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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Nachdem Hethe fortgeritten war, hatte sie sich nach oben zurückgezogen, um sich hinzulegen. Nicht sofort - zu-nächst hatte sie so getan, als sei nichts geschehen, und versucht, ihren gewohnten Tätigkeiten nachzugehen. Nach einer Weile war ihr das allerdings zu anstrengend geworden. Also hatte sie sich zu Bett begeben - ohne zu weinen - und lange wach gelegen, ehe sie endlich eingeschlafen war.
    „Mylady!“ Der zweite Ruf ertönte, kurz bevor die Tür aufgestoßen wurde und Ducky hereinrauschte. Ihre verschreckte Miene ließ Helen umgehend auf die Füße kommen.
    „Was ist denn?“, wollte sie wissen und eilte Ducky entgegen.
    „Seine Lordschaft! Verletzt! Schon wieder! “ Das letzte Wort zog sie in ihrer fassungslosen Bestürzung in die Länge, und Helen war, als schnüre ihr jemand schmerzhaft die Brust zu.
    „Doch nicht etwa eine weitere Kopfwunde?“, fragte sie betroffen.
    Ducky erhielt nicht die Gelegenheit zu antworten: William und Boswell stolperten ins Gemach, Hethe zwischen sich. Helen erblickte den Pfeil, der ihrem Gemahl aus der Brust ragte, und spürte, wie ihr alles Blut aus den Wangen wich. Eine Kopfwunde hätte sie vorgezogen - gegen eine solche zumindest wäre er durch seinen Dickschädel gefeit gewesen. Aber dies hier? Sie bemerkte seine blutdurchtränkte Tunika und schwankte, weil ihr die Beine nachzugeben drohten.
    „Legt ihn aufs Bett“, befahl Joan, die just in die Kammer stürzte, dicht gefolgt von Tante Nell. „Und zwar behutsam.“
    „Was ist geschehen?“, fragte Helen matt und trat ans Bett. Sie bemerkte kaum, dass sie sich dabei an Ducky klammerte und von dieser gestützt wurde.
    „Irgendein Kerl kam ans Tor geritten und hat ihn dort abgesetzt“, entgegnete Boswell kopfschüttelnd.
    „Wer?“
    Der Kastellan runzelte die Stirn. „Ein Rothaariger. Er hat nicht angehalten, um seinen Namen zu nennen. Hat ihn einfach nur heruntergelassen, sein Pferd gewendet und ist auf und davon.“
    „Rotes Haar“, murmelte Helen.
    „Das war Stephen“, beschied William grimmig.
    Sie schloss die Augen und schob all die Fragen in Bezug auf das Geschehene kurzerhand beiseite. Stattdessen richtete sie ihre Aufmerksamkeit darauf, Joan dabei zu helfen, Hethe zu retten.
    Die Schwäche, die sie befallen hatte, als man ihn hereinschleppte, wich Zielstrebigkeit. Sie bemerkte kaum, dass William und Boswell die Kammer verließen.
    Eine Weile waren die Frauen fieberhaft beschäftigt. Sie zogen Hethe die besudelte Tunika aus, wuschen das Blut um die Wunde fort, holten den Pfeil heraus, reinigten die Stelle und nähten sie. Helen stützte Hethe, während Joan ihm einen stärkenden Trank einflößte. Als alles getan war, was sie hatten tun können, verließen die Heilerin, Tante Nell und Ducky das Gemach.
    Helen zog sich einen der Sessel ans Bett, setzte sich und wachte über ihren Gemahl. Den Rest des Tages sowie die ganze Nacht saß sie da und bekam kaum mit, dass ihre Tante oder auch Ducky dann und wann nach ihr schauten. Sie hatte Angst, Hethe allein zu lassen, und winkte nur ab, wenn jemand sich erbot, an ihrer statt am Bett zu sitzen, damit sie schlafen oder essen konnte. Nachts nickte sie gelegentlich ein, nur um ruckartig aus dem Schlaf hochzufahren und Hethe die Stirn zu befühlen. Jedes Mal stellte sie fest, dass seine Haut kühl und trocken war, woraufhin sie Gott inbrünstig dafür dankte, dass ihr Gemahl wenigstens nicht fieberte.
    Als Tante Nell sich im Morgengrauen zu ihr gesellte, lächelte Helen sie geistesabwesend an und richtete den Blick gleich wieder auf Hethe. Es war fast, als fürchte sie, er könne aufhören zu atmen oder doch plötzlich von Fieber befallen werden, sollte sie den Blick von ihm nehmen.
    „Hat er sich schon gerührt?“, erkundigte sich Tante Nell, nachdem sie einige Momente schweigend dagesessen hatten.
    Helen schüttelte den Kopf und mühte sich, in diesem Umstand kein schlechtes Zeichen zu sehen. Bislang hatte sie sich nur wegen Wundbrand und Fieber gesorgt. Denn auch wenn man nicht dieser Verletzung selbst erlag, konnte man sehr wohl am Fieber sterben. Nun jedoch sorgte sie sich zudem wegen seines langen, tiefen Schlafs. War dies ein schlechtes Zeichen?
    „Wahrscheinlich hat er die Ruhe nötig“, murmelte Tante Nell beschwichtigend.
    „Aye“, stimmte Helen zu. „Hat irgendjemand sich auf die Suche nach Stephen gemacht?“
    „Ich glaube, Sir William hat gestern einige Männer ausgesandt, gleich nachdem er Lord Hethe heraufgebracht hat.“
    „Wo ist

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