Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
Seine Schultern hoben und senkten sich unter den schweren Atemzügen.
Rosalind griff nach der Reling, um sich Halt zu verschaffen. War es Kummer oder Zorn, der jetzt Alexandres Temperament anheizte? Sie blickte sich um, aber es schien niemand in der Nähe zu sein. Die Mannschaft hatte sich vom Vorschiff zurückgezogen und wagte sich nicht näher heran als bis zur Mitte des Hauptdecks. So ungern sie es auch täte, sie wünschte sich, sie könnte Yves herbeirufen. Er schien zu wissen, wie man mit Alexandre umging, wenn er in eine seiner seltsamen Stimmungen verfiel.
»Vielleicht …«, begann Rosalind zögernd.
Alexandre hob den Kopf.
Angst schnürte Rosalind die Kehle zu. Sie schluckte und versuchte es noch einmal. »Vielleicht sollte ich lieber nach unten gehen.«
Ehe Rosalind noch einen Schritt zurück machen konnte, drehte Alexandre sich zu ihr um und griff nach ihrer Hand.
»Mais non, mademoiselle.« Wieder verbargen Schatten sein Gesicht. »Ihr wart mutig genug, mich vor meiner Crew zur Rede zu stellen.« Seine Stimme klang kalt, klar und gelassen. »Werdet Ihr jetzt feige, wo Ihr doch die Wahrheit erfahren könntet?«
Er hielt ihre Hand weiter und blickte hinaus aufs Meer. »Das war der schlimmste Tag meines Lebens. Nein, er war viel mehr das Ende meines Lebens. Jetzt bin ich hier, weit fort von zu Hause, jage kleine englische Boote und erschrecke Lehrerinnen.« Er schüttelte den Kopf und murmelte etwas. »Auch ich verdiene Besseres. Aber die Zeit dafür ist noch nicht gekommen.«
Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, die Zähne zusammengebissen und die Augen fest geschlossen. Dabei sah er so unglücklich aus, dass Rosalind ihm behutsam eine Hand auf die Schulter legte.
»Wie seltsam, dass uns etwas so Tragisches miteinander verbindet. Piraten versenkten das Schiff, das den Schlüssel zum Vermögen meiner Familie bedeutete. Als es unterging, versank meine Zukunft mit ihm.« Sie sah hinaus aufs Wasser. »Die Dover Lady war auf ihrem Weg nach Jamaika.« Sie lachte, kalt und bitter. »Wie es scheint, bringt die Karibik unserer Familie kein Glück.«
Alexandre drehte sich zu ihr und sah sie an. Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. War das Besorgnis, Verlegenheit oder etwas Dunkleres und Undurchschaubares?
»Meiner bringt sie Glück«, sagte er. »Aber nur, weil ich dafür gesorgt habe.« Er rieb sich übers Gesicht und schien damit seine Verzweiflung und Traurigkeit wegwischen zu wollen. Sogar ein zaghaftes Lächeln zeigte sich, als er Rosalinds Hand an seine Lippen hob. »Vielleicht habt Ihr den bösen Zauber gebrochen, ma belle . Zweimal seid Ihr Piraten begegnet und habt über sie triumphiert.«
Rosalind musste ihm bis zu einem gewissen Grade Recht geben. Sie hatte überlebt. Sie hatte für Beatrices Sicherheit gesorgt. Sie hatte einen weiteren Tag durchgestanden, ohne ihre Unschuld oder ihr Leben zu verlieren. Ihre Sinne waren neu geschärft für den schwülen Glanz der Nacht. Sie war an Bord der Etoile du Matin , stand mit Black Angel persönlich am Bug, und verspürte das wahnwitzige Verlangen, ihre Haare frei im Wind wehen zu lassen und zu lachen, bis sie außer Atem war.
Neben ihr blickte Alexandre in den Himmel hinauf. Mondlicht schien ihm ins Gesicht, und das blass-silberne Licht vertrieb die dunklen Schatten. Darunter kam der sorglose Jugendliche zum Vorschein, der er gewesen sein musste, ehe die Tragödie sein Leben veränderte. Rosalind hatte ihn wütend, amüsiert, zärtlich und zornig erlebt. Jetzt, in dieser nachdenklichen Stimmung, war seine Schönheit mehr als betörend. Sie holte vorsichtig Luft und stieß einen leisen Seufzer aus.
»Man sagt, aller guten Dinge sind drei.«
Alexandre sah sie an, als suchte er nach etwas, und sie hoffte, dass er es fände. Schließlich zog sich sein einer Mundwinkel nach oben, und ein Grübchen erschien auf seiner Wange.
»Kommt, ma belle . Es wird Zeit, dass wir beide ins Bett gehen.« Dann ließ er ihre Hand los und trat von der Reling weg. »Ich biete Euch den Komfort meiner Kajüte an. Falls Euer Anstandsgefühl verlangt, dass Ihr unten schlaft, sei es so.«
Alexandres weiches, warmes Bett war der schaukelnden Hängematte und Erics unerträglichem Schnarchen unbedingt vorzuziehen. Rosalind zögerte, hin- und hergerissen zwischen Müdigkeit und dem Widerwillen, ihm in die Höhle des Löwen zu folgen.
»Was ist Eure Vorstellung von ›Komfort‹, mon Capitaine ?«
Er lächelte. »Eine gute Matratze, feines Leinen, genügend
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