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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Fremdkörper.«
    »Es ist gut so. Und du bist eine sehr tapfere Frau.«
    Sie wusste, dass das ein großes Lob war. Verstohlen strich sie über seinen Handrücken.
    »Trotzdem solltest du nicht leichtfertig werden. Gut und Böse liegen oft dicht beieinander.« Er nahm einen Stock und stieß einen Stein beiseite. Blitzschnell schoss darunter eine Sandviper hervor. Mit einem Schrei zuckte Désirée zurück, doch die Schlange war schon verschwunden.
    »Siehst du, du hast dem Stein nicht angesehen, dass er etwas Böses verbirgt.«
    »Wie soll ich das denn sehen? Ich habe es nicht einmal geahnt!«
    »Wenn man das Gute nicht vom Bösen unterscheiden kann, dann weiß man nicht, wo sich das Böse verbirgt und welche Gestalt es angenommen hat.«
    »Hast du aus diesem Grund Französisch gelernt?«, wollte sie wissen.
    »Éoulla«, erwiderte er, »es ist die Sprache des Feindes.«
    Sie hob die Augenbrauen. »Also betrachtest du die Franzosen als Feinde? Dann haben die Männer doch Recht, die dich vor mir warnten.«
    »Nein, das haben sie nicht. Nicht du bist ein Feind, nicht die französischen Menschen, sondern ihre Politik.«
    »Aber die Politik wird von Menschen gemacht«, entgegnete sie. »Die Politiker sind es, die Gesetze machen. Sie sind es, die Kriege beginnen, die Länder erobern.«
    »Es ist mehr als nur ein Gesetz, ein Krieg – es ist wie die Kel Essouf. Es kommt als Geist mit den Fremden und versucht dich zu besiegen, zu unterwerfen, auszunutzen und letztlich zu zerstören.«
    Er griff zu seiner takouba , der schönen, gefürchteten. »Wir sind Krieger. Dieses Schwert mit dem roten Griff begleitet einen Mann bis zu seinem Tod. Doch es gibt einen Feind, gegen den das Schwert machtlos ist. Es ist der Geist in den fremden Köpfen. Er greift auf uns über, verwirrt die Gedanken und macht uns selbst zu Dämonen. Dann vergeht das, was wir unsere Werte nennen. Sie verschwinden im Sand, werden verweht, verdrängt. Nichts bleibt von den blauen Kriegern übrig, von den schönen Frauen, von den Gesetzen unseres Lebens. Es sind diese fremden Geister, die unser Volk bedrohen.«
    »Wie können sie euch bedrohen? Ihr lebt hier, mitten in der Wüste.«
    »Der Teufel spricht mit falscher Zunge. Er tut so, als wolle er dir helfen, Gutes tun. In Wirklichkeit aber presst er den letzten Tropfen Blut aus dir heraus. Er besitzt einen brennenden Durst, einen unersättlichen Hunger, gierig und egoistisch verschwendet er, was er anderen geraubt hat. Und er lässt bleiche Knochen zurück. Das Leid eines Volkes kümmert ihn nicht. Iblis – es ist der Teufel in Form eines Geistes, geboren in fremden Köpfen.«
    Désirée hörte Arkani zum ersten Mal so reden. »Ich bin mit diesem fremden Geist im Kopf aufgewachsen, Arkani. Doch er hat mir nicht geschadet. Er hat mich sogar all die fremden Völker verstehen lassen, die ich studiert habe.«
    »Es waren untergegangene Völker, tote Welten. Die Tuareg aber leben.«
    »Ja, sie leben. Und ich will sie verstehen können.« Sie glättete den Sand vor ihren Füßen. »Zeige mir deine Schrift.«
    Arkani glättete ebenfalls eine Fläche des Sandes und malte mit dem Finger Striche und Zeichen.
    »Man kann die Zeichen von oben nach unten schreiben, von rechts nach links oder von links nach rechts.«
    Er malte eine Reihe Zeichen untereinander: ein Dach wie ein umgekehrtes V, ein Quadrat mit einem Punkt darin, ein weiteres, leeres Quadrat.
    »Und was bedeutet das?«
    »DÉSIRÉE, das ist dein Name.«
    Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Aber es sind doch nur drei Zeichen. Sind das drei Buchstaben?«
    »Ja. Meist werden die Vokale nicht mitgeschrieben.« Er zeigte auf das umgekehrte V. »Das entspricht dem D, das nächste dem S und dieses dem R. Für die Vokale a, e und i gibt es nur einen Punkt. Man kann also zwischen jedes Zeichen noch einen Punkt setzen. Es käme auf das Gleiche heraus.«
    Désirée malte ein Viereck in den Sand. »Das entspricht dem R, nicht wahr?«
    Arkani nickte.
    »Nun zeig mir das Zeichen für das K.«
    Er drückte drei Punkte im Dreieck in den Sand.
    »Aha!« Désirée wiederholte das Zeichen. »Und das N?«
    Arkani zog einfach einen waagerechten Strich.
    »Das ist alles?«, staunte sie. »Das wäre dein Name: Viereck, drei Punkte, Strich?«
    »So ist es.« Er lachte amüsiert. »Aber was ist schon ein Name? Er wird gegeben und auch wieder vergessen.«
    »Über meinen Namen hast du einmal etwas ganz anderes gesagt«, erinnerte sie ihn.
    »Das stimmt. Er schmeckt süß wie Honig,

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