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Im Bann des Omphalos

Im Bann des Omphalos

Titel: Im Bann des Omphalos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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selbst, wie Ihr seht, liegt in einem Tal. Es gibt einen Paß, der nicht leicht zu bezwingen ist, doch er ist der einzige zu dem Land dahinter.«
    Carodyne erkannte die Schlüsselstellung dieser Stadt. Er fragte sich, weshalb der Kaufmann nicht direkt mit ihren gegenwärtigen Machthabern verhandelt hatte, um sich freien Durchgang zu erkaufen.
    »Die Prinzessin traut niemandem«, erklärte ihm Albasar, nachdem er gefragt hatte. »Fremde, die sich in das Land wagen, haben mit dem Tod zu rechnen. Händler werden durch Pfählen von der Rückkehr abgehalten, Wandermönche durch Kreuzigung, Söldner indem man ihnen die Haut lebendigen Leibes abzieht.« Er deutete auf die Festung. »Das war das alte Kedash. Nun dient die Zitadelle sowohl als Tempel denn auch als Palast. Einst wurde Marash dort verehrt, nun schänden die Anhänger Kanins die heiligen Steine mit ihren abscheulichen Riten.«
    »Sie wird nicht leicht einzunehmen sein«, murmelte Carodyne. »Diese Mauern sind hoch und stark.«
    »Marash wird uns beistehen.«
    »Mir persönlich wären Belagerungsmaschinen und Männer, die sie bedienen, lieber.« Carodyne studierte das Bild. Es gab keinen wassergefüllten Stadtgraben, dafür war eine tiefe Grube aus dem harten Boden vor der Stadt ausgehoben worden. Er nahm an, daß sich Giftschlangen darin befanden und todbringende Insekten. »Wie sieht es mit der Wasserversorgung aus? Gibt es Brunnen?«
    »Ja.«
    Und natürlich würden unterirdische Vorratskammern für den Fall einer Belagerung angelegt und gefüllt worden sein. »Was ist mit der Prinzessin?«
    Wieder streckte der Zauberer die Hände über die Schale mit Wasser. Das Bild der Stadt schwand und machte einem anderen Platz, dem eines Zimmers aus ein paar Meter Höhe gesehen. An einer Wand stand ein Bett, dicke Felle lagen auf glänzendem Onyxboden, Licht schien aus großen in Gold und Silber gefaßten Edelsteinen. Aus der Wasserschale blickte ihnen eine Frau entgegen, die ihr Haar brüstete.
    Samthaut fing das Licht ein und warf es von rosigen Schultern und sanft schwellendem Busen zurück. Volle rote Lippen verrieten Sinnlichkeit. Lange dunkle Wimpern verbargen die Augen. Das seidig schimmernde goldblonde Haar fiel bis zur Taille.
    »Das ist Iztima, die gegenwärtige Königin von Kedash, und die Schwester meines Lords, des Königs. Sie ist trotz oder vielleicht wegen ihrer Schönheit eine gefährliche Frau. Der Hohepriester Kanins ist ihr ständiger Ratgeber. Er verleiht ihr die Kraft seiner Zauberkünste als Gegenleistung, daß sie ihm gestattet, seinen Teufeleien nachzugehen.«
    Die Frau im Bild lächelte, beugte sich vor und fuhr sich die Brauen nach. Da erst wurde Carodyne bewußt, daß sie vor einem Spiegel saß und sie sie so sahen, als stünden sie dahinter. War es Magie? Er kannte keine Instrumente, die von außerhalb ein Bild in einem geschlossenen Raum aufnehmen und übertragen konnten. Er betrachtete Albasar mit neuem Respekt. Verfügte der Mann durch seine Beschwörungen und sein esoterisches Beiwerk über die Kraft, den Raum zu krümmen? Oder benutzte er lediglich diese Wasserschale, um die Bilder seiner Vorstellung zu spiegeln? Wenn er solch gewaltige Geisteskräfte hatte, wo mochten seine Grenzen liegen?
    Nachdenklich sagte er: »Der König hat mir ziemlich schnell einen Posten angeboten. Hattet Ihr ihn entsprechend beeinflußt?«
    »Ich säte den Samen, während Ihr noch bewußtlos wart.«
    »Und diese Beutel, die an den Zweigen hingen, habt Ihr hergestellt, was sie enthielten?«
    »Marash ist gegen die Vernichtung. Ihre Diener beschäftigen sich nicht mit böswilligen Dämonen. Die Säcke wurden von Zauberern aus Lotagh erstanden.« Albasar schien sich zu amüsieren. »Ihr habt etwas gesehen, das Euch zu denken gibt, weil Ihr es nicht versteht. Es gibt viele Geheimnisse auf der Welt, kein Mensch kann sie alle kennen.«
    Carodyne blickte in die Schale. Nur das Wasser mit seiner dünnen Ölschicht war zu sehen. »Wenn Ihr in die Ferne zu schauen vermögt, hättet Ihr dem Kaufmann auf seiner Reise folgen, ihn warnen und ihm vielleicht Hilfe entgegenschicken können, dann würde er möglicherweise jetzt noch am Leben sein.«
    »Niemand kann seinem Schicksal entgehen. Wem der Tod bestimmt ist, dem nutzen auch Dutzende von Wächtern nichts.«
    »Ihr sprecht, als wäre der Mensch nicht sein eigener Herr.«
    »Das ist er auch nicht«, erwiderte Albasar fest. »Kleinere Dinge kann er ohne Beeinflussung tun, wie sich die Hände wärmen, oder nach Belieben Wein

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