Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)
letztendlich reißen wird.«
»Lamm, du liebes Gänseblüm… Scheiße. Sie machen mir keine Angst.«
»O ja, eine Närrin auf tausendfache Art.«
»Ich weiß, dass Sie mich angelogen haben. Was ist es in Wahrheit, Barrons, dieses shi-sadu ?« Ich hatte ehrlich nicht beabsichtigt, das fremdartige Wort besonders zu betonen, trotzdem schien es laut wie Querschläger eines Gewehrschusses von den Mauern der umstehenden Gebäude abzuprallen. Entweder das, oder gerade in diesem eigenartig herausgehobenen Moment entstand eine totale Stille. Ähnliches passiert manchmal bei Unterhaltungen – gerade in dem Augenblick, in dem man etwas sagt wie: Ist es zu fassen, dass die Sowieso ein solches Miststück ist?, sind alle anderen im Raum ganz leise, die Sowieso steht direkt hinter einem und man möchte am liebsten im Erdboden versinken. »Am besten, Sie sagen’s mir gleich, denn ich bewege mich nicht von der Stelle, bis ich alles erfahren habe.«
Er stand neben mir, ehe ich blinzeln konnte. Der Mann hatte blitzschnelle Reflexe. Allerdings hatte er nicht dort gestanden, wo ich ihn zu sehen geglaubt hatte. Er löste sich keine drei Meter von mir entfernt aus den Schatten und drängte mich an die Tür zurück. »Sie verdammte Idiotin – sprechen Sie nie wieder solche Dinge unter freiem Himmel und noch dazu bei Nacht aus!« Er drängte mich noch mehr zurück und streckte die Hand zum Türschloss aus.
»Ich spreche aus, was immer …« Ich verstummte und starrte an Barrons vorbei in die Dunkelheit. Der schwarze Fleck, den ich für Barrons gehalten hatte, bewegte sich. Und jetzt huschte ein zweiter ein Stück weiter weg an einer Hausmauer entlang. Er war ungeheuer groß. Ich spähte auf die Straße, um zu sehen, welcher Dummkopf nachts durch diese schreckliche Gegend lief und so große Schatten warf.
Da war niemand.
Ich richtete den Blick wieder auf die beiden Flecken. Sie kamen auf uns zu. Schnell.
Ich sah zu Barrons auf. Er hielt meinem Blick, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, stand. Dann drehte er den Kopf, blickte kurz über die Schulter und wieder zurück zu mir.
Schließlich stieß er die Tür auf, schob mich in den Laden, schloss die Tür sofort wieder und schob drei Sicherheitsriegel vor.
Sechs
»Sie sind mir eine Erklärung schuldig«, sagte er barsch und schubste mich weiter weg von der Tür. Dann drehte er mir den Rücken zu und knipste die in die Wand eingelassenen Lichtschalter an, einen nach dem anderen. Indirekte Leuchten und Wandlampen flammten auf. Die Scheinwerfer, die das Haus anstrahlten, tauchten die Nacht in weißes Licht.
»Eine Erklärung? Was für eine Erklärung? Sie haben mir einiges zu erklären. Warum haben Sie mich belogen? Gott, was ist das nur für eine Stadt! Alina war so begeistert von Dublin, weil die Leute angeblich so nett sein sollen und alles so hübsch ist, aber hier ist gar nichts hübsch und kein Mensch ist nett. Ich schwöre, ich werde dem nächsten Idioten, der mir rät, nach Hause zu fliegen, etwas antun.«
»Als ob Sie das könnten. Sie könnten sich dabei ja einen Fingernagel abbrechen.« Er warf mir einen verächtlichen Blick über die Schulter zu.
»Sie wissen rein gar nichts von mir, Barrons.« Mein Blick war ebenso verächtlich wie seiner.
Als er alle Lichter eingeschaltet hatte, drehte er sich zu mir um. Ich zuckte ein wenig zusammen, als ich ihn in dem hellen Lichtschein sah. Offenbar hatte ich ihn mir gestern nicht so genau angeschaut, denn ich bemerkte erst jetzt, dass er nicht nur männlich und anziehend, sondern fastin beängstigender Weise sexy wirkte. Heute Abend sah er irgendwie anders aus. Er erschien mir größer, schlanker, gemeiner; seine Haut war straffer, die Züge des arroganten Gesichts schärfer. »Woher stammen Ihre Vorfahren eigentlich, Barrons?«, erkundigte ich mich noch immer ärgerlich und wich zurück, um mehr Distanz zwischen ihn und mich zu bringen.
Er betrachtete mich verständnislos. Fast schien es, als hätte ich ihn mit dieser persönlichen Frage überrumpelt und als wäre ihm so etwas ganz neu. Er schwieg eine Weile, überlegte sich offenbar, wie er antworten sollte, dann zuckte er mit den Schultern. »Sie sind Basken und Kelten. Pikten, um genau zu sein, Miss Lane, aber ich bezweifle, dass Sie den Unterschied kennen.«
Ich hatte einige College-Kurse in Geschichte belegt und kannte mich in beiden Kulturen ganz gut aus. Eine solche Herkunft erklärte einiges. Jetzt verstand ich, woher er diese leicht schrägen dunklen Augen,
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