben das Amulett nicht. Die verfluchten Biester haben es sich wieder abjagen lassen.«
Sie wurden alle blass vor Schreck. »War der Spürer hier?«, fragte Elri hastig. »Hat er es?«
»Nein, er hat es nicht.« Für einen Moment verzerrte sich Asariés Gesicht. »Dabei wäre es die einfachste Sache der Welt für ihn gewesen, es sich zu holen. Das Amulett ist nämlich nicht so schlau, wie ich gedacht habe. Es sucht sich seine Träger nicht selbst aus, sondern gehorcht einem absolut primitiven Gesetz: Wenn jemand es verliert und danach die Welt verlässt, kann derjenige, der das Amulett findet, es behalten. Und ›die Welt verlassen‹ heißt nichts anderes, als zu sterben – wenn man nicht zufällig sowieso andauernd zwischen dieser Welt und der Menschenwelt herumspringt. Der Spürer hätte dich also damals im Wald oder in der Festung Chiarron einfach nur umbringen müssen, kleine Sonja. Und schon hätte er die größte Macht des Landes in seinen gierigen, schmutzigen Händen gehabt. Du verstehst, dass ich das nicht zulassen konnte. Kinder sollten nicht zwischen den Welten herumreiten und Unfug anstellen. Sie sind einfach zu dumm und unzuverlässig.«
»Und deshalb willst du das Amulett selbst haben«, sagte S onja langsam. Jetzt war ihr alles klar. »Und was ist mit Nachtfrost? Er ist doch ein Bote der Göttin! Wenn ich so dumm und unzuverlässig bin, warum hat er mich dann ausgewählt?«
»Hat er gar nicht. Du bist eine Seelentauscherin – das dumme Tier ist einfach an dich gebunden. Sieh ihn dir doch an, wie er dasteht und nichts tut! Die Göttin hat mit der ganzen Geschichte überhaupt nichts zu tun, die ist schon lange genauso tot wie ihr geliebter Wolfsgott.« Und jetzt ließ sie endgültig die Maske fallen. »Aber ihre Macht ist noch da, und die will ich haben.«
»Bist du verrückt geworden?«, rief Lorin zornig. »Die Göttin ist nicht tot! Sie ist überall, sie spricht durch –«
»Sie ist tot«, schnitt Asarié ihm das Wort ab. »Was du spürst, sind ein paar Geister, sonst nichts. Und was du für die Göttin hältst, ist nichts
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