Im Bann des Prinzen
schließlich verlassen hatte, war ihm die Arbeit auf einem Shrimpskutter wie ein Urlaub vorgekommen. So viel Weite, keine Grenzen, keine Einschränkungen. Vor allem aber hatte er es genossen, Menschen zu treffen, denen er vertrauen konnte.
Aber mit Dreijährigen hatte er auch da nicht zu tun gehabt.
Was brauchten Kinder? „Hast du Hunger?“
Kolby nickte und zeigte zu den Blätterteigtaschen. „Das da. Aber mit Erdnussbutter.“
Dankbar, etwas tun zu können, sprang Tony auf. „Na, dann sollst du Erdnussbutter bekommen. Komm mit.“
Es dauerte einen Moment, bis er in der großen Speisekammer fündig geworden war, zum Glück fand er Erdnussbutter.
Doch gerade, als er Kolby den Teller zuschieben wollte, fiel ihm etwas ein. Verflixt, und was war, wenn der Kleine allergisch auf Nüsse reagierte? Kolby wollte nach dem Teller greifen, und Tony unterdrückte erneut einen Fluch. „Lass uns lieber auf deine Mom warten.“
„Warum wollt ihr auf mich warten?“ Shannons Stimme erklang hinter ihm.
Er schaute sich um, und sein Herzschlag erhöhte sich. Verdammt, die Jeans standen ihr aber auch gut, sie schmiegten sich wie eine zweite Haut um ihre langen Beine. Das Haar, noch feucht vom Duschen, fiel ihr auf die Schultern, und Tony dachte daran, wie seidig es sich anfühlte … und ermahnte sich dann, derlei Gedanken in Gegenwart ihres Sohnes lieber zu unterdrücken.
Tony hielt den Teller hoch. „Darf er Erdnussbutter essen?“
„Er hat sie noch nie so probiert, aber ich bin sicher, dass es ihm schmeckt.“ Sie nahm ihm den Teller ab. „Allerdings fürchte ich, dass zerbrechliche Keramik nicht unbedingt geeignet ist für einen Dreijährigen.“
„Hey, Großer, ist der Teller in Ordnung für dich?“
„Is okay.“ Kolby tapste zu seiner Mutter und schlang ihr einen Arm ums Bein. „Elefanten sind besser. Kann ich Milch kriegen?“
„Mit Milch kann ich dienen.“ Tony öffnete den Kühlschrank und holte die Milch heraus. „Und beim nächsten Mal bekommst du den schönsten Elefantenteller, den wir finden können.“
„Warte.“ Shannon wühlte in der großen Tasche, die sie um die Schulter hängen hatte, und holte einen Kinderbecher heraus.
Sie füllte den Becher bis zur Hälfte, nahm den Teller in die eine und Kolby an die andere Hand und ging hinaus auf die Veranda. Sie setzte sich und zog Kolby auf ihren Schoß, den Teller gerade außerhalb seiner Reichweite. Dieses Bild – eine Familie beim Frühstück – beunruhigte Tony auf seltsame Weise.
Shannon brach ein Stück von dem Gebäck ab und reichte es ihrem Sohn. „Ich hatte letzte Nacht viel Zeit zum Nachdenken.“
Also hatte sie auch nicht besser geschlafen als er. „Worüber hast du nachgedacht, nachdem ich gegangen bin?“
Abrupt schaute sie ihn an, und eine leichte Röte überzog ihr Gesicht. „Über den Besuch bei deinem Vater natürlich.“
„Natürlich.“ Er nickte lächelnd.
„Natürlich“, plapperte Kolby nach.
„Ich möchte Vernon und deinen Anwalt über unsere Pläne unterrichten, und dann komme ich mit dir.“
Er hatte gewonnen. Tony war unglaublich erleichtert, nicht nur, weil sie in Sicherheit sein würde, sondern auch, weil er mehr Zeit bekam, um sie umzustimmen. Was ihm allerdings zu schaffen machte, war die Tatsache, dass sie ihm so wenig traute, dass sie es für nötig hielt, ihre Reisepläne Dritten anzuvertrauen. „Und wie kommt es, dass du Vernon einweihen willst? Er ist mein Freund. Ich habe sein Restaurant finanziert.“
„Dir gehört das Restaurant? Du bist derjenige, der mein Gehalt bezahlt? Ich dachte, es gehört Vernon.“
„Du wusstest es nicht?“ War wahrscheinlich ganz gut, sonst hätte er sie vermutlich nie davon überzeugen können, mit ihm auszugehen. „Vernon hat sich als Freund erwiesen, als ich einen gebraucht habe. Von daher war ich froh, ihm einen Gefallen tun zu können.“
„Er hat dir einen Job gegeben, als du ohne nennenswerte Referenzen Arbeit gesucht hast, oder?“, meinte sie intuitiv.
„Woher weißt du das?“
„Bei mir war es genauso.“ Ein bittersüßes Lächeln erschien auf ihren Lippen. „Aus dem Grund vertraue ich ihm.“
„In Ordnung“, erwiderte Tony und dachte daran, dass er, noch ehe die Sonne untergegangen war, auf die Insel seines Vaters in der Nähe von Florida zurückkehren würde.
Sie saß tatsächlich in einem Privatflugzeug und flog …
Irgendwohin.
Da die Fensterblenden heruntergelassen waren, wusste Shannon nicht, ob sie über Land oder Wasser flogen.
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