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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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von der Treppe in die Große Halle trat, stellte er fest, dass er sich in der Zeit verschätzt haben musste, denn die Halle lag verlassen da. Helen war nicht zu sehen. Ebenso wenig ihre Tante - leider, denn Hethe hätte sie gern gefragt, wo seine Gemahlin steckte. Als Nächstes probierte er es in der Küche. Nicht dass er ernsthaft erwartete, Helen dort anzutreffen, aber vielleicht konnte ihm ihre Kammerfrau etwas Nützliches mitteilen. Unglücklicherweise war auch von Ducky keine Spur zu sehen. Das ärgerte ihn, allerdings nicht so sehr wie der Umstand, dass er über seine drei Wachhunde stolperte, als er kehrtmachte, um der stickigen Küche zu entfliehen. Erbost funkelte er die drei an und schritt an ihnen vorbei hinaus aus dem Wohnturm. Auf der Treppe vor dem Portal blieb er stehen und ließ den Blick über den Burghof schweifen.
    Endlich entdeckte er Helen, die mit Goliath an der Seite über den Hof ging. Hethe nahm die Stufen nach unten, und seine Eskorte folgte ihm. Während er den Hof überquerte, hörte er ihre Sohlen im Sand knirschen, und das Geräusch fuhr ihm wie ein Reibeisen durch den Schädel und kam ihm durch die Kopfschmerzen bedingt geradezu ohrenbetäubend laut vor. Hethe beschleunigte seine Schritte - seine Wachen ebenfalls. Er begann zu rennen, und sie taten es ihm gleich. Als er Helen erreichte, war er nicht nur außer Atem, sondern auch mit seiner Geduld am Ende.
    „Gemahl!“, rief sie überrascht, als er sie beim Arm fasste und zu sich herumdrehte. Sie musterte sein gerötetes Gesicht, und ihr Erstaunen wich Besorgnis. „Seid Ihr sicher, dass Ihr schon auf den Beinen sein solltet? Dafür ist es eigentlich noch zu früh. Ihr müsst Euch Ruhe gönnen, damit Ihr Euch erholt. Deshalb habe ich Euch doch überhaupt den Schlaftrunk ..."
    „Frau“, unterbrach er sie gereizt. „Mir ist bewusst, dass Ihr Tiernay jahrelang allein verwaltet habt und es gewohnt seid, Befehle zu erteilen. Aber bitte seid so gut und hört auf, mir welche zu geben.“
    Ihre Augen wurden groß, und sie sah ihn gekränkt an. Kurz bedauerte er, sie angefahren zu haben. Als jedoch das Prasseln von Steinchen kundtat, dass seine Wachen hinter ihm schlitternd zum Stehen kamen, knirschte er mit den Zähnen.
    „Schickt sie fort“, presste er hervor.
    Nun blickte sie ihn nicht länger gekränkt, sondern verwirrt an. „Wen?“
    „Wen? Die da, natürlich!“ Mit dem Daumen wies er über die Schulter auf die drei Krieger.
    „Aber sie sollen Euch beschützen, Hethe. Irgendjemand versucht Euch umzubringen.“ Sie sprach sachlich, was ihn sicherlich beschwichtigen sollte, jedoch das Gegenteil bewirkte. Hethe sah darin nur einen weiteren Beweis dafür, dass er Helens Meinung nach schwach war. Der in ihm brodelnde Zorn kochte über.
    „Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen!“, donnerte er.
    „Das weiß ich doch“, entgegnete sie begütigend. „Aber das müsst Ihr nicht länger. Ihr habt nun eine Gemahlin, ein Zuhause, und jeder hier auf Tiernay ...“
    „Trachtet mir nach dem Leben?“, ergänzte er kühl. Ihre Bemerkung, er stehe nicht mehr allein da, sondern habe Frau und Heimstatt, hätte ihn beinahe besänftigt. Die Worte hatten eine unbestimmte warme Empfindung in ihm aufwallen lassen ... bis Helen die Menschen von Tiernay zur Sprache gebracht hatte. Sie hassten ihn, und das wusste er. Die Wärme sickerte davon, und zurück blieb Wut.
    Helen runzelte ob der Unterbrechung die Stirn. „Ich hätte es Euch vermutlich früher sagen sollen“, meinte sie ruhig, „aber Ihr wart nicht in der Verfassung. Da Ihr nun jedoch wieder auf den Beinen seid, solltet Ihr wissen, dass womöglich Stephen ...“
    „Stephen?“, blaffte er und fiel ihr damit abermals ins Wort. „Ihr könnt diese Übergriffe doch nicht Stephen ankreiden. Immerhin fing es erst damit an, seit wir auf Tiernay sind. Es war einer von Euren Untergebenen, der mich die Treppe hinuntergestoßen hat. Einer von Euren Untergebenen hat mich von der Wehrmauer gestoßen.“
    Helen versteifte sich, ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen. „Ist es nicht wahrscheinlicher, dass es einer von Euren Untergebenen war? Einer von denen, die hier Zuflucht gesucht haben?“, fragte sie kalt.
    Die Worte trafen ihn wie ein Fausthieb. Er zuckte zurück, und durch die jähe Bewegung bohrte sich ihm abermals qualvoll Schmerz in den Schädel. Er erholte sich noch von diesem Schlag, als Helen anfügte: „Außerdem wurde Stephen am Abend nach Eurem
    Treppensturz in der Dorfschenke

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