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Im Bann des Omphalos

Im Bann des Omphalos

Titel: Im Bann des Omphalos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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er nicht schnell einen Unterschlupf fand, hatten weder er noch der Hengst eine Chance, den Morgen zu erleben. Ganz leicht nur gab er dem Pferd die Sporen. Das Donnern der Hufe wurde zur monotonen Begleitung des Windes. Sie kamen zu einer schmalen Lichtung und einem Hang. Als sie den Kamm erreichten, sah Mark einen Lichtschimmer durch das Schneegestöber.
    Er kam von einem Leuchtturm, der hoch über Giebeldächer herausragte und seinen Schein auf die mit Läden verschlossenen Fenster und kahlen Mauern eines langgestreckten Gebäudes warf. Bei seinem Näherkommen wurde ein Tor aufgerissen. Licht fiel heraus in die Düsternis. Männer, mit Armbrüsten bewaffnet, sahen ihm zu, als er sich vom Pferd schwang und den Hengst zu einem niedrigen Stall mit Steinboden führte.
    »Willkommen, Fremder.« Ein großer behäbiger Mann kam auf ihn zu, als die Wachen das Tor zuschlugen. Er trug eine Lederschürze über einem braunen Kittel. Im Licht der Fackeln wirkte sein volles Gesicht rot und freundlich. »Ich bin Deltmar, der Wirt dieser Herberge. Und Euer Name, Freund?«
    »Mark Carodyne.«
    »Von wo?« Als Carodyne schwieg, zuckte er die Schultern. »Nun, es geht mich nichts an, solange Ihr die Rechnung bezahlen könnt.« Er blickte auf den schweratmenden Hengst. »Ihr habt ihn hart geritten. Die Wölfe?«
    »Allerdings. Sie waren gefährlich nahe. Hätte ich Euer Licht nicht gesehen, würden sie jetzt einen guten Fraß haben.«
    »Wir tun, was wir können«, versicherte ihm der Wirt. »Wir lassen das Licht die ganze Nacht an, und bei einem Sturm brennt es auch tagsüber – als Wegweiser für Reisende. Die Wölfe sind heuer besonders schlimm. Der Winter ist lang, und das Wild wird immer rarer. Wir kümmern uns um Euer Pferd. Ein Eimer warmes Bier, mit Mohn gewürzt, angewärmte Decken und eine doppelte Portion Hafer werden es schnell wieder auf die Beine bringen. Und für Euch? Ein Privatgemach, gewiß. Ein so vornehmer Herr wie Ihr wird bestimmt kein Lager teilen wollen. Ein Becher Glühwein, um die Kälte aus den Knochen zu vertreiben?« Er klatschte in die Hände, als Carodyne nickte. »Arota! Bediene unseren Gast!«
    Ein Halbwüchsiger kam herbeigerannt. Er führte Mark eine Treppe hoch in ein spärlich möbliertes Zimmer, das trotz des Feuers in einem offenen Steinkamin klamm war. Dann verschwand er und kehrte mit einem Lederbecher dampfenden Weines zurück.
    »Wenn Ihr mir Euren Umhang gebt, Herr, hänge ich ihn zum Trocknen auf.« Er nahm das triefende Kleidungsstück. »Habt Ihr sonst noch einen Wunsch, Herr?«
    »Ein Bad.«
    »Ein Bad, Herr? In diesem Wetter?« fragte der Junge ungläubig.
    »Na gut, dann wenigstens heißes Wasser, Seife und ein Handtuch. Doch bring mir zuvor noch einen Becher Wein.«
    Als er allein war, zog er sich aus und wusch sich. Unter der Rüstung aus feinen Eisenplättchen auf Leder trug er ein Wams aus geschmeidiger dünner Echsenhaut in heller Naturfarbe. Um den Hals entdeckte er eine Goldkette. Die einzelnen Glieder waren zusammengedrückt, aber nicht ganz geschlossen. Sie ließen sich ohne Mühe trennen. Eine praktische Art, seine Barschaft bei sich zu tragen, wenn man durch eine Welt ohne Banken und Kreditsystem reist.
    Er schlüpfte in das Beinkleid, Wams und die hohen Stiefel. Die Kette hängte er sich wieder um den Hals. Beim Waffengürtel zögerte er. Schließlich zog er das Schwert heraus und ließ nur den Dolch in der Scheide daran. Er wußte ja nicht, ob es üblich war, in der Gaststube Waffen zu tragen oder nicht. Nur eine der beiden Klingen war ein Kompromiß. Am Fuß der Treppe kam er an einem Mädchen vorbei, das ein Tablett mit dampfendem Fleisch trug. Ihre Augen begegneten sich. Er zuckte zusammen. War es Shara? Er blinzelte, blickte sie erneut an. Nein, nur das schwarze Haar war Sharas ähnlich. Sie lächelte ihn aufreizend an.
    »Kann ich etwas für Euch tun, Herr? Nein? Nun, die Nacht ist noch jung. Ich heiße Wilma, Herr, falls Ihr es Euch anders überlegen solltet.«
    Carodyne lächelte und betrat die Gaststube. Sie war lang, niedrig, und ihr dunkles Holz glänzte im Schein der Lampen und Fackeln an den Wänden. Eine Galerie ringsum führte zu den oberen Räumen. Über einem der offenen Feuer brutzelte Fleisch an einem Spieß, der sich durch ein System fallender Gewichte drehte. Hirschköpfe mit kapitalen Geweihen, Keilerschädel mit mächtigen Hauern und Wolfsköpfe hingen an den Wänden. Es war wohlig warm und duftete angenehm für den hungrigen Magen. Genau die richtige

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