Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
neuerdings in der Karibik konfrontiert war. Piraten-Crews erkannten keinen einzelnen Mann außerhalb der Gefechte als ihren Captain an. Und merkwürdig war auch, dass ein so kleines Schiff wie diese Brigantine mit einer Brigg ausgestattet war. Eigentlich war eine Brigantine nicht einmal ein richtiges Schiff, sondern eher ein Boot. Und dass Black Angel den ohnehin knappen Stauraum opferte, um Zellen einzurichten, konnte nur bedeuten, dass er bei seiner Piraterie vor allem auf Lösegelder setzte.
Das Knarren schwerer Stiefel auf den Leitersprossen der Luke riss Rosalind aus ihren Halbschlafgedanken. Dann rasselten Schlüssel im Schloss ihrer Zellentür, bevor sie kurz danach weit aufgerissen wurde. Ein Mann duckte sich halb durch die Tür, groß, kräftig und missgelaunt aussehend.
»Raus, Mädchen. Der Capitaine möchte dich noch mal sehen.«
Rosalind verbarg ihre Furcht unter einer Maske aus Häme. »Und wen schickt der Capitaine nach mir? Den Navigationsoffizier? Oder vielleicht den Ersten Kanonier?«
» Je suis le maître d’équipage , Mademoiselle.« Er verbeugte sich absichtlich übertrieben vor ihr. »Enchanté.«
Aha, der Bootsmann persönlich. Rosalind fragte sich, ob sie geschmeichelt sein sollte, weil Black Angel ausschließlich seinen höchsten Offizieren den näheren Kontakt zu ihr gestattete. Sie richtete sich auf und zuckte kurz zusammen vor Schmerz, als ihre kalten, verspannten Muskeln protestierten. Der Bootsmann bückte sich, um sie von den Fußfesseln zu befreien.
Ein weiterer Pirat, hager und flink wie ein Wiesel, kniete vor Beatrice. Er löste ihre Fußringe und zerrte sie aus ihrer Zelle. Dann sah er Rosalind an und leckte sich anzüglich die Lippen.
»Sei ruhig weiter frech zum Capitaine, chérie . Wär vielleicht keine schlechte Idee, wenn du noch mal versuchst, ihm eine zu knallen.«
»Halt dein dreckiges Maul, Justin!«, wies ihn der Bootsmann barsch zurecht.
Wortlos führte er Rosalind und Beatrice, die sich stumm vor Schrecken an ihre Herrin klammerte, zur Luke. Rosalind umarmte sie kurz und zögerte. Sie hatte selbst entsetzliche Angst vor dem, was sie oben an Deck erwarten mochte.
»Mr. MacCaulay, ich weiß nicht, was ich tun soll!«
»Hierher!« Mr. MacCaulay hämmerte von innen gegen seine Zellentür. »Lasst mich auch raus! Ich will mit eurem Captain sprechen! Bringt mich sofort zu ihm!«
Die Piraten ignorierten ihn, und der Bootsmann nahm Rosalind beim Ellbogen.
»Vorwärts, chérie . Wir wollen den Capitaine doch nicht warten lassen.«
»Nur Mut, meine Liebe!«, rief Mr. MacCaulay ihr zu. »Gott schützt die Unschuldigen.«
»Das hoffe ich.« Rosalind blickte die Luke hinauf und fröstelte vor Angst. »Das hoffe ich inständig.«
Die Piraten drängten die beiden Frauen zur Leiter. Grölender Gesang und das Klappern von Würfeln verrieten Rosalind, dass die Siegesfeier in vollem Gang war. Ob Black Angel vorhatte, Beatrice und sie zur Unterhaltung der Männer freizugeben?
»Lass mich vorausgehen, Beatrice.«
Die Piraten begrüßten Rosalind an Deck mit lautem Johlen und Pfeifen. Der Teil der Mannschaft, der gerade nicht im Dienst war, vergnügte sich an Deck mit Schnitzen, Würfelspielen und Trinken. Ein paar riefen Rosalind Komplimente zu, die ihren Mund und ihre Haut priesen, während andere weit intimere Körperbereiche nannten. Rosalind war froh, dass Beatrice sie nicht verstand. Vor den Gesten und geifernden Blicken blieb sie allerdings nicht verschont, und sie trieben der Armen prompt eine tiefe Röte ins Gesicht. Verschreckt stellte sie sich ganz dicht neben Rosalind, die das Gesicht in Beatrices Haar verbarg.
» Bonsoir , Mademoiselle!« Black Angels tiefe Stimme dröhnte über den Lärm hinweg quer über Deck. »Habt Ihr jetzt höflichere Worte für mich?«
Da sie ihn nicht glauben lassen wollte, sie würde sich vor ihm verstecken, hob Rosalind den Kopf. Da stand er, auf dem Achterdeck, gleich neben dem Ruder. Er hatte tatsächlich ein Bad genommen. Sein schwarzes Haar umrahmte Stirn und Schultern in seidig schimmernden Wellen. Im Licht der untergehenden Sonne leuchtete es hier und da rötlich, und seine dunklen, unergründlich tiefen Augen funkelten auf ganz besondere Weise. Er trug ein weites Hemd aus weißem Batist, das sich über den breiten Schultern spannte, am Hals weit offen war und bronzene Brusthaut entblößte. Ein blauer Seidenschal mit schwarzer, weißer und dunkelblauer Stickerei gürtete seine Hüften. Die Enden hingen ihm über den
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