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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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sich aus dem Fenster und atmete tief die frische Luft ein. Es war ein herrlicher Tag, doch obgleich die Sonne hell vom Himmel strahlte und nur eine leichte Brise wehte, lag Regen in der Luft. Sie musterte die Blätter der Bäume im Hof, an denen sie erkannte, dass in der Tat ein Schauer bevorstand. Aye, es würde bald regnen.
    Gerade wollte sie die Bespannung loslassen, als eine Bewegung unten sie innehalten ließ. Ein Mann überquerte den Hof, und kurz meinte sie, es sei ihr Gemahl, ehe sie erkannte, dass es Sir William war. Die beiden ähneln sich wahrlich, was ihre Gestalt angeht, dachte sie versonnen.
    Während sie ihn noch betrachtete, rief jemand, woraufhin William stehen blieb, sich umwandte und wartete. Helen lehnte sich weiter hinaus und spähte zum Portal hinunter, um zu sehen, wer da gerufen hatte.
    Hethe! Er strebte auf William zu. Helen ließ den Blick zwischen den beiden hin- und herwandern und kam zu dem Schluss, dass die Ähnlichkeit doch nicht sehr groß war. Hethe war hochgewachsener, ein wenig kräftiger, und zudem war ihm eine stolze Haltung eigen, die seinem Ranghöchsten fehlte. Beide allerdings hatten denselben weit ausholenden Gang.
    Helen hörte, wie die Tür zum Schlafgemach aufging, und drehte sich um. Mary schlüpfte herein und eilte zu ihr.
    „Tut mir leid, dass ich Euch so lange habe warten lassen, Mylady. Ich musste noch einen Boten hinunter ins Dorf schicken, um ...
    „ Schon gut. “ Helen wischte die Entschuldigung mit einem Wink beiseite und wandte sich wieder ihrem Gemahl zu, der just den Hof überquerte. „Ich möchte, dass die Salbe erst später aufgetragen wird, falls es denn notwendig ist. Ich ... “
    Sie war Hethe mit dem Blick gefolgt, doch eine plötzliche Bewegung am Rande ihres Blickfelds zog ihre Aufmerksamkeit auf
    sich. Sie schaute genauer hin und sah einen kleinen Wagen. Etwas stimmte nicht. Das Zugpferd schien wie von Sinnen. Es stieg und schlug wild mit den Hufen durch die Luft.
    Mary begutachtete Helens Arm. „Ich glaube kaum, dass Ihr noch Salbe benötigt“, hörte Helen sie sagen. „Ich denke, die eine Behandlung hat genügt.“
    Helen erfasste die Worte kaum; wie gebannt starrte sie auf das Geschehen im Hof. Im nächsten Augenblick schlug ihre ungute Ahnung in ausgewachsene Angst um. Das Zugpferd trommelte mit den Vorderhufen auf die Erde und preschte jäh vorwärts, als seien alle Dämonen der Hölle hinter ihm her - und es stürmte direkt auf Hethe zu. Hörte er es denn nicht? Ihr krampfte sich der Magen zusammen. Sie umklammerte das Fenstersims, lehnte sich hinaus und schrie warnend.
    „Was ist?“, wollte Mary wissen und drängte sich neben ihr ans Fenster, als Hethe zu ihnen aufschaute. Die Heilerin erkannte die Gefahr sofort. „Großer Gott!“, hauchte sie.
    Helen beachtete sie nicht, sondern gestikulierte verzweifelt in dem Bemühen, Hethe auf die unmittelbare Bedrohung aufmerksam zu machen. Im letzten Moment fuhr er in die Richtung herum, in die sie wies, als das vermaledeite Pferd auch schon an ihm vorbeifegte. Es hätte nicht viel gefehlt, und das Tier hätte ihn über den Haufen getrampelt. Hethe hatte gerade noch Zeit, sich zur Seite zu werfen, sodass er vor dem Schlimmsten bewahrt wurde. Gänzlich ungeschoren kam er allerdings nicht davon.
    Helen hörte sich schreien, als er zu Boden ging. Sie wirbelte herum und stürmte aus der Kammer. Mit Mary dicht auf den Fersen, rannte sie die Treppe hinunter und eilte durch die Halle zum Portal, das hinaus in den Burghof führte.
    Als Mary und sie Hethe erreichten, hatte sich bereits eine Menschentraube um ihn gebildet. Die beiden Frauen mussten sich einen Weg durch die Menge bahnen, die ihn schweigend umstand. Sir William kniete bereits neben ihm. Blass blickte er auf Hethe hinab, und beinahe schien es, als halte er den Atem an.
    Ungeachtet des Schlamms ließ auch Helen sich auf die Knie nieder. Derweil hastete Mary an Hethes andere Seite und schob William aus dem Weg. Atemlos musterten sie den Verletzten, dessen Brust sich hob und senkte, der jedoch die Augen geschlossen
    hielt. Mary beugte sich vor und untersuchte ihn hastig. Auf seiner Stirn prangte eine Platzwunde, um die herum sich bereits eine Beule bildete.
    „Am Hinterkopf hat er ebenfalls eine Beule“, beschied Mary, und Helen zuckte zusammen. Eine der Beulen rührte zweifellos daher, dass das Pferd ihn gestreift hatte. Die andere dürfte er sich zugezogen haben, als er auf dem Boden aufgeschlagen war. Tief atmete sie durch und wartete,

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