Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
blassblauen Augen musterte.
»Seid vorsichtig, Mademoiselle. Ihr könntet jemanden verletzen.«
Rosalind raffte ihren letzten Rest Würde zusammen. » Merci , Monsieur Yves.«
»Der Capitaine hat angeordnet, dass das Abendessen auf dem Achterdeck serviert wird, Mademoiselle. Er erwartet Euch und Eure petite soeur in einer halben Stunde.«
»Ach ja?« Rosalind drehte sich wütend zum Achterdeck um. »Ich glaube, ich habe den Capitaine für einen Tag hinreichend unterhalten.«
»Mademoiselle, Ihr könnt Euch nicht weigern, mit ihm zu speisen.«
»Und ob ich das kann.« Rosalind stellte einen Fuß auf die oberste Sprosse der Leiter, die hinabführte. »Seid so freundlich und erinnert den Capitaine daran, dass ich für meine Reise in Gold bezahlt habe. Wenn er Hofnarren oder tanzende Bären erwartet, muss ich ihn enttäuschen!«
Kapitel 16
B eatrice rieb sich die Wange. »Mr. Lawrence lebt auf einer Plantage. Morgen um Morgen an Feldern. Wie ruhig es dort sein wird.« Sie warf einen bedauernden Blick auf das stete Lärmen über ihnen, dann lehnte sie ihren Kopf an Rosalinds Schulter und schloss die Augen. Kurz darauf schlief sie ein.
Sie saßen nahe dem Bug des Schiffes auf einem Haufen Leinenstoff. Es war der bequemste Platz, der sich ihnen bot. Ihr gegenwärtiges Quartier war außerdem recht luftig, da aus der Vorderluke eine leichte Brise hereinwehte. So beladen, wie die Frachträume der Etoile du Matin waren, konnte man schon beinahe von einem Wunder sprechen, dass sie überhaupt noch einen Platz gefunden hatten.
Rosalind legte Beatrices Kopf behutsam in ihren Schoß und strich ihr über das Haar. Beatrice rollte sich zusammen wie ein Kind. Ihre Haut fühlte sich immer noch fiebrig an, und Rosalind betrachtete sie sorgenvoll. Monsieur Gingras müsste doch mehr für sie tun können! Rosalind stieß einen leisen, verärgerten Laut aus.
Stimmen näherten sich ihrem kleinen Unterschlupf, dann erschienen zwei Piraten, die sauberer und gepflegter waren als die meisten anderen, und von keinem Geringeren als Yves selbst angeführt wurden.
»Mademoiselle.« Yves fuhr sich müde mit der Hand übers Gesicht. »Ihr sagtet, dass Ihr gewillt wärt, meinen Rat anzunehmen. Seid so gut und tut es jetzt.«
Rosalind wandte das Gesicht ab. »Ich sagte Euch ebenfalls, dass ich nicht vorhabe, dem Capitaine heute Abend noch mehr an Unterhaltung zu bieten. Welcher Art auch immer«, fügte sie hinzu.
Yves betrachtete sie stumm, dann setzte er sich neben sie. »Mademoiselle, soll ich Euch sagen, was geschieht, wenn ich dem Capitaine Eure Weigerung überbringe? Er wird selbst hier herunterkommen, Euch über seine Schulter werfen, hinauf aufs Achterdeck tragen und befehlen, dass man Euch an Euren Stuhl bindet.«
Rosalind verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. »Das darf er gern versuchen.«
Yves blickte finster. »Mademoiselle, wisst Ihr, wie viele Männer der Etoile du Matin heute gestorben sind?«
Rosalind zuckte zusammen und schüttelte den Kopf.
»Zwanzig. In einer Schlacht wie dieser gelten so wenige Opfer als geringer Verlust. Für mich sind sie es nicht.« Yves’ Stimme nahm einen unheimlich eisigen Ton an. »Das waren Menschen, Mademoiselle, Franzosen. Meine Kameraden und Freunde.«
Rosalind verschränkte die Arme noch fester vor der Brust und versuchte, dieses schmerzliche Wissen zu verdrängen. Yves machte es viel zu persönlich, und sie glaubte, jeden einzelnen Tod vor sich zu sehen und mitzufühlen.
»Diese Männer gaben ihr Leben, um Euch zu retten, Mademoiselle. Weil sie loyal gegenüber dem Capitaine waren, der glaubte, Ihr wäret den Preis wert.«
»Offensichtlich teilt Ihr seinen Glauben nicht.«
»Ich verrate Euch, was ich glaube, Mademoiselle. Falls Ihr auch nur einen Funken Anstand besitzt, werdet Ihr das Andenken der Männer ehren, die heute starben. Ihr werdet Euch auf der Stelle nach oben aufs Achterdeck begeben. Ihr mögt nichts von dem Capitaine halten, aber Ihr könntet wenigstens dem Rest von uns Eure Dankbarkeit zeigen.«
Zum ersten Mal sah Rosalind Yves als einen Mann, einen Mitmenschen, jemandes Sohn, Bruder, vielleicht sogar Vater. Sie blickte die beiden Piraten an seiner Seite an. Auch sie waren Menschen, und sie hatten mit den anderen gekämpft, die sie vor Vasquez retteten. Inzwischen wusste sie, dass sie nicht bloß Piraten waren. Sie hatte echte Piraten an Bord von Vasquez’ Schiff gesehen, üble Kerle, die nur der Erscheinung nach Menschen waren.
»Ich danke Ihnen, Messieurs
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