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Im Bann des Omphalos

Im Bann des Omphalos

Titel: Im Bann des Omphalos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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völlig erschöpfte Kapitän zuckte auf Carodynes Fragen die Schultern. »Ich kann nichts tun, mein Lord. Wir befinden uns in einer Flaute, und Ruder haben wir nicht. Es bleibt uns nichts übrig, als abzuwarten und mit der Strömung zu treiben.«
    »Habt Ihr denn nicht wenigstens ein paar Beiboote, damit wir das Schiff aus der Nebelbank ziehen können?«
    »Der Sturm hat sie alle zerschmettert.«
    »Zumindest etwas zu essen. Die Kette ist doch mehr wert.«
    »Was ich habe, teile ich willig, aber es ist nur wenig, denn das meiste ist durch das Wasser verdorben.«
    »Tut, was Ihr könnt«, bat Carodyne. »Seht zu, daß jeder Mann …« Er unterbrach sich und blickte stirnrunzelnd in den Nebel. »Was war das?«
    »Ich hörte nichts, mein Lord.«
    Ein Knarren und ein platschendes Geräusch waren von Steuerbord zu vernehmen.
    Der Kapitän holte laut Atem. »Eine Galeere«, wisperte er. »Nur die Piraten, die ihr Unwesen an den Küsten der Haddeciakinsel treiben, haben Galeeren. Der Sturm muß sie westwärts verschlagen haben – oder uns weit in den Osten. Geben die Götter, daß der Nebel anhält!«
    Einem Soldaten in der Kuhle fiel der Helm auf die Planken, und er fluchte erbost.
    »Ruhe!« Der Kapitän erteilte seinen Männern Befehle. »Keinen Laut! Schlag jedem den Schädel ein, der sich nicht ruhig verhält!« Er blickte hoch, während die Seeleute sich auf Zehenspitzen auf ihre Posten begaben. Die Segel hingen noch schlaff herab, aber der Nebel schien sich aufzulösen. »Wenn er wenigstens noch zehn Minuten anhält«, flüsterte der Kapitän, »haben wir eine Chance.«
    Angespannt warteten sie, während der Nebel immer dünner wurde. Die Segel bäumten sich leicht auf, doch ehe sie sich noch füllen konnten, war klare Sicht um sie.
    Die Galeere befand sich eine Viertelmeile entfernt auf Nordkurs. Sie war lang mit niedrigen Seiten und hohem Bug und Heck, und hatte nur ein Vierecksegel, das mit einer Schlangenabbildung verziert war. Ein Aufschrei erhob sich von ihr, und gleich darauf war lauter Beckenschlag zu hören. Ruder tauchten ins Wasser und drehten die Galeere, daß ihre Ramme auf das hilflose Schiff wies.
    »Hostig! Seyhat!« brüllte Carodyne. »Verteilt die Schleuderer, Armbrust- und Bogenschützen auf Vor- und Heckkastell. Die anderen sollen sich hinter der Reling bereithalten!« Dann wandte er sich an den Kapitän: »Habt Ihr Verteidigungswaffen? Schnell, Mann!« Es gab jedoch nur eine Wurfmaschine, die nicht funktionierte.
    Die Galeere kam mit gleichmäßigem Ruderschlag näher. Carodyne duckte sich, als ein Pfeil dicht über seinen Kopf zischte. Hastig schlug er das Visier herunter, und schon bohrte sich ein zweiter durch seinen flatternden Umhang.
    »Jetzt!« brüllte er seinen Schützen zu.
    Pfeile schwirrten auf die Galeere zu, doch da die Sehnen alle naß geworden waren, flogen die gefiederten Geschosse nicht weit genug. Ein Schleuderer traf einen Piraten auf dem nahenden Bug. Das war der einzige Treffer. Ein Pfeilhagel erwiderte den Beschuß. Zwei Armbrustschützen fielen, und einem Seemann drang ein Bolzen ins Knie.
    Carodyne fluchte hinter dem Visier. Die Verteidiger befanden sich am Rand der Panik und versuchten zu vieles gleichzeitig. Hostig brüllte seine Befehle wie ein aufgebrachter Stier, während Seyhat seine Leute mit gleichmütigem Selbstvertrauen kommandierte und so ein wenig seiner Ruhe auf sie übertrug.
    Wieder schlugen die Becken klirrend aufeinander, als die Galeere ganz nahe kam, und die Piraten heulten wie die Besessenen und schwenkten Säbel und Streitäxte.
    »Festhalten!« schrie Carodyne.
    Die Ramme bohrte sich in die Planken des plumpen Schiffes und krängte es. Wasser quoll durch die geborstene Seite. Auf dem Bug der Galeere machten die Piraten sich zum Entern bereit.
    Carodyne zog Schwert und Dolch. »Hostig!« brüllte er, »Seyhat! Folgt mir mit all euren Männern!« Er sprang auf die Reling, die höher als das Deck der Galeere lag, und ohne Zögern über das schäumende Wasser auf das Piratenschiff. Noch ehe seine Stiefel Boden unter den Füßen hatten, schwang er sein Schwert.
    Ein Pirat fiel mit durchtrenntem Bart und aufgeschlitzter Kehle rückwärts. Ein zweiter parierte einen Hieb und starb, als der Dolch seine ungeschützte Achselhöhle fand. Ein dritter starrte ungläubig auf seinen blutspritzenden Armstumpf, während Carodyne sich weiterkämpfte. Hostig hinter Mark spaltete einen Helm und den Schädel darunter. Ein Speer zischte über Marks Schultern und bohrte

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