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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Weshalb hätte der Mann sich etwas Derartiges aus den Fingern saugen sollen?
    Templetuns Miene verdüsterte sich ob der Frage, und als Antwort schüttelte er nur den Kopf. „Also, was sagt Ihr?“, hielt er entgegen. „Werdet Ihr die Dame heiraten oder nicht?“
    Hethe lachte unfroh. „Habe ich denn eine Wahl?“ Dabei sah er William und nicht Templetun an. William schaute von dem Schreiben auf und schüttelte widerstrebend den Kopf.
    „Dachte ich mir. “ Müde fuhr er sich durchs Haar und verlagerte sein Gewicht. Eine neue Gemahlin, um die er sich sorgen musste, brauchte er nun wirklich nicht. Selbst wenn er nach einer Ausschau gehalten hätte, wäre Tiernays Tyrannin die Letzte gewesen, für die er sich entschieden hätte. Allmächtiger! Das schreckliche Weib mischte sich in alles ein und traktierte ihn andauernd mit Schreiben, in denen sie ihn dafür schalt, wie schändlich er mit seinen Untergebenen umspringe. Er selbst hatte nie auch nur einen ihrer Briefe gelesen, aber William erstattete ihm stets Bericht. William wiederum erfuhr den Inhalt von Stephen, der die Besitzung als Kastellan verwaltete, wann immer Hethe in die Schlacht zog. Die Frau setzte dem jungen Stephen gehörig zu.
    Nun sah es ganz danach aus, dass künftig er derjenige sein würde, dem sie zusetzte - und nicht nur durch unpersönliche Botschaften. Er würde sich mit der Frau persönlich herumschlagen dürfen. Überaus persönlich sogar. Bei dem Gedanken erhob er sich von seinem Platz und strebte mit langen Schritten auf die Treppe zu. Umgehend war auch Templetun auf den Beinen und setzte ihm nach.
    „Mylord? Wo wollt Ihr hin?“
    „Ein Bad nehmen“, erwiderte Hethe, ohne langsamer zu werden. „Ich gehe davon aus, dass ich mir den Todesgestank vom Leibe waschen und eine Nacht Ruhe gönnen darf, ehe ich nach Tiernay hasten muss, um die Dame zu heiraten. Sie wird sich inzwischen ja wohl kaum in Luft auflösen.“
    „Oh, nay.“ Am Fuß der Treppe blieb Templetun stehen und ließ Hethe ziehen. „Ich meine, aye ... Gönnt Euch ruhig ein Bad und Schlaf. Ich setze Lady Tiernay durch einen Boten davon in Kenntnis, dass wir morgen eintreffen werden. Gleich nach dem Morgenmahl?“, fügte er hoffnungsfroh an.
    „Nach dem Mittagsmahl“, beschied Hethe. „Ich würde gern erfahren, wie es um mein eigenes Land steht, ehe ich überstürzt wieder aufbreche, um auf einer neuen Besitzung Fuß zu fassen.“
    „Selbstverständlich. Also nach dem Mittagsmahl“, willigte Templetun wenig erfreut ein.
    Hethe brummte nur und schritt die Treppe hinauf zu seiner Kammer. Er stand schon eine Weile am Fenster und starrte hinaus, als es an der Tür klopfte. Hethe beschied dem Klopfenden einzutreten und war nicht überrascht, als mehrere Bedienstete einen Badezuber und eimerweise heißes Wasser hereintrugen. Zwar hatte er nicht ausdrücklich ein Bad verlangt, sondern nur Templetun gegenüber erwähnt, dass er gern eines nehmen würde, doch das genügte auf seiner Burg, um sofort alles Nötige zu veranlassen. Holdens Gesinde war tüchtig und verrichtete seine Arbeit in Windeseile. Was Hethe mit großer Zufriedenheit erfüllte. Seine Leute hatten die Knechte und Mägde weise gewählt.
    Schweigend beobachtete er, wie das Bad bereitet wurde, ehe er die Bediensteten entließ. Eine der Mägde blieb zurück, um ihm zur Hand zu gehen. Sie war drall und hübsch, aber er schickte sie dennoch mit einem Wink hinaus. Er wollte allein sein, denn er musste über die Sache mit seiner Vermählung nachdenken. Darüber, wie es sein würde, wieder verheiratet und für eine Gemahlin verantwortlich zu sein.
    Bei dem Gedanken versteifte er sich unwillkürlich. Rasch entledigte er sich seiner Kleider und stieg in den Zuber. Das Wasser umfing ihn so warm und einladend wie eine Geliebte. Hethe lehnte sich zurück, schloss die Augen und spürte, wie er sich allmählich entspannte. Seine Gedanken begannen zu wandern.
    Er war erst zwölf gewesen und Nerissa sieben, als der Ehevertrag unterzeichnet worden war. Sie war nicht ganz zwölf gewesen und er siebzehn, als ihre Eltern, des Wartens müde, auf die Hochzeit gedrängt hatten. Beide Seiten hatten nach einer Verbindung der zwei Sippen gegiert - Hethe hatte Namen und Titel mit in die Ehe gebracht und Nerissa das Vermögen ihres Vaters. Der junge Hethe war immerhin reif genug gewesen anzuregen, die Hochzeitsnacht zu verschieben, bis das Mädchen älter sei - was, wie sich herausstellte, vernünftig gewesen wäre. Damit jedoch war weder

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