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Im Bann des Omphalos

Im Bann des Omphalos

Titel: Im Bann des Omphalos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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und dabei veränderten. Aus Kegeln wurden Kugeln, dann Würfel und schließlich Tetraeder. Ruten, Spiralen, Bogen wanden sich und schwollen zu Ketten aus dicken Perlen an, zu einem Eiernest, zu einem Röhrenwirrwarr. In der Ferne hoben sich nicht erkennbare Formen in den Regenbogenhimmel. Waren es Berge? Wolken? Verzerrte Spiegelungen von irgendwoher? Er wußte es nicht.
    Er blickte auf seine Hände hinunter und ballte sie. Erleichtert spürte er den Druck seiner Nägel in den Handflächen. Das zumindest war wirklich. Oder bildete er es sich auch nur ein? Er schloß die Augen und versuchte es erneut. Er stellte sich eine enge Räumlichkeit vor, Metall, Anzeiger hinter einem durchsichtigen Material. Das Bild erschreckte ihn seiner vertrauten Assoziationen wegen: ein Schiff, ein schwarzer Klecks. Schmerz und Schrecken.
    Schnell wandte er sich wieder der Ebene zu, den geometrischen Figuren, dem unmöglichen Himmel.
    Illusion, dachte er. Eine Wirklichkeit, die ich unfähig zu verstehen bin. Eine vierdimensionale Region, die ich mit dreidimensionalen Sinnen zu erkennen versuche. Vielleicht sogar mehr als vier Dimensionen, jedenfalls mit nichts vereinbar, das ich kenne.
    Die Ebene veränderte sich. Der Boden wurde weich und war mit Gras und zarten Blumen bewachsen. Die treibenden Wolkenbänke stabilisierten sich zu Büschen und Bäumen. Das einzige Vertraute, das in der Luft schweben konnte, waren Vögel oder Luftfahrzeuge, aber Artefakte veränderten ihre Form nicht. Ein Kreisel wurde zum Adler, verwirrend verschlungene Röhren zu einem Schwarm Stare. Andere Figuren wurden zu Wolken an einem strahlend hellen Himmel. Es war eine Wirklichkeit, wie sie notwendig war, damit sein Gehirn sie verstand. Möglicherweise handelte es sich immer noch um eine Illusion, doch zumindest um eine ihm vertraute.
    Nur die fernen Formen blieben vage und irgendwie unheildrohend.
    Er machte sich auf den Weg zu ihnen. Die Büsche blieben allmählich zurück, genau wie die Bäume. Über ihm flogen und kreisten Vögel und schrien, als wollten sie ihn warnen, oder jemanden vor ihm. Und während er dahinstapfte, sah er sich wie im Traum selbst: einen Mann, der über eine Ebene auf zwei gigantische Formen zuschritt, die beim Näherkommen schrumpften und zu zwei Lichtern am Rand eines weiten Amphitheaters wurden, das mit einer mysteriösen Anlage gefüllt war.
    Damit endete der Traum, und er sah, was vor ihm lag: ein Gitterwerk aus unzähligen offenen Würfeln, jeder mit einer Vielzahl verschwommener Dinge gefüllt, die er nicht erkennen konnte. Die Lichter, die einst titanische Berge gewesen waren, schrumpften weiter und veränderten sich.
    »Shara!«
    Sie lächelte ihm entgegen. Doch als er sie genauer ansah, wurde ihm klar, daß es nicht wirklich sie sein konnte, daß er lediglich etwas anderem die vertraute Gestalt aufgedrängt hatte.
    Und das andere Licht?
    Chalom mit dem bitteren Zug um den Mund und dem zerzausten Haar. Aber das Bild war falsch, paßte irgendwie nicht und veränderte sich im Betrachten, wurde kleiner, älter, das Gesicht schmaler, wurde zu Tagh Altin, der vor seinem Schachbrett saß.
    Sein Spielbrett?
    Auch das gewaltige Gitterwerk hatte sich verändert, verkleinert. Jetzt bestand es nicht mehr aus Würfeln, sondern war zu einer Fläche geworden, aus tausend Quadraten zusammengesetzt, auf denen Burgen und Türme, Städte und Dörfer standen, und große und kleine Spielfiguren, alles in einer gewaltigen Farbenvielzahl. Eine Welt, ein Miniaturuniversum, die im Spiel manipuliert wurden. Wer waren die Spieler? Weder Mann noch Frau, dessen war er sicher. Ihre Formen waren Illusionen und sie waren gegensätzlich: männlich und weiblich, Licht und Dunkelheit, positiv und negativ. Und zwischen ihnen herrschte eine zwar unterdrückte, aber doch spürbare Kampfstimmung.
    »Mein Name ist Carodyne«, sagte er. »Mark Carodyne.«
    »Das wissen wir.« Ihre Stimme ähnelte einer, an die er sich vage erinnerte. Sie war warm, sanft und klang ein bißchen wie Silberglöckchen. War es Sharas Stimme gewesen?
    Rauh fuhr er fort: »Ich weiß nicht, wie ich hierhergekommen bin. Ich war in einem Schiff – und etwas geschah.«
    »Vertraute Assoziationen helfen die geistige Stabilität wieder herzustellen«, sagte der Mann. Auch seine Stimme war wie die des Ekals: trocken, berechnend, eine Maske für Überlegungen. Noch von anderswo her kannte er diese beiden Stimmen. Es waren die, die er in der Finsternis gehört hatte.
    »Konflikt,

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