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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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hing. Mit jeder knarrenden Drehung der Wagenräder wuchs ihre Angst ein Stück mehr.
    Ihr Blick wanderte zu Jack, dessen Gesicht eine kalkweiße Maske war. In seinem Blick lag keine Frage, keine böse Ahnung oder Verwirrung. Er wusste genau, wer mit dem Wagen kam.
    Angst durchzuckte sie und verbreitete Kälte bis ins Mark. Sie hielt eine Hand vor den Mund. Oh Gott, Jack, was hast du getan?
    Der Wagen bog um die Ecke und kam in Sicht. Friedensrichter Ed Warbass saß auf dem Kutschbock.
    Tess spürte, wie ihre Knie nachzugeben drohten. Sie presste ihre Hand noch fester auf den Mund und warf Jack einen entsetzten Blick zu.
    Als ihre Blicke sich trafen, waren seine Augen traurig und voller Bedauern. Es tut mir Leid, formte er mit den Lippen.
    Es traf sie wie eine erstickende Woge, die über ihr zusammenschlug. Das Bewusstsein drohte ihr zu entgleiten, aber sie krallte sich verzweifelt daran fest.
    Jack hatte sich gestellt.
    »Nein!«, schrie sie. Sie hob ihren Rock an und lief die Treppe hinunter, zur Straße, um sich Jack in die Arme zu werfen.
    »Sag nicht, dass du dich selbst angezeigt hast«, flüsterte sie drängend.
    Als er keine Antwort gab, befreite sie sich aus seinen Armen und starrte ihn an. »Sag es mir«, schrie sie.
    Er zuckte zusammen. Kummer verwandelte seine Züge und ließ ihn unendlich alt und müde aussehen. »Gestern nach der Gemeindeversammlung sagte ich zu Ed Warbass, er solle mich festnehmen.«
    »Verdammt, Jack Rafferty!«, zischte sie.
    Sein Lächeln misslang. »Lissa, es steht zweifelsfrei fest.«
    Sie schlug ihn. Ein fester, brennender Schlag ins Gesicht, der beide überraschte. »Wage es ja nicht, diesen Unsinn zu äußern.« Ihre Stimme brach, Tränen schössen ihr in die Augen und würgten sie in der Kehle. »Wage es ja nicht...«
    Tess schloss die Augen und kämpfte um einen Rest Selbstbeherrschung. Sie musste kühl und gefasst bleiben, musste Jack und auch Ed ruhig und vernünftig überzeugen, dass alles nur ein schrecklicher Irrtum war.
    Sie versuchte zu der wissenschaftlichen Distanz zurückzufinden, die für sie immer selbstverständlich gewesen war, aber die war dahin, begraben unter einer Lawine des Schreckens. Sie drückte eine zitternde, eiskalte Hand an die Kehle. Sie brachte es nicht fertig, rational zu sein. Sie hatte das Gefühl, ihr Inneres würde sich auflösen, zerbröckeln. Alles, was sie sich je gewünscht, was sie ersehnt hatte, war hier, stand vor ihr, zum Küssen nahe. Und es entglitt ihrem Griff wie flüchtiger Dunst.
    Der Wagen hielt vor ihnen an. »Brrr, mein Junge«, sagte Ed Warbass und zügelte das Pferd.
    Jack blickte auf. »Hi, Ed.«
    Ed nahm den Hut ab und drückte ihn auf seinen Schoß. »Hi, Jack.« Er nickte Tess zu. »Mrs. Rafferty«
    Sie lief zum Wagen und umklammerte das raue Seitenbord. »Er hat es nicht getan, Ed. Ich schwöre, dass er es nicht war.«
    Ed warf Jack einen Blick voller Unbehagen zu. »Er sagt etwas anderes«, lautete seine ruhige Antwort.
    Tess drehte sich um und lief wieder zu Jack. »Tu es nicht, Jack ... bitte.«
    Er schaute sie nicht an, und irgendwie schmerzte das mehr als jeder Schlag.
    Wut belebte sie von neuem. »Nein, verdammt!« Sie wandte sich an Warbass. »Er war es nicht. Hören Sie nicht auf ihn, er ist ...«
    »Verrückt«, sagte Jack tonlos.
    Wieder drehte Tess sich um. »Verdammt, Jack, du bist nicht verrückt. Du bist nur total geschockt und verängstigt.«
    »Lebe wohl, Lissa.«
    Plötzlich schien der Boden zu schwanken, und Tess taumelte. Der Knoten der Angst löste sich und strömte wie ein eisiger Strom durch ihr Blut. »Ach, Jack ...«
    Da drehte er sich langsam und hölzern zu ihr um. Sein Gesicht war eine kalte, gefühllose Maske. Für jemanden, der ihn nicht kannte, sah er aus wie ein kaltblütiger Killer.
    Bis auf die Augen. In den grünen Tiefen lag so unverhüllter und verzehrender Schmerz, dass es seiner ganzen Selbstbeherrschung bedurfte, um nicht die Fassung zu verlieren, wie Tess genau wusste. Sein Mund bebte leicht und wurde dann wieder zu einem straffen Strich.
    »Warum?«, flüsterte sie.
    »Ich muss meine Familie schützen.«
    Tess schluckte. »Jack, wir sind bei dir sicher. Aber ohne dich sind wir es nicht.« Sie trat einen Schritt auf ihn zu, legte die Hand auf seine Brust. »Ohne dich niemals.«
    Er beugte sich über sie und küsste sie. Ein kurzer bittersüßer Kuss, der viel zu rasch endete. »Ich liebe dich«, flüsterte er an ihrer Stirn, als er schließlich zurücktrat.
    Tess schlang die Arme

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