Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
. Ich verdanke Ihnen mein Leben. Und Ihre Verluste tun mir ehrlich leid.«
»Beweist es, Mademoiselle«, sagte Yves. »Haltet den Capitaine bei guter Laune. Provoziert ihn nicht mehr.«
Rosalind stand auf. »Ihr habt mich überzeugt, Monsieur Yves. Seid so freundlich und tretet beiseite, damit ich die Dankbarkeit zeigen kann, die Ihr Euch von mir wünscht.« Mit hocherhobenem Haupt ging Rosalind voraus, kletterte durch die Luke nach oben und schritt zum Achterdeck.
Alexandre stand an der Reling und blickte zum Horizont. Ein paar Wolken zogen über den ansonsten tiefblauen Tropenhimmel. Sie fingen die Strahlen des Sonnenuntergangs ein und formten sie zu einem Lichtfächer, während ihre unteren Ränder in leuchtenden Rosa- und Orangetönen schimmerten. In diesem Licht blinkten die Wellen beinahe silbern.
Alexandre drehte sich um, und Rosalind blieb fast das Herz stehen, bevor es sogleich wie verrückt zu rasen begann. Seine lässige Kleidung von vorhin war verschwunden. Nun trug er grünen Samt, ein Jackett und eine Hose, die ebenso elegant gearbeitet waren wie sein burgunderrotes Ensemble, aber zusätzlich mit Goldspitze bestickt. Sein strahlendweißes Hemd wies eine Halsbinde und ein Jabot auf. Dazu Strümpfe, deren makelloses Weiß durch die schwarzen Lederschuhe mit silbernen Spangen noch betont wurde. Wie immer verzichtete Alexandre sowohl auf den Hut als auch auf die Perücke. Stattdessen umrahmte sein glänzend schwarzes Haar das strenge Gesicht. Vor dem Hintergrund des herrlichen Abendhimmels hatte Alexandres Erscheinung etwas Dramatisches, Kraftvolles und Einschüchterndes. Eine ganze Weile blickte er Rosalind nur stumm in die Augen. Schließlich formten sich seine vollen Lippen zu einem Lächeln, das die Schönheit seiner Gesichtszüge zutage brachte.
»Bonsoir, Mademoiselle.«
»Bonsoir, mon Capitaine.« Rosalind wandte sich zu Yves um, der unmittelbar hinter ihr stand und keine Miene verzog. Sie machte ein paar Schritte auf Alexandre zu und legte ihre Hand sanft in seine. »Ich vermute, das hier ist ein Sieges-Diner, mit dem wir die Courage Eurer Besatzung würdigen.«
»Ja, so ist es, Mademoiselle.« Alexandre zog ihre Hand in seine Ellbogenbeuge.
»Mademoiselle.« Yves stellte sich neben Beatrice und bot ihr seinen Arm an.
Beatrice zögerte, weil sie ihm offensichtlich keine solche Vertrautheit gestatten wollte. Erst auf Rosalinds Nicken hin nahm Beatrice Yves’ Arm und ließ sich von ihm zu ihrem Platz neben Rosalind führen.
Acht feingedrechselte Stühle standen um einen eckigen Tisch herum. Doktor Gingras und drei Offiziere standen wartend da, jeder hinter seinem Stuhl. Der Tisch war mit Porzellantellern, Silberbesteck und Leinenservietten gedeckt. Schimmernde silberne Kelche ragten neben den Tellern auf. Bei Rosalinds Ankunft verstummten alle und sahen sie an.
»Meine Damen.« Alexandre sprach Englisch und lächelte Beatrice zu. »Erlauben Sie mir, Ihnen die Offiziere meines Schiffes vorzustellen. Unseren guten Doktor kennen Sie ja bereits.«
Doktor Gingras verbeugte sich. Alexandre zeigte auf einen kleineren Mann zu Rosalinds Rechten.
»Als Belohnung für seine Brillanz, mit der er uns trotz des Sturms auf Kurs hielt, Mademoiselle, habe ich Monsieur le Navigateur zu Eurer Rechten platziert.«
»Monsieur.« Rosalind reichte ihm die Hand. Der Navigationsoffizier beugte sich elegant darüber.
»Neben ihm findet Ihr den klugen Mann, der La Fortuna auf den Meeresgrund beförderte. Darf ich vorstellen, Monsieur le Canonier .«
Rosalind nickte dem Kanonier höflich zu. Dieser Mann also war verantwortlich für die beeindruckenden Prisen, die Black Angel mit einer solchen Geschwindigkeit und zerstörerischen Akkuratesse vornehmen ließ. Doch wenngleich Rosalind diese Scharade beinahe übertrieben fand, wandte sie sich lächelnd dem Kanonier zu: »Eure Präzision rettete mir das Leben, besonders als Capitaine Vasquez so geschmacklos war, mich als zweite Galionsfigur zu benutzen.«
Alexandre und Doktor Gingras lachten leise, der Navigationsoffizier lächelte kurz und der Kanonier überlegte einen Augenblick, bevor er laut lachte.
» C’est bon, Mademoiselle! Ich bin froh, Euch wieder an Bord der Etoile du Matin zu sehen, wo Ihr hingehört.«
Rosalind fand seine Wortwahl befremdlich, doch ehe sie darüber weiter nachdenken konnte, lenkte Alexandre ihre Aufmerksamkeit auf einen Mann, der links von Doktor Gingras stand. Sein Jackett hing ihm seltsam schräg von den Schultern und beulte sich
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