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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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stärker als der Tod. Vergiss das nie, Désirée, vergiss das nie!«

XXXIII
    Sie ritten im glitzernden Licht der Sterne. Der Horizont verlor seine Grenzen. Es war, als würden Himmel und Erde sich umarmen. Die Erde hatte die Hitze des Tages längst ausgeatmet. Die Kälte der Nacht begleitete die drei einsamen Reisenden. Es hatte den Vorteil, dass der Durst nicht so brennend, der Ritt nicht so kräftezehrend, der Wasserverbrauch nicht so hoch sein würde.
    Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Arkani sich in die Hand Gottes begeben. Désirée ahnte nichts davon. Sie vertraute ihm, dass er sie sicher durch diese Hölle geleitete bis in das Lager. Und er würde sein Leben dafür geben, nur um ihres zu retten.
    Er hatte den Pfad verlassen, den Pfad, den ihm die Tradition, das Leben in der Wüste auferlegt hatte. Wer die Traditionen nicht achtete, der konnte in der Wüste nicht überleben. Wer vom Pfad abwich, der würde elend verdursten.
    Er war ein Amahar , geboren mit Sand in den Augen und Durst in der Kehle. Vielleicht würde Touhami auch sterben. Doch zuallererst würde Désirée sterben. Sie würde diese Gluthölle nicht aushalten. Bereits als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, wusste er, dass sich in ihm etwas verändert hatte. Es war etwas Unheilvolles, etwas, was ihn beunruhigte. Zuerst wichen die Gedanken vom Pfad ab. Dann wich auch sein Tun vom Pfad ab. Es brachte Unheil. Der rote Mond – die Farbe Rot verriet Unheil. Rot war wie eine Warnung. Arkani, geh zurück!
    Er konnte nicht mehr zurück, nichts ungeschehen machen, sich seine Liebe aus dem Herzen reißen. Wie die Dschinnen hatte die Liebe ihn in Besitz genommen, und er wusste, er würde nie wieder davon loskommen. Hatte er damit sein Volk verraten? Bislang wollte er es nicht wahrhaben, aber mittlerweile begann er zu zweifeln. Vielleicht hatte Menahil Recht, dass Désirée das Unglück anzog. Dieser Gedanke verursachte einen schrecklichen Zorn in ihm. Désirées Seele war rein, davon war er überzeugt. Auch wenn sie keine Gläubige war, zumindest nicht an Allah glaubte und den Kel Essouf trotzte. Er bewunderte ihren Mut, gleichzeitig jedoch war ihm klar, dass diese Herausforderung der Geisterwesen nicht ungestraft bleiben würde. Welche Strafe würden sie sich ausdenken? Egal, es würde eine grausame Strafe sein.
    Er wandte sich nicht zu ihr um. Sie ritt hinter ihm, hockte zusammengesunken auf ihrem Mehari und ließ apathisch die Torturen der Reise über sich ergehen. Sie war tapfer und klagte nicht. Das nötigte ihm Respekt ab. Er gab ihr die größten Bissen des kärglichen Proviants, er flößte ihr den größten Schluck Wasser ein. Und doch war er sich nicht sicher, ob sie die Reise überstehen würde.
    Désirée! Ein warmes Gefühl durchflutete ihn, wenn er nur an sie dachte, ihren Namen in Gedanken aussprach. Er wünschte sich neben ihr zu liegen, ihren silbernen Körper zu liebkosen, sich in ihren Duft zu versenken. Es gab nichts, was schöner, reiner, begehrenswerter war als ihr Körper. Er liebte ihre blauen Augen, die ihn an eine kühle, in den Felsen verborgene guelta erinnerten, er liebte ihr langes, blondes Haar, wenn es im Abendwind wehte und ihn an das Band der Milchstraße am Himmelszelt erinnerte. Er liebte die lustigen Sommersprossen auf ihrer Nase, die so unwillkürlich verteilt waren wie die Blumen in der Wüste nach einem Regen. Er liebte ihre Stimme, wenn sie mit ihm auf Tamasheq sprach oder in ihrer Muttersprache erzählte. Er liebte ihre hellen, schlanken Hände, wenn sie zart über seinen Körper strichen, wie damals im Wasser.
    Wasser! Er durfte nicht an Wasser denken. Er durfte nicht daran denken, dass sie für die letzten beiden Tage ihrer Reise kein Wasser mehr zur Verfügung haben würden. Er würde es vielleicht aushalten, Touhami möglicherweise auch, Désirée nicht. Dieses Schicksal machte sie zum Brennholz für das Wüstenfeuer, zum Weihegeschenk für den Tod.
    Arkani fürchtete den Tod. Nicht den heldenhaften in der Schlacht, dafür war er ein Krieger. Er fürchtete den schmachvollen, langsamen, quälenden Tod, der jedem Lebewesen beschieden war, das kein Wasser mehr hatte. Wasser! Es schmeckte nach nichts, es besaß keine Farbe und keinen Geruch. Und doch war es so unentbehrlich für das Leben. Wie verletzlich war das Leben, nur einen Hauch vom Tod entfernt. Er hatte all seine Erfahrung als Wüstennomade in die Waagschale geworfen. Jetzt lag es an Gott, dass sich die Waage neigte. Arkani wusste nicht, wohin. Er

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